Eine aquaristische Attraktion auf der diesjährigen Grünen Woche war der hier vorgestellte Bachlauf. | VON JÜRGEN KOPPA
Nachdem wir – „Aquaria Zehlendorf, Verein für häusliche Naturpflege 1953“ – zuletzt im Jahr 2010 auf der Grünen Woche in Berlin ein Aquarium ausgestellt hatten, war es 2013 wieder so weit; den einen oder anderen aus unserer Bastel­ecke juckte es in den Fingern. Aber zunächst gab es einiges unter ­einen Hut zu bringen:
1. Es sollte kein Standardbecken sein, sondern idealerweise eines, das den Messebesuchern einen aquaristischen Floh ins Ohr setzt.
2. Zur Not sollten nur zwei Leute mit dem Auf- und Abbau klarkommen, da unsere aktive Vereinsbasis weder jünger noch zahlreicher wird. Das ist ja nichts Neues: Die Alten haben es im Kreuz und die Jungen zu wenig Zeit …
3. Wir wollten unsere Kunststeine von der letzten Messe wieder verwenden. Die waren zu aufwendig produziert, um weggeworfen zu werden.
4. Eine gute Isolation sollte den niedrigen Temperaturen beim Aufbau in der Messehalle trotzen und vor allem die empfindlichen Orchideen schützen.

Beim letzten Mal hatten wir mit unserem 5,30 Meter langen Bachlauf-Aquarium die „Länge eines Gewässers“ thematisiert, aber einige sehr reizvolle Blicke hatten sich auch diesen Bach stromaufwärts ergeben,  „in die Tiefe der Landschaft“. Die Idee ­bestand also darin, diese Richtung zu verfolgen und ein Paludarium von 1,50 Metern Tiefe zu bauen.
Wegen des geringen Gewichts und der großen Stabilität entschieden wir uns für Stegplatten aus Polycarbonat. Die Frontscheibe musste allerdings aus sechs Millimeter starkem Glas ­bestehen. Zum einen wäre Acryl auch nicht so viel leichter gewesen, zum ­anderen zu „kratzanfällig“ für einen Messeeinsatz. Als Kantenschutz und zusätzliche Stabilisierung klebten wir noch Alu-Winkelprofile an.
Überhaupt, das Kleben: Diese unterschiedlichen Materialien dicht und sicher miteinander zu verbinden gelang uns mit „Adheseal“ von der Firma „Innotec“. Dieser Kleber ist lösemittelfrei, ungiftig, und er haftet so­-gar unter Wasser. Damit verspachtelten wir auch von innen alle sicht­-baren, das heißt nicht mit Korkrinde oder Steinen verkleideten Flächen.
Das war eine ziemlich unangenehme und zeitraubende Arbeit, die ich – aus heutiger Sicht – gern vermieden hätte. Hier zeigen die Stegplatten einen Nachteil, denn einen schwarzen Hintergrund erhält man nicht so einfach wie auf Glasflächen, auf denen sich schwarze Farbe oder Folie von hinten problemlos aufbringen lassen.
Aber in der Stegplatte steckt auch Potenzial. So könnte man etwa die Hohlräume der Platten nutzen, um Wasser an bestimmten Stellen in der Wand austreten zu lassen, ohne mit Schläuchen arbeiten zu müssen.
Die fest eingeklebten Steine bestehen aus Isolierplatten, die wir zurechtgeschnitten, mit Silikon bestrichen und mit gesiebtem Sand paniert hatten. So konnten wir das Becken mit den Maßen 150 x 100 x 75 Zentimeter (T x H x B) nach der Fertigstellung tatsächlich noch zu zweit tragen – mitsamt der Stein-Deko!
Bei einem Volumen von 1.125 Litern entfallen auf den Wasserteil bei 30 Zentimetern Füllhöhe rund 330 Liter. Hinter der schrägen Rückseite mit kleinem Wasserfall brachten wir das Filterabteil mit Heizer, 35-Watt-Pumpe und Schwammpatrone unter. Der Zugang zum Filter erfolgt – störungsfrei für die Fische – an der Rückseite.
Im Wasserfall konnten die Besucher sehen, wie sowohl emerse als auch submerse Pflanzen in der Spritzwasserzone von Bächen oder Quellen einen Lebensraum finden. Die Orchideen für die Landbepflanzung kamen von unserem Vereinsfreund Kurt Fischer, der sie in seinem Gewächshaus auf Korkrindenstreifen gezogen hatte; so konnten wir sie mit wenig Aufwand zwischen den fest verklebten Kork­stücken an der Wand befestigen.
Christel Kasselmann sorgte für die submerse Bepflanzung und die schönen Anubias im Wasserfall. Als akustischen Leckerbissen hatte sie Urwaldgeräusche mitgebracht, die mittels Lautsprecher den Regenwaldeindruck noch verstärkten. Wir hoffen, dass die Messebesucher das auch so empfanden. Etliche schauten jedenfalls horchend in die Runde.
Bepflanzung und Pflege im Paludarium erfolgten durch eine Klappe in der rechten Seitenwand und erforderten beim Auf- und Abbau einige Verrenkungen. Aber bei einem Meter Höhe und ohne Schiebescheibe in der Frontseite hilft auch keine Pflanzzange. Kondenswasser-Niederschlag an der Frontscheibe verhinderten wir mit einem kleinen Computer-Lüfter, der aber sehr genau dosiert sein wollte, denn sonst wären die Pflanzen schnell in dem trockenen Luftstrom verwelkt.
Die eingesetzten Poecilia mexicana hatten reichlich Versteckplätze zur Verfügung und waren nur zu sehen, wenn man wartete, bis sie durch Bewegung ihren Standort verrieten. Wir brachten deshalb den Hinweis an, dass sich etwa 80 Fische im Wasser­-teil tummelten. Daraufhin entwickelten die Besucher den Ehrgeiz, möglichst viele Zahnkarpfen zu entdecken, vor allem Kinder hatten ihren Spaß an diesem lebenden Suchbild.
Für uns ist die Grüne Woche eine Gelegenheit, um nachgebildete Lebensräume zu zeigen, und weniger eine reine Tierausstellung. Unsere Erfahrung in diesem Jahr zeigt, dass nicht alle Fische auf dem Präsentierteller schwimmen müssen, um die Messebesucher zu begeistern.
Den Messestand teilten wir uns mit dem „Verein für Meeresaquaristik Berlin“. Diese Kooperation gab uns überhaupt erst die Gelegenheit, an der Grünen Woche teilzunehmen, denn unser kleiner Verein hätte es nicht geschafft, einen ganzen Stand allein zu betreuen. So konnten wir einiges zum Thema „professioneller Messebetrieb“ lernen und hatten die Gelegenheit, einmal über unseren Süßwasser-Tellerrand hinauszuschauen.