Leserbriefe
Rückmeldungen zur jeweiligen DATZ-Ausgabe
Betrifft: „Buntbarsche des achten Kontinents“ (DATZ 1/2018)
Üblicherweise sind Autoren über die Richtlinien des mit ihnen zusammenarbeitenden Verlags informiert und bieten in ihren Beiträgen entweder nur eigenes Material an, oder sie weisen bei Verwendung von Fremdfotos darauf hin, dass Dritte das Copyright halten. Das gilt nicht nur für die DATZ, sondern auch für andere Zeitschriften.
Manchmal kommt es vor, dass ein Foto versehentlich einem Autor falsch zugeordnet wird. Aber es gibt auch – glücklicherweise nur selten – Fälle, in denen Bilder gezielt manipuliert wurden, um ihre wahre Herkunft zu verschleiern.
In dem Artikel von Wolfgang Staeck „Buntbarsche des achten Kontinents – die letzten ihrer Art“ fielen mir sechs Fische auf, von denen ich fünf in meinem Beitrag „Paretroplus damii (Bleeker, 1868) ‚Sambirano‘ – dezente Schönheiten aus dem Norden Madagaskars“ in der Zeitschrift „Aquaristik-Fachmagazin“ (Heft 5/2017) bereits in eigenen Fotos gezeigt hatte.
Allerdings waren es nur die Fische, die wiederzuerkennen waren, nicht die kompletten Fotografien. In den Abbildungen von Paretroplus maculatus, P. dambabe, P. damii in Brutpflegefärbung und P. tsimoly sowie in zwei Aufnahmen von P. polyactis waren die Tiere von einem bislang nicht zu ermittelnden „Künstler“ mit einem Bildbearbeitungsprogramm ausgeschnitten und in einen neuen Hintergrund kopiert worden. Bei einem aggressiv gestimmten P. polyactis, der auf dem Original-Schnappschuss im Streit mit einem Nandopsis ramsdeni nur mit abgeschnittenen Flossen gezeigt ist, waren sogar Teile digital ergänzt worden; in dem Artikel von W. Staeck ist das Tier mit partiell „imaginären“ Flossen zu sehen.
Als Urheber dieser Fotos wurde ich nicht genannt.
Meine Nachfrage bei der Redaktion und beim Autor ergab, dass die veränderten Abbildungen schon vor längerer Zeit in das Archiv von W. Staeck gelangt waren, der sie – in der Annahme, es handele sich um Bilder, für die er das Copyright besitzt – zur Illustration des Artikels verwendete.
DATZ-Redaktion und Autor bedauern die Publikation der verfälschten Abbildungen. Alle Beteiligten distanzieren sich von Plagiaten und der illegitimen Verfremdung von Bildmaterial.(Zwischenmenschlich wurde die Angelegenheit durch eine Entschuldigung von W. Staeck bei mir aus der Welt geschafft und – damit noch etwas Positives daraus erwächst – das Honorar für die betreffenden Bilder einem Tierheim gespendet.)
Wer auch immer für die Herstellung und Verbreitung der manipulierten Abbildungen verantwortlich ist – er hat den Ruf einer angesehenen Zeitschrift und eines bekannten Autors gefährdet. Wir mögen ja in einer Welt leben, in der es möglich ist, dass selbst die eine oder andere Regierung wissenschaftliche Tatsachen leugnet oder verdreht und das Ergebnis dann „alternative Fakten“ nennt. Aber die in die vorliegende Causa involvierten Personen sind sich darüber einig, eine Welt zu bevorzugen, in der der Chemie-Nobelpreisträger Max Perutz Recht behält: „In science, truth always wins.“
Jörg Albering
Anmerkung der Redaktion:
In der DATZ ist es seit Jahrzehnten gang und gäbe, die Namen von Bildautoren nur dann ausdrücklich zu nennen, wenn sie nicht mit dem Verfasser des veröffentlichten Artikels, den sie illustrieren, identisch sind.
Reicht also ein Autor einen Beitrag zur Publikation ein, ohne die mitgelieferten Abbildungen explizit einem anderen Urheber zuzuschreiben, setzt die Redaktion voraus, dass er selbst die betreffenden Illustrationen angefertigt hat.
Rainer Stawikowski
Betrifft: „Komm auf die Schaukel, Luise …“
Nur wenige DATZ-Leser werden den Rummelplatz-Song aus dem Film „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ (1954) kennen. Vorgetragen wurde er damals von dem Schauspieler und Sänger Hans Albers, dem „blonden Hans“.
Bei der Umgestaltung eines 300-Liter-Aquariums bemühte ich mich, für meinen 25 Zentimeter langen afrikanischen Froschwels (Clarias alluaudi) eine neue Höhle als Unterschlupf zu basteln.
Das Versteck bestand aus Korkeiche und wirkte optisch überaus natürlich. Wer schon einmal mit Kork gewerkelt hat, weiß, dass dieses Material einen ähnlich starken Auftrieb wie Styropor hat. Man muss daher mit einem Gegengewicht arbeiten, um die Rinde unter Wasser zu halten. Ideal für diesen Zweck sind formgerech-te Steine, die man verklebt oder aufbindet. Ich hatte bereits bei anderen Beckengestaltungen das Festbinden mit reißfester Angelschnur versucht und damit gute Erfahrungen gemacht (DATZ 12/2017).
