In der mit Abstand artenreichsten Klasse der gesamten Tierwelt, den Insekten, gibt es gleich mehrere Gruppen auf den ersten Blick ähnlicher Arten, deren Vielfalt sich in der Namensgebung widerspiegelt: Heuschrecken, Langfühlerschrecken, Kurzfühlerschrecken, Schwertschrecken, Fangschrecken, Stabschrecken, Dornschrecken, Gespenstschrecken und andere. Doch erst genaueres Hinschauen kann Klarheit in das Namens-Wirrwarr bringen und zeigen: Schrecke ist nicht gleich Schrecke! | von Helmut Göthel

Wenn man Freunden oder Bekannten erzählt, dass man „Schrecken“ pflegt oder züchtet, dann bekommt man nicht selten ein verständiges Nicken und den verbessernd klingenden Kommentar „ach ja, Heuschrecken“ als Reaktion, ganz so, als ob man selber nicht genau wisse, wie die eigenen Pfleglinge denn richtig heißen.

Tatsächlich gibt es neben den Phasmiden (Phasmatodea) zwei weitere Insekten-Ordnungen, in deren deutschen Namen die Bezeichnung „-schrecken“ auftaucht: die Heuschrecken (Orthoptera) und die Fangschrecken oder Gottesanbeterinnen (Mantodea). Diese drei Insekten-Ordnungen werden zusammen mit allen anderen Ordnungen flügeltragender Insekten – zu ihnen gehören auch Gruppen, die im Lauf der Evolution ihre Flügel wieder reduziert haben, wie z. B. die parasitisch lebenden Flöhe (Siphonaptera) und Tierläuse (Phthiraptera) – den Fluginsekten oder Pterygota zugeordnet. Innerhalb dieser Unterklasse werden die Gottesanbeterinnen zusammen mit Termiten (Isoptera = Termitoidae) und Schaben (Blattodea = Blattaria) aufgrund einer Reihe gemeinsamer morphologischer Merkmale und weil sie ihre Eier in sogenannten Ootheken ablegen der Überordnung Dictyoptera zugerechnet. 
Die Phasmiden und die Heuschrecken dagegen werden zusammen mit allen anderen Ordnungen der Fluginsekten – mit Ausnahme der Libellen (Odonata) und der Eintagsfliegen (Ephemeroptera) – zur Überordnung der Neuflügler oder Neoptera zusammengefasst, deren gemeinsames Merkmal die Fähigkeit ist, ihre Flügel mithilfe eines speziellen Gelenks und zugehöriger Muskulatur nach hinten, an den Hinterleib angelegt, einklappen zu können.

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 4/2023