Süsswasser
Noch einmal: L-Nummern aus dem Rio Nhamundá
In DATZ 4/2015 wurde eine aquaristisch neue Hypancistrus- Art aus dem Rio Nhamundá vorgestellt (L 475) und bereits darauf hingewiesen, dass sie syntop mit einem Vertreter der Gattung Peckoltia vorkommt. Im Frühjahr 2014 war ich bei den Gleissners, Firma „Amazon Aquatics“ in Rednitzhembach, zu Gast. Kurz zuvor hatten sie eine interessante Sendung aus Brasilien bekommen. Zu dieser Zeit war bereits eine weitere attraktive Peckoltia-Art aus dem Rio Madeira in größeren Stückzahlen in Deutschland erhältlich, die sich als die vermutliche Erwachsenenform von L 209 herausstellte, von dem bis zu jenem Zeitpunkt nur das Bild eines juvenilen Exemplars bekannt war; ich hoffte, auch diesen Wels in der Sendung wiederzufinden. Wenig später bekam Patrick weitere Tiere, die aus dem Rio Nhamundá stammen sollten und die denen aus dem Rio Madeira auf den ersten Blick sehr ähnelten. Beide – sowie eine dritte, neue Form aus dem Rio Uatumã – gehören offenbar in den mittlerweile sehr großen und weiter wachsenden Artenkomplex um P. vittata. Um Peckoltia sp. „Rio Nhamundá“ in Zukunft einheitlicher ansprechen zu können und weil Importe mittlerweile häufiger erfolgen, bekommt dieser Wels hier die Nummer L 477. Daniel Konn-Vetterlein
Im Wald, da sind die Räuber …
Neozoen sind ja längst nichts Ungewöhnliches mehr in Deutschland. Schwarzmeergrundeln besiedeln unsere Flüsse, Waschbär und Alexandersittich unsere Städte. Nun hat es auch ein Fisch aus dem Amur-Gebiet zu uns geschafft, die Amur-Schläfergrundel. | Von Michael Härtl
Der Amur fließt im Osten Russlands. Das natürliche Verbreitungsgebiet von Perccottus glenii umfasst außerdem einige Flüsse Nordost-Chinas und Nordkoreas. Wissenschaftlich beschrieben wurde die Art im Jahr 1877 von Dybowski aus einem Zufluss des Amur, dem Ussuri. Ihre Verbreitung begann sehr früh. Bereits 1912 brachten Biologen Tiere nach St. Petersburg, um sie in Aquarien zu halten. Dort gelangten die Fische in Teiche, wo sie sich bald vermehrten und in umliegende Gewässer entkamen. 1948 tauchten sie in der Nähe von Moskau auf, 1979 wurden sie erstmals im Baikalsee registriert. Für den ungarischen Donau-Raum wurden sie erstmals 1997 erwähnt, es folgten Nachweise in Serbien (2003) und in Bulgarien (2005). Für Tiere, die sich sehr wenig bewegen, ist das eine erstaunliche Ausbreitungsgeschwindigkeit.
Aquarienbeobachtungen an der Nackthalsgrundel
Zwar sind die meisten Neozoen in unseren Gewässern nicht gern gesehen, doch geben sie durchaus interessante Beobachtungs- und Studienobjekte ab. | Von Michael Härtl
Seit nunmehr 20 Jahren erobern die sogenannten Schwarzmeer- Grundeln Deutschlands Flüsse. Vor allem die großen Ströme Donau und Rhein werden massiv von den Neubürgern aus der pontokaspischen Region besiedelt. In den meisten Veröffentlichungen werden die Tiere als schädliche Neozoen verteufelt, die dazu beitragen, unsere einheimische Fauna auszurotten. Tiefergehende populärwissenschaftliche Informationen findet man spärlich. Aus diesem Grund stelle ich hier eine Art näher vor: die Nackthalsgrundel (Babka gymnotrachelus), englisch als „racer goby“ bezeichnet. Erwachsene Männchen sind rund neun Zentimeter lang, Weibchen bleiben ungefähr zwei Zentimeter kleiner. Im Lebensraum sind die Grundelarten aus dem Schwarzen Meer verhältnismäßig schwierig voneinander zu unterscheiden, sodass es schon zu Verwechslungen und Falschbenennungen kam.
Darters – amerikanischer Traum in europäischen Aquarien (1)
Zur Laichzeit extrem farbig, friedlich und wenig scheu, zudem einfach zu halten, zu ernähren und nachzuzüchten – das sind Darters oder Springbarsche, ideale Fische für das kühlere Aquarium. | Von Uli Schliewen und Andreas Hartl
Vertreter der Echten Barsche (Familie Percidae) bestechen in unseren Gewässern nicht gerade durch extreme Vielfalt und überbordende Farbigkeit. Die in Mitteleuropa vorkommenden Arten lassen sich an den Fingern zweier Hände abzählen: ein Flussbarsch (Perca fluviatilis), zwei Zander (Gattung Sander), vier Kaulbarsche (Gattung Gymnocephalus) und drei Spindelbarsche (Gattung Zingel). Ganz anders sieht die Situation in Nordamerika aus, dem Kontinent der „American Darters“. Über 200 Spezies allein in der Gattung Etheostoma werden zur Zeit als gültig angesehen. Die meisten leben in den USA, einige auch in Mexiko und Kanada.
Mit den Hechten schwimmen
Hechte stehen gut getarnt in Wasserpflanzenwiesen und lauern auf Beutefische? Das klingt langweilig bis idealisiert und stimmt so wenig wie die meisten Pauschalaussagen. Tatsächlich findet jeder Hecht seine eigene Nische im Lebensraum See. Das Schöne daran ist, dass Sie selbst das einfach beobachten können! | Von Cornelia und Falk Wieland
Sobald der Winter und die Aufregungen der Laichzeit vorbei sind, positionieren sich die Hechte in der obersten Wasserschicht. Die meisten stehen sogar in den oberen zwei Metern der Wassersäule. In jedem Sommer wissen wir das aufs Neue zu schätzen und verzichten auf das laut blubbernde Presslufttauchgerät und eine Menge Ausrüstung. Nur mit Maske, Schnorchel, Flossen und einem dünnen Kälteschutzanzug ausgerüstet bewegen wir uns leicht, schnell und lautlos. Endlich können wir wieder die einfache Urform des Tauchens erleben: Federleicht gleiten wir im Drei-Millimeter-Tropen-Overall an der Wasseroberfläche dahin, schauen nach unten, beobachten punktuell genauer, durch gelegentliches Abtauchen in Apnoe. Das ist „Tauchen pur“, akkurat, aber gering bebleit schweben, schnell und lautlos sein, sich ohne hakende Ausrüstung durch Altholz und Wasserpflanzenbestände hindurchbewegen. Wer lange nicht schnorchelte, wird das im ersten Augenblick als ungewohnte Anstrengung empfinden. Vielleicht entgeht uns die eine oder andere Beobachtung in Tiefen unterhalb von fünf Metern. Doch mit gekonnt lautlosem Schnorcheln scheuchen wir keine Fische vor uns her und können uns auch mit der Kamera viel dichter annähern.