Wer dieselbe Probe zu mehreren Anbietern schickt, erhält also nicht zwingend identische Resultate. Das probierte ich selbst aus, beispielsweise beim Eisen, das aufgrund des hohen pH-Wertes im Meerwasser schnell zur Mangelware werden kann. Ein ­Anbieter fand über 60 Mikrogramm pro Liter (µg/l), der zweite nur vier, und der dritte konnte es gar nicht nach­weisen. Da ist, wer sich auf eine ein­zige Analyse verlässt, schnell selbst verlassen.
Welches Labor der Realität am nächsten kommt, ist ohne entsprechend präparierte Proben nicht feststellbar und mag auch von Fall zu Fall variieren. Damit will ich keineswegs diese Form der Meerwasseranalytik generell infrage stellen. Diese Zeilen sollen nur verdeutlichen, dass auch gegenüber Messwerten, die mit teu­-ren Analysegeräten anstelle simpler Tröpfchentests ermittelt wurden, gesunde Skepsis angebracht ist.
Neben anorganischen Substanzen enthält Meerwasser allerlei organische Verbindungen. Die werden von der Plasmaflamme der ICP zwar in ihre anorganischen Bestandteile zerlegt, aber nur sehr unvollständig erfasst, da sie überwiegend aus Wasserstoff, Kohlenstoff und Sauerstoff bestehen, aus Elementen also, die die ICP nicht bestimmen kann. Wissenschaftler fanden heraus, dass ein erhöhter Gehalt an kohlenstoffhaltigen organischen Verbindungen die Mor­talität bei Steinkorallen signifikant ­erhöht, während Nitrat und Phosphat nur einen geringen Einfluss darauf ­haben.

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 7/2018