Nano-Aquarien haben Hochkonjunktur, doch nicht immer funktionieren sie längere Zeit zufriedenstellend. Wie sieht es mit dem „Blenny“ von Aqua Medic aus? | Von Werner Baumeister

Schon lange wollte ich zu meinem großen Meerwasseraquarium als „Back-up“ ein kleines Becken dazustellen. Der Trend zum Nano machte es dann auch erschwinglich, ein völlig autarkes Extrabassin zu installieren, denn auch für die Meeresaquaristik vorgesehene Produkte gibt es inzwischen zuhauf und zu akzeptablen Preisen. Da schon mein großes Aquarium ein Aqua-Medic-Becken ist und sich bewährt hat, fiel die Wahl wieder auf ein Angebot dieser Firma – mit dem passenden Namen „Blenny“ (40 x 50 x 40 Zentimeter; L x B x H).



Schon bald kam ein großer Karton „mit allem drin“. „Mit allem“ soll ­heißen, dass tatsächlich alles Nötige für einen anständigen Betrieb enthalten war. Dabei handelte es sich keineswegs um „überholten Kram“: Die Beleuchtung besteht aus LED-Lampen, und auch die Pumpe und der Abschäumer machen einen guten Eindruck.
Doch funktioniert auch alles, wie es soll?

Der Unterschrank
Bevor ich an den Aufbau des Beckens denken konnte, begab ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Unterschrank. Der fehlte bei der Lieferung nämlich als einziges Bauteil. Gleich vorneweg: Vergessen Sie Möbelhäuser und Ähnliches! Dort gibt es zwar jede Menge von der Größe her geeignete Stücke, die auch optisch möglicherweise wunderbar in Ihr Wohnzimmer passen. Ein kleiner Schubs links oben an der Seite zeigt Ihnen aber sofort, wo das Problem steckt. Diese Konstrukte lassen sich spielend um mehrere Zentimeter „verdrehen“, jedenfalls alle diejenigen, die ich in zwei Möbelhäusern be­gutachtete. Normale Schränke sind schlicht und einfach nicht dafür gemacht, ein schweres Aquarium zu tragen.

Zum Glück nahm Aqua Medic vor kurzem solche Unterschränke in sein Programm auf, und auch ein passendes Teil für mein Aquarium ist dabei. Es wird als Bausatz geliefert, aber nicht verzweifeln: Den Aufbau schafft ein halbwegs begabter Aquarienfilterbastler oder Ikea-Fan spielend!

Die ganze Konstruktion ist mit Holzdübeln verzapft, die mit dem beigefügten Leim verklebt werden. Einzig die – von vorn gesehen – rechte Seitenwand bereitete mir zunächst Probleme. Wie sollte man ein passgenaues Teil einbauen, wenn an zwei Seiten Dübel angebracht sind?

So geht es: Alle Dübel unten und an der Seite wie vorgesehen anbringen; Seitenwand in die unteren Dübel bis zum Anschlag eindrücken, dabei aber die Wand leicht nach außen geneigt halten. So kann man sie dann auch auf die seitlichen Dübel ausrichten und dann kräftig in diese hineinpressen. Erst dann kommt das Oberteil darauf!

Im Übrigen legte ich den Schrank jeweils auf die dem einzupressenden Bauteil gegenüberliegende Seite und setzte mich dann schwungvoll darauf. So kann man die Bretter bis zum Anschlag eindrücken. Ein Gummihammer geht möglicherweise auch, aber der irre schwere und dennoch sehr weiche Körper des Autors verhinderte zuverlässig eine Beschädigung des Schranks.

Das Aquarium kommt obenauf
Am besten, man lässt den Klebstoff an den Dübeln einen Tag lang trocknen, bevor man das Aquarium daraufstellt. Dann muss es zuerst komplett mit Süßwasser gespült werden. Danach baut man als Erstes die Filterabtrennwand ein. Zum besseren Abdichten wird ihr ein mitgeliefertes, selbstklebendes Dichtungsgummi unterlegt (eine 100-prozentige Abdichtung der Trennscheibe ist nicht nötig).

Anschließend werden die Strömungspumpe und der Abschäumer installiert. Achtung: Den Abschäumer unbedingt so einhängen, dass das Verstellventil in Richtung Filtersäckchen zeigt, andernfalls schwappt gleich beim ersten Einstellen Wasser auf den Boden!

Der Filtersack wird einfach in den mitgelieferten Kasten eingehängt und mit Substrat gefüllt. Er ist aber nicht als Schmutzfilter vorgesehen, sondern zum Beispiel für den Einsatz von Aktivkohle oder Phosphat-Absorbergranulat gedacht.

Die LED-Leuchten werden an die Rückwand des Aquariums gesteckt und ausgerichtet. Die Clip-Halter sitzen zwar stramm, doch muss man beim Hantieren am Becken ein bisschen aufpassen, dass sie nicht seitlich abrutschen.

Auch auf das korrekte Befestigen der LED-Körper selbst muss man achten. Mir fiel gleich eine ins Wasser, da ich eine Schraube nicht sauber angezogen hatte. Kurz in Süßwasser abgespült und an der Sonne getrocknet, überstand sie den „Unfall“ aber gut. Also: Beide Schrauben wie beschrieben ordentlich anziehen, dann hält alles tadellos. Die LED-Körper haben Abdeckscheiben, die von einem Feder-Drahtring gehalten werden. Sicherheitshalber prüfen, ob der Spannring richtig sitzt!

Anfangs hatte ich das Aquarium direkt auf den Schrank gestellt. Das ist sicherheitstechnisch kein Problem, aber da Schrankbretter nie absolut eben sind, saugten sich sofort ein paar Tropfen übergeschwapptes Wasser unter den Beckenboden, wo sie dann „für immer“ blieben. Das tut dem Schrank sicher nicht gut, weshalb ich später doch noch eine dünne Schaumstoffplatte unterlegte. So kann eingedrungene Feuchtigkeit rascher wieder verdunsten.

