Süsswasser
Die Süßwasserkrabben von Pulau Langkawi
Langkawi, das „Juwel von Kedah“, eine Gruppe von 104 Inseln in der Andamanen-See, ist Teil des malaysischen Bundesstaats Kedah. 51 Kilometer westlich des Festlands gelegen, ist Pulau („Insel“) Langkawi mit 478,5 Quadratkilometern die größte Insel der Gruppe. Ihr Klima ist tropisch schwül, mit einer Feuchtperiode von September bis Mitte November. Vom höchsten Punkt, dem Gipfel des Gunung („Berg“) Rayas, strömen zahlreiche Flüsse in verschiedenste Teile der Insel. Langkawi ist gesegnet mit einer Vielzahl wunderschöner Wasserfälle, in denen sich eine faszinierende Fauna verbirgt. | Von Y. C. Paul Ng
Im Dezember 2016 hatte ich im Rahmen eines dreitägigen Familienurlaubs erstmals das Vergnügen, Pulau Langkawi zu besuchen – nur einen 90-minütigen Flug von meiner Heimat Singapur entfernt.
Als Aquarianer, der sich vor allem für Süßwasserkrabben interessiert, hatte ich zuvor Nachweise von Krabben und Garnelen auf Langkawi recherchiert. Beim Durchforsten der Publikationen, die ich angesammelt hatte, war ich auf fünf zurzeit auf der Insel nachgewiesene Arten von Süßwasserkrabben gestoßen, je eine der Familien Potamidae und Sesarmidae und drei der Familie Gecarcinucidae. Aufzeichnungen deuteten zudem das Vorkommen mehrerer Garnelen an, und zwar Arten der Gattungen Atyopsis und Macrobrachium.
Vor 1987 war die bekannte Süßwasserkrabben-Fauna Langkawis auf eine einzige Spezies beschränkt: Geosesarma foxi, 1918 von dem englischen Biologen Stanley Kemp auf dem Gunung Raya entdeckt. Dann beschrieben H. P. Ng und K. L. Peter Ng, Biologen der National University of Singapore, vier weitere Arten, von denen sich zwei nicht nur als wissenschaftlich neu, sondern auch als für die Insel endemisch erwiesen (Ng & Ng 1987).
Die beiden Forscher suchten allerdings nicht nach der Art G. foxi, die deutlich anders geartete Lebensraum-Präferenzen als die weiteren auf der Insel vertretenen Krabben haben: Sie bevorzugen bewaldete Feuchtgebiete in höheren Lagen. Bis jetzt ist diese Art ausschließlich auf Pulau Langkawi nachgewiesen.
Als ich mich auf meine Reise vorbereitete, stand genau diese Krabbe, G. foxi, ganz oben auf meiner Liste. Laut Ng (1988) stammten ihre einzigen Nachweise aus dem letzten Jahrhundert – ein totes, getrocknetes und ein von einem Auto überfahrenes Exemplar! Geosesarma foxi zu finden und zu fotografieren sowie die anderen vier Süßwasserkrabben, die Pulau Langkawi bewohnen, sollten das Hauptziel meines kurzen Urlaubs sein.
Einfluss von Gewittern auf das Laichverhalten von Fischen
Auf manche „Story“ kommt ein Autor in einer schlaflosen Nacht, er wird von Freunden oder dem Ehepartner darauf hingewiesen, dass es schon merkwürdig sei, was er da gerade treibt. Manchmal bringt einen auch der Redakteur der DATZ auf eine Idee: „Etwas lustig könne die Geschichte ruhig sein“, meinte er, und sogleich fiel mir ein Erlebnis ein, das sich vor nicht allzu langer Zeit genau so und nicht anders zutrug. | Von Roland Schreiber
Wieder einmal war eine für mich neue und interessante Art im Handel aufgetaucht: der Assel-Kugelfisch (Colomesus asellus), einziger Süßwasserkugelfisch Südamerikas, mit riesig großen Kulleraugen und einer (wie meine Frau meinte) „echt süßen“ Schwimmweise.
