Sowohl auf Bildschirmen (mehrere Reihen von Leuchtdioden unter den einzelnen Aquarien) als auch über Lautsprecher wurden die Töne des „Chors der singenden Fische aus dem Amazonas“ dem staunenden Publikum präsentiert. Die Teilnehmer konnten sich sogar aktiv als Dirigenten an dieser wohl einzigartigen Vorführung beteiligen und mit Taktstock und Spielekonsole die Töne eines oder mehrerer Fische so kombinieren, dass daraus – je nach Begabung des Dirigenten – ein Musikstück entstand. Was auf den ersten Blick vielleicht ein wenig „durchgeknallt“ scheint, hat einen wissenschaftlichen Hintergrund: Die Forscher wollen das öffentliche Bewusstsein für die Einzigartigkeit und Zerbrechlichkeit des komplexen Natursystems Amazonien fördern. Maclver: „Diese bemerkenswerten Fische haben entscheidend zu unserem heutigen Verständnis beigetragen, wie das menschliche Gehirn funktioniert. Jetzt haben auch einige Personen außerhalb der Wissenschaft davon ‚gehört‘.“ Um die Signale der elektrischen Fische zu zeigen, wurde eine ausgeklügelte Technik eingesetzt: Die von den Tieren permanent ausgesandten Stromstöße wurden mittels Sensoren aufgenommen und an einen Verstärker übertragen. Mithilfe der Sonifikation („Verklanglichung“) der elektrischen Felder erfolgte die Darstellung der Signale in akustischer Form. Eine Tonanlage mit räumlicher Klangabbildung übertrug das Ergebnis an die Zwölf-Kanal-Lautsprecher sowie die Leuchtdiodenreihen. Die „Dirigenten“ fügten die einzelnen Töne (in einer Bandbreite von 30 bis 1.700 Hertz) am Bedienpult der Konsole zu einer eigenen Kreation zusammen.

Während der Ausstellung standen die Akademiker den Zuschauern zur Verfügung, etwa um zu erklären, wie die Fische ihr elektrisches Feld nutzen, um die Umgebung zu erkunden. Die Wissenschaft erhofft sich von diesen Forschungen weitere Erkenntnisse über Funktionsweise und Wechselwirkung zwischen Bewegungsabläufen und Sensorik im menschlichen Körper oder für die Entwicklung des Antriebs und der Steuerung von Unterwasserfahrzeugen. Etwa 30.000 Personen besuchten das STRP-Festival, das seinen Namen dem niederländischen Gewerbegebiet „Strijp-S“ verdankt. Hier wurden bereits mehrere legendäre Erfindungen gemacht, etwa die Audiokassette und die CD. Wer nun auf eine Geschenkidee für den befreundeten Aquarianer hofft, wird allerdings enttäuscht: An der Aufnahme einer CD sind die elektrischen Fische – das ergab eine Rückfrage bei der Northwestern University – zurzeit nicht interessiert (http://www.northwestern. edu/newscenter/stories/ 2010/12/singing-fish.html).
Roland Schreiber