Dann füllte ich das Becken mit Salzwasser. Eine Hälfte kam aus dem großen Aquarium, die andere mischte ich neu an. Einige Tage später setzte ich ein paar mit unempfindlichen Weichkorallen und Scheibenanemonen bewachsene Steine ein, worauf der Abschäumer schon bald zu arbeiten begann.

Die anfängliche Bildung grober Blasen ist normal; einfach einige Tage abwarten, dann hört sie von selbst auf. Mit dem Drehventil an der Seite reguliert man den Wasserstand im Abschäumer so lange, bis der abgeschäumte Schaum einigermaßen trocken überläuft. Anfangs ist das sehr wenig; erst später, bei stärkerem Besatz, fallen nennenswerte Mengen an Eiweißschaum an.

Schon jetzt war klar, dass das Verdunsten des Wassers aus dem offenen Becken zumindest in der Urlaubszeit ein Problem werden könnte. Täglich sind es bis zu 300 Milliliter Wasser, die aus dem kleinen Becken verschwinden. Wer daher nicht spätestens jeden zweiten Tag Wasser nachfüllen will oder kann, sollte eine automatische Nachfüllanlage einbauen, der Unterschrank bietet dafür genügend Platz. Aqua Medic hat eine entsprechend dimensionierte Anlage im Programm, für die es übrigens auch einen Lüfter gibt, um an heißen Sommertagen mittels „Verdunstungskälte“ das Aquarium auf einfache und effiziente Weise kühlen zu können.

Und in der Praxis?
Den Filterkasten halte ich für etwas zu hoch angebracht, denn dadurch läuft das Wasser vom Abschäumer nicht direkt über das Substrat. Bei Filterung über Aktivkohle spielt das aber keine große Rolle, denn die holt auch so die zu entfernenden Stoffe aus dem Wasser. Ich legte ein Stück blauen Filterschaumstoff obenauf. Jetzt läuft ein Teil des Wassers aus dem Abschäumer darüber, und auch das Geräusch des Überlaufens ist beseitigt (Aqua Medic will bei Folgemodellen den Filterkorb etwas tiefer setzen).

Die Pumpe soll man laut Anleitung auf die schwächste Leistung einstellen. Das ist in der Tat nötig, denn sonst würde der Wasserspiegel im Filterbecken so weit sinken, dass der Abschäumer nicht mehr arbeiten könnte. Wichtig ist, dass der Wasserstand im Aquarium nicht tiefer als ein bis zwei Zentimeter unter der Beckenkante liegt; dann stimmt auch der Pegel im Abschäumer.

Die somit herrschende Wasserbewegung in diesem Aquarium mag einem etwas schwächlich vorkommen, aber selbst meine Gorgonien, die ja Strömung lieben, sind die ganze Zeit geöffnet, und eine Lederkoralle, die im großen Becken immer kleiner wurde, hat sich hier schon etwas erholt und wächst wieder. Sowohl Lichtstärke als auch Wasserbewegung scheinen also zu passen.

Natürlich kann man von einem derart ausgestatteten Kleinbecken keine grandiosen Haltungserfolge mit ­besonders empfindlichen Tieren erwarten. Aber wenn man sich mit nicht allzu lichthungrigen Blumentieren und anderen weniger anspruchsvollen Meerestieren begnügt, wird eine langfristige Pflege problemlos möglich sein. Als besonders wichtig bei einem so kleinen System erachte ich regelmäßige Wasserwechsel, bei denen man auch gleich Grobschmutz vom Boden absaugen kann. Die Kohle im Filtersack tausche ich nur alle zwei bis drei Monate aus. Dieses Intervall hat sich für meinen relativ geringen Tierbesatz bewährt.

Mit Fischen muss man sich natürlich zurückhalten, aber ein paar kleine, unempfindliche und möglichst nicht allzu bewegungs- und stoffwechselintensive Tiere verkraftet das Becken auf jeden Fall. Für manche zarten Pfleglinge, beispielsweise sehr kleine Garnelen oder winzige Grundeln, die in großen Gesellschaftaquarien oft spurlos verschwinden oder zumindest schwierig zu beobachten und zu füttern sind, können solche Nano-Aquarien sogar viel besser geeignet sein.

Auch räuberische Tiere, die in Gesellschaftsaquarien Schaden anrichten würden, etwa ein Fangschreckenkrebs oder ein (kleinerer) Krötenfisch, könnten hier ihr Domizil finden.
Ich selbst nutze das Nano-Becken auch dazu, Korallenablegern aus dem großen Aquarium ein sichereres Anwachsen zu ermöglichen, denn in dem größeren Behälter wären sie durch zu starke Strömung, Fische, Seeigel, Krebse und so weiter ständig gestört.

Alles in allem
Nano-Becken sind besonders dann einfach zu „managen“, wenn sie an ein größeres Aquarium angekoppelt sind. Doch auch als Solitär können sie – mit der richtigen Technik versehen – dauerhaft funktionieren und sich zu einem attraktiven Zimmerschmuck entwickeln.

Auf eine Nachfüllanlage sollte man im Fall eines offenen Solo-Nano-Beckens meines Erachtens nicht verzichten, es sei denn, jemand ist tatsächlich ständig zu Hause.
Im Gegensatz zu manchen weniger professionellen Komplettangeboten funktioniert das Zubehör des „Blenny“ einwandfrei. Seine LED-Beleuchtung und Motorpumpe benötigen zusammen nur rund 25 Watt, ein Stromsparer ist dieses Nano-Aquarium also obendrein!