Ein gutes Dutzend der bereits geschlechtsreifen Tiere bezog eines meiner größeren Aquarien. Ihre Pflege erwies sich als einfach, was die Berichte bestätigte, die ich über die Art gelesen hatte. Nur bezüglich der Nachzucht scheint sie eine dieser „harten Nüsse“ zu sein.
Nach intensiver Recherche stieß ich auf Hinweise, dass C. asellus wohl den saisonalen Zyklus (Hoch- und Niedrigwasser) benötigt, um sich fortzupflanzen. Die Tiere wandern mit Beginn der Regenzeit von den austrocknenden Auenseen in die größeren Flüsse und laichen dort. Die geschlüpften Larven durchleben offenbar in Ufernähe eine planktonische Phase und werden durch starke Niederschläge ins offene Wasser gespült (Araujo-Lima & Oliveira 1998; Araujo-Lima et al. 1994).
Aus meiner Sicht war dieser Fisch ein typischer Fall für die sogenannte Kirschbaum-Methode, die wechselnde Niedrig- und Hochwasserbedingungen simuliert und den Tieren den Beginn einer Regenzeit (Fortpflanzungszeit) vorgaukelt.
So weit, so gut. Die meisten dieser Bedingungen (Veränderungen der Wasserchemie und des Wasserstands, Regensimulation) lassen sich problemlos imitieren. Ich hatte jedoch in einem älteren Aquarienbuch (Scheurmann 1989) gelesen, dass heraufziehende Gewitter besonders stimulierend zu sein scheinen. Vor allem laute Donnerschläge und grelle Lichtblitze scheinen von den empfindlichen Organen der Tiere (Augen, Seitenlinie) wahrgenommen und als Startschuss für die beginnende Regenzeit (= Laichphase) interpretiert zu werden. Die Autorin imitierte Tropengewitter mithilfe des Blitzgeräts ihrer Kamera und lautes Backblech-Schepperns in der Küche.
Zwei Turmdeckel-Schnecken (2)
Im ersten Teil des Beitrags ging es um die altbekannte Malaiische Turmdeckelschnecke, in der Regel ein willkommener Gast in unseren Aquarien, der aber auch bei einem Massenauftreten zur Plage werden kann. | Von Uwe Werner
Die auf den folgenden Seiten näher vorgestellte Schneckenart gehört noch nicht allzu lange zum Gastropoden-Sortiment in der Süßwasser-Aquaristik.
Turmdeckel-Raubschnecke
Die kleine, aus Asien stammende Turmdeckel-Raubschnecke (Clea helena [Meder, 1847]) wurde ursprünglich gar nicht gezielt importiert, sondern gelangte versehentlich nach Deutschland; sie wurde mit Wasserpflanzen eingeschleppt. Aufgrund ihres dekorativen Aussehens und ihrer speziellen Ernährungsweise wird sie aber seit 2006 mehr oder weniger regelmäßig eingeführt. Auch sie kann nämlich helfen, andere Schnecken zu reduzieren, da ihre natürliche Nahrung
in beträchtlichem Umfang aus ihresgleichen zu bestehen scheint. Doch davon soll gleich noch die Rede sein.
Die Turmdeckel-Raubschnecke gehört zur Familie der Kinkhörner oder Hornschnecken (Buccinidae), deren Vertreter allesamt Fleischfresser (karnivor) sind. Ursprünglich hatte Meder 1847 (in Philippi) sie als Clea-Art beschrieben, doch überführte Crossman sie 1901 in seine neu aufgestellte Gattung Anentome. Heute gilt dieses Taxon als Untergattung und A. theminckiana (Petit, 1853) als Synonym. Auch bei C. nigricans (Adams, 1855) könnte es sich um dieselbe Spezies handeln, vielleicht aber auch um eine nah verwandte weitere Art.
