Süsswasser
Indoor-Tauchen mit tropischen Süßwasserfischen
Tropische Süßwasserfische in einem 6,5-Millionen-Liter-Tauchbecken erleben? Über 2.500 Fische aus Afrika, Asien und Südamerika warten darauf, hautnah bestaunt zu werden; ein neues Indoor-Tauchzentrum in Belgien macht es möglich. Bei 23 °C kann man in dem Bassin auf dem ehemaligen Minengelände schnorcheln und tauchen. Durch große Panoramafenster können Zuschauer, die nicht nass werden möchten, das Treiben unter Wasser verfolgen. | von Frank Rossow
Für begeisterte Aquarianer ist es ein erhebendes Gefühl, tauchend oder schnorchelnd die Bewohner der Seen und Meere dieser Welt aus nächster Nähe betrachten zu können. Gern träumen sie dann davon, zu Hause ein so großes Aquarium aufzustellen, in dem sie die dar-in gepflegten Malawi- und Tanganjikasee-Buntbarsche hautnah beobachten können ...
Im Jahr 2016 fand ich im Internet den Hinweis, dass in Belgien ein Indoor-Tauchzentrum eröffnet würde, in dem es Malawi- und Tanganjikasee-Buntbarsche, aber auch südamerikanische Arowanas und Pacus geben sollte. Als Aquarianer stellte ich mir natürlich gleich eine Menge Fragen: Wie soll das funktionieren? Wie wollen die das Wasser klar halten? Kann es überhaupt gelingen, so unterschiedliche Arten aus drei Kontinenten zusammen zu halten? Und wie reagieren die Fische auf die Taucher?
Beim ersten Besuch (August 2016) der beiden Initiatoren des Tauchzentrums TODI („Total Diving“), Wouter Schouvaarts und Dirk Heylen, war ich einfach überwältigt. Was sie da entstehen lassen wollten, war ein Mammutprojekt! Über zwei Stunden erklärten sie mir ihr Vorhaben, zeig-ten mir die Filteranlagen und das ganze technische Drumherum.
Nach einem halbstündigen Rundgang standen wir dann am Tauchbecken. Wasser strömte in das Bassin, der Pegel betrug bereits zwei Meter, aber es würde noch knapp eine Woche dauern, um das 6,5 Millionen Liter große, bis zu zehn Meter tiefe Becken komplett zu füllen. Acht bis zehn Wochen sollte das Nass gefiltert und aufbereitet werden, bevor die ersten Fische einzögen. Riesige Sand- und Kiesfilter, Ozongeräte und UV-Klärer sollten eingesetzt werden, zwei Mitarbeiter sich nur um die Fische kümmern. Fachlich beraten ließen sich Schouvaarts und Heylen vom Brüsseler Zoo und von zwei Großhändlern.
Anfang Oktober war es endlich so weit. Ich durfte noch vor der großen Eröffnung fotografieren und tauchen. Das Becken umfasst mehrere Themenbereiche, die den Besuchern Abwechslung bieten (Höhle, Grotte, Autowracks ...).
Mich interessierten natürlich vor allem die Fische. Wie verhielten sie sich, wie nahmen sie die Umgebung an, wo hielten sie sich auf, wo besetzten sie ihre Reviere?
Eine Reihe betrüblicher Verwechslungen
Die Parachromis-Arten sind Aquarianern bekannt als „Guapotes“. Unter diesem Namen sind sie recht beliebt, trotz des Umstands, dass sie beachtliche Größen erreichen, sodass sie für kleinere Aquarien weniger gut geeignet sind. Dessen ungeachtet war und ist die Gattung immer noch Gegenstand ungelöster Fragen und Probleme, die im Folgenden erörtert werden. | von Willem Heijns*
Den ersten Guapote, den ich besaß, kaufte ich in den frühen 1980er-Jahren in einem Geschäft in Amsterdam, das ihn als Cichlasoma managuense führte. Ich hielt diesen Namen für korrekt, bis ich eines meiner ersten Bücher über Buntbarsche, „Cichlids of the world“ von Robert Goldstein, kaufte, das ein Bild eines C. managuense zeigte, der mit meinem Fisch keinerlei Ähnlichkeit aufwies. Wie konnte das sein? Die Amerikaner mussten falsch liegen ...
Ein Freund von mir arbeitete seinerzeit als Kameramann für Naturdokumentationen des deutschen Fernsehens und brachte mir eines Tages aus El Salvador einige Cichliden mit, die er als Petenia splendida bezeichnete. Und siehe da: Diese Fische glichen bis auf das letzte Detail Goldsteins Bild eines C. managuense!
Nun war ich vollends verwirrt. Aber bald stellte sich heraus, dass P. splendida nicht der korrekte Name sein konnte, denn diese Art kommt in El Salvador gar nicht vor, im Gegensatz zu C. managuense, wenngleich lediglich als eingeschleppte Spezies. Also hatte ich endlich einen Namen für meinen salvadorianischen Buntbarsch.