Das natürliche Vorkommen dieser Schnecke umfasst weite Teile Südostasiens (Indonesien, Malaysia, Thailand), wo sie nicht nur fließende (Flüsse, Bäche), sondern auch stehende Gewässer (Weiher, Seen) bewohnt. Sie lebt hauptsächlich am Boden, bevorzugt schlammige Habitate und feinkörnige Untergründe, ist gelegentlich aber auch auf steinigem und felsigem Substrat anzutreffen. Im Aquarium soll sie sich in klarem, sauerstoffreichem Wasser am wohlsten fühlen. Außerdem ist ein feiner oder zumindest nicht zu schwerer Bodengrund angeraten, da sie sich zur Nahrungssuche gern eingräbt.
Anatomisches
Das Schneckenhaus von C. helena ist wie das von M. tuberculata ausgesprochen festwandig, also dick und nicht durchscheinend, dabei rechtsgedreht und kegelförmig konisch. Es besteht aus vier bis sechs Windungen und kann 15 bis 28 Millimeter lang werden. Die Umgänge sind meist mit unterschiedlich stark ausgebildeten axialen Rippen besetzt, die gelegentlich aber auch fehlen. In der oberen Hälfte sind sie mit feinen spiraligen Linien versehen. Am unteren Ende, wo sich die relativ große, ovale Gehäusemündung befindet, die bei einer Gehäusehöhe von 21 Millimetern etwa einen Zentimeter hoch und fünf Millimeter breit
XXL-Nachzucht des Chamäleonsalmlers
Unter den über 250 Salmlerarten, die „die Hoffmänner“ in den vergangenen Jahrzehnten nachgezogen haben, gehört die hier vorgestellte zweifellos zu den spektakulärsten. | Von Peter und Martin Hoffmann
Mehrfach berichteten wir über diesen Salmler, unseren Lieblings-Beifang, in der DATZ, sogar schon sehr ausführlich (Hoffmann & Hoffmann 2001, 2004, 2009). Unseren aktuellen Nachzuchterfolg möchten wir interessierten Lesern dennoch nicht vorenthalten.
Vor drei Jahren hatten wir die letzten Exemplare von Hemigrammus coeruleus, wie immer als Beifang, von Aquarium Glaser (Rodgau) erhalten. Es handelte sich allerdings nur um zwei Tiere.
Leider sind diese Fische unter gezielt eingeführten Salmlern wie Carnegiella- und Gasteropelecus-Arten oder auch Nannostomus unifasciatus und N. trifasciatus inzwischen fast gar nicht mehr zu finden. Sie werden wahrscheinlich aussortiert, um artreine Sendungen auf den Weg bringen zu können. Bis vor kurzem dürfte also ein bewusster Import von H. coeruleus in größerer Stückzahl sicher nicht erfolgt sein (siehe unten).
Die beiden Tiere waren halbwüchsig, und an eine Nachzucht war noch nicht zu denken. Aber wir hatten natürlich Geduld und achteten sorgfältig auf die Fische. Erfreulicherweise handelte es sich tatsächlich um ein Pärchen.
Die Salmler wuchsen heran, und eines Tages bemerkten wir, dass sich das Männchen um sein Weibchen bemühte. Es präsentierte sich mit kräftig roter Körperfärbung und schwarzen Flossen.
Also setzten wir das Paar in unser Gesellschaftszuchtbecken (GZB; Hoffmann & Hoffmann 2008) und hofften – zum x-ten Mal – auf einen Nachzuchterfolg. Wie viele solcher Ansätze wir mit dieser Art bereits begonnen hatten und erfolglos wieder abbrechen mussten, wissen wir nicht mehr, wir haben sie nicht gezählt.
Immer wenn wir andere, neue Salmlerarten erfolgreich vermehrt hatten und das GZB leer stand, kam das Coeruleus-Pärchen zum Einsatz. Mittlerweile hatten beide Tiere eine Totallänge von 60 Millimetern erreicht, und das Weibchen zeigte sichtbar Laichansatz.
Die Wasserverhältnisse hatten wir durch Zugabe reinen Regenwassers auf folgende Werte eingestellt: 85 µS/cm; pH etwa 6,5; 24 °C.
Schlammschnecken
Die Schlammschnecken (Lymnaeidae) zählen zu den Lungenschnecken (Pulmonata). Bezüglich der Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Familie gibt es noch keinen Konsens, je nach Bearbeiter werden mehrere Genera oder aber nur eine einzige
Gattung aufgelistet. | Von Uwe Dost
Lymnaeiden sind weltweit verbreitet und reine Süßwasserbewohner. Ihre Gehäuse sind rechtsgedreht und meist mehr oder weniger kegelförmig. Die Größe der Öffnung im Verhältnis zur Schalenhöhe und die Ausbildung und Zahl der Windungen werden zur Arterkennung herangezogen. Da jedoch ihr Lebensraum – etwa die Gewässergröße und -tiefe, die Wassertemperatur, -bewegung und -chemie – sowohl die Form als auch die Farbe der Schale beeinflusst und die Unterscheidung der Arten früher lediglich anhand ihres Äußeren erfolgte, wurden etliche Standort-Varianten als eigene Spezies beschrieben. Erst die anatomische Untersuchung der Weichteile – beispielsweise gibt es äußerlich sehr ähnliche Arten, die nur anhand der mikroskopischen Betrachtung des Geschlechtssystems unterscheidbar sind – brachte hier Klarheit, weshalb viele Taxa letzten Endes wieder eingezogen wurden.
Keine Haustür
Anders als etwa bei der Sumpfdeckelschnecke (Viviparus viviparus) können Spitzschlammschnecken ihren Körper nicht vollständig in ihr Gehäuse zurückziehen, und mangels eines Deckels dient allein der Fuß als Verschluss. Charakteristisch für alle Lymnaeiden sind die flachen, kompakten, dreieckigen Fühler sowie ein vorn breiter, hinten rund auslaufender, ovaler Fuß. Die Häuser sind relativ dünnschalig und brechen leicht, wenn man sie in die Hand nimmt.
Schlammschnecken, die in seichten, ruhigen Gewässern leben, kommen zum „Atmen“, dem Austausch des Luftvorrats in ihrer Mantelhöhle, an die Wasseroberfläche. Ein verzweigtes Gefäßnetz in der Mantelhöhle, die „Lunge“, dient dem Gasaustausch. In der Körperflüssigkeit (Hämolymphe) erfolgt der Sauerstofftransport mittels Hämocyanin (das
ist ein kupferhaltiges Molekül), im Gegensatz zum eisenhaltigen Hämoglobin beim Menschen.
Je sauerstoffärmer ein flaches Gewässer, desto häufiger kommen die Schnecken an die Oberfläche. Der Luftaustausch erfolgt über ein verschließbares Atemloch seitlich am Körper. Das ermöglicht es den Schnecken, auch sauerstoffarme Habitate zu besiedeln, in denen kiemenatmende Wasserschnecken nicht mehr gedeihen. In tieferen Gewässern oder im Winter unter geschlossener Eisdecke erfolgt der Sauerstoffaustausch über die Haut anstatt über die Mantelhöhle, etwa über die gut durchbluteten Fühler.
Ernährung
Schlammschnecken weiden die Algenbeläge von Wasserpflanzen, Steinen und versunkenen Hölzern ab. Auch Biofilme an der Wasseroberfläche, die sogenannte Kahmhaut, wird gefressen. Zudem verschmähen Lymnaeiden weder abgestorbenes pflanzliches Material noch Aas, weshalb Aquarianer und Teichbesitzer sie als Gesundheitspolizei durchaus schätzen. Auch zur Bekämpfung von Moostierchen, Hydren und anderen Wasserschnecken – sie fressen deren Gelege, teils aber auch ihre eigenen – werden sie in Teichen und Aquarien geduldet. Exemplare, die in tiefem Wasser leben, ernähren sich vor allem von Detritus.