Und der erste, mein ursprünglicher C. managuense? Damals, in den frühen 1980er-Jahren, kamen für mich nur zwei Guapote-Namen infrage: Cichlasoma dovii und C. friedrichsthalii (von C. motaguense hatte ich noch nichts gehört). Cichlasoma dovii konnte es nicht sein; die Unterschiede waren zu groß. Also kam ich zu dem Schluss, C. friedrichsthalii vor mir zu haben, und blieb eine ganze Weile bei dieser Überzeugung, wenn auch nur, weil bis dato niemand lebende Tiere dieser Art gesehen hatte; sie war schlicht noch nicht bei den Aquarianern angelangt.
Buntbarsche des achten Kontinents – die Letzten ihrer Art (1)
Madagaskar wird bisweilen als „achter Kontinent“ bezeichnet, weil auf dieser Insel durch ihre lange isolierte Entwicklung eine eigenständige, einzigartige Fauna und Flora mit zahlreichen Endemismen entstanden ist, mit Tier- und Pflanzenarten also, die nur dort vorkommen. Viele sind jedoch akut vom Aussterben bedroht. | von Wolfgang Staeck
Madagaskar liegt etwa 400 Kilometer von der afrikanischen Ostküste entfernt im Indischen Ozean und ist mit einer Fläche von knapp 600.000 Quadratkilometern die viertgrößte Insel der Erde. Durch die Kontinentalverschiebung wurde Madagaskar bereits vor 150 Millionen Jahren von Afrika getrennt, löste sich aber erst vor 90 Millionen Jahren vom indischen Subkontinent, weshalb seine Fauna und seine Flora mit asiatischen Arten eine größere Ähnlichkeit aufweisen als mit afrikanischen.
Überraschende Beobachtungen an einem Erdfresser
Vielleicht ermuntert dieser Beitrag den einen oder anderen Leser dazu, sich auch einmal auf die Pflege einer eher unscheinbaren Art einzulassen und darüber zu berichten. Selbst weniger spektakuläre Fische können für Überraschungen gut sein. | von Herbert Winkelmann
Seit längerer Zeit zog mich die Neugier mal wieder auf eine der zahlreichen Berliner Fischbörsen. Zugegeben, vor gut 40 Jahren war auf den Börsen im damaligen West-Berlin der Besucherandrang viel größer und das Angebot spannender. Heute gibt es vor der Öffnung der Veranstaltung keine langen Warteschlangen mehr, aber viele der Züchter kennt man noch von damals. (Sind die alle alt geworden!) Erstaunt war ich über das Angebot von sieben kleinen, völlig farblosen Geophagus-Jungfischen, die keinerlei Ähnlichkeit mit der beigefügten Internet-Abbildung von G. sp. „Orange Head“ zeigten. Auf dem Foto war ein Männchen mit großem, orangefarbenem Stirnbuckel und auffällig blau und rot gestreiften Flossen abgebildet (ähnlich wie bei Weidner 2009).
Da stand ich nun und verglich die Aufnahme mit den Jungfischen, der Anbieter war mir leider nicht bekannt – und sehr wortkarg. Kurz, meine Neugier siegte über meine Vernunft.
Die Geophagus-Verwandtschaft Bereits in den 1970er-Jahren hielt und vermehrte ich mehrere Geophagus-Arten. Sogar meine erste Staatsexamensarbeit widmete ich 1983 diesen Cichliden („Das Brutverhalten südamerikanischer Buntbarsche der Geophagus-Gruppe“) und wollte als damaliger Erdfresser-Experte (Winkelmann 1975, 1982) dieses Thema damit eigentlich für mich abschließen.
Inzwischen sind die Artenzahl und das Wissen über die natürlichen Lebensbedingungen gewaltig gewachsen. Die ehemaligen Geophagus-Arten werden schon lange auf mehrere Gattungen verteilt, etwa Gymnogeophagus und Satanoperca. Manche Arten wie „Geophagus“ brasiliensis lassen sich offenbar schwierig zuordnen und warten noch auf weitere systematische Bearbeitung.
Im Folgenden stelle ich kurz die Art, die ich unter dem Namen G. „Orange Head“ erhielt, vor, schildere meine Erfahrungen mit diesem Erdfresser und weise auf einige Besonderheiten hin.
Wunderschöne Salmler aus dem Einzug des Rio Tapajós
Schon seit Jahren gelangen immer weniger aquaristisch neue Salmler aus Südamerika, vor allem aus Brasilien, nach Deutschland. Umso erfreulicher ist der Erstimport gleich mehrerer hübscher Arten. | Von Peter und Martin Hoffmann
Im Internet gab es schon länger Fotos von den hier vorgestellten Salmlern, insbesondere auf asiatischen Websites. Hans Evers berichtete ebenfalls über einige dieser Fische, die er anscheinend aber nicht selbst gehalten hatte, denn die veröffentlichten Fotos stammten nicht von ihm. Lange Zeit versuchten wir vergeblich, an diese Arten heranzukommen, doch selbst Aquarium Glaser (Rodgau) konnte oder wollte sie – wegen der recht hohen Einkaufspreise – bislang nicht gezielt importieren.