Also fixierte ich die Korkrinde auf einem großen, flachen Stein und setzte sie ins Wasser. Bereits am nächsten Tag hatte der Froschwels den Unterschlupf angenommen. Da sich Clariiden mitunter etwas ungestüm benehmen, löste sich die Angelschnur jedoch ein wenig, und flugs strebte der Korkanteil der Höhle der Wasseroberfläche entgegen. Allerdings nicht ganz, denn auf halber Beckenhöhe stoppte die Nylonschnur den Auftrieb.
Da ich nicht sofort die Zeit hatte, um meine Konstruktion wieder in Ordnung zu bringen, ließ ich das Ganze erst einmal, wie es war. Als ich später in das Becken schaute, hatte mein Afrikaner es sich in der schwebenden Korkröhre gemütlich gemacht. Anscheinend behaglich schaukelte er darin sanft hin und her.
Seitdem sucht der Froschwels diesen Unterschlupf immer wieder auf – und heißt in unserer Familie „Luise“ – so wie die Dame in dem Schaukellied vom blonden Hans.
Reinhold Wawrzynski
Betrifft: Welches Alter erreichen Fische in der Natur und im Aquarium?
In der Natur ist es klar: Die allermeisten Fische erreichen nicht den Abend ihres ersten Tages. Dann staffelt es sich aufwärts bis zu ganz wenigen Exemplaren, die ein adultes Fortpflanzungs-Dasein erleben. Das basiert auf der Fortpflanzungsstrategie, die mit hohen bis sehr hohen Zahlen gegen alle Widernisse des Fischlebens arbeitet. Überhaupt sind Fische ökologisch als Nahrungsfaktor zahlloser anderer Tiere in die Natur eingebaut.
Die biologische Forschung und die Aquarientechnik verbesserten vor allem in den letzten Jahrzehnten die Lebensbedingungen für die Aquarienbewohner so sehr, dass deren Vitalität für ein sehr viel längeres Leben zum Tragen kommt. Es gibt hier keine Dürren, Temperaturstürze und andere Katastrophen. Da es sich im konkreten Fall um ein „gewöhnliches“ Wohnzimmer-Gesellschaftsaquarium handelt (80 x 40 x 40 Zentimeter, L x B x H), gibt es darin auch keine rastlosen Hände verbesserungswütiger Aquarianer. Es steht seit Jahrzehnten mit Sand als Bodengrund und schönen Pflanzen, das Wasser wird gefiltert, auf 25 °C beheizt und beleuchtet. Gefüttert wird ausschließlich mit handelsüblichem Flockenfutter.
In dieser Umgebung lebte ein Antennenwels (Ancistrus cf. dolichopterus) von August 1979 bis Oktober 1999, wurde also 20 Jahre alt; zwei Feuermaulbuntbarsche (Thorichthys meeki) bewohnten das Becken von März 1991 bis Mai 2000 und März 2002, erreichten also Lebensalter von neun und elf Jahren; einer von zwei Kongosalmlern (Phenacogrammus interruptus) schwamm von Dezember 1990 bis Juli 2003, der andere schwimmt immer noch, einer wurde also zwölfeinhalb, der andere ist jetzt 16 Jahre alt; zwei Me-tall-Panzerwelse (Corydoras aeneus) schafften es von Oktober 1983 bis Dezember 1999 und Juni 2004 und wurden somit 16 respektive 21 Jahre alt.
Erworben wurden alle diese Fische als juvenile Exemplare im Zoohandel, jeweils einzeln oder zu wenigen Individuen. Natürlich starb immer wieder einmal ein Fisch, etwa durch Unverträglichkeiten oder infolge anderer Ursachen, die nicht weiter geklärt wurden.
Stuft man diese Beobachtungen und Erfahrungen jedoch insgesamt als „Experiment“ ein, dann werfen sie ein außerordentlich positives Licht auf den heutigen Stand der aquaristischen Technik.
Sicher gibt es Fischarten, die von Natur aus kurzlebig sind. Hier sind beispielsweise jene Killifische zu nennen, die sich nur für eine Regen-Saison entfalten. Sie hinterlassen ihre Eier im eintrocknenden Schlamm ihres Tümpels bis zur nächsten Regenzeit. Aber auch kleinere, schwarmbildende Salmler und Barben bringen es auf kaum mehr als drei
bis fünf Jahre. In der Natur dürften diese Spannen noch arg verkürzt und damit die Bestände dieser Fischchen stark ausgedünnt werden.
Walter Sachsse
Betrifft: „Invasive Wasserpflanzen“ (DATZ 10/2017)
Ein Dankeschön an Christel Kasselmann für ihre sehr gut recherchierten und wissenschaftlich fundierten Artikel!
Als selbstständiger Limnologe (Gewässerkundler) habe ich seit 1994 mit „botanischen Neubürgern“ zu tun. Meine Arbeitsschwerpunkte sind gewässerbegleitende invasive Neophyten, ihre ökologischen, ökonomischen und pflanzensoziologischen Auswirkungen sowie deren Regulierung.
Bei den von mir bearbeiteten rund 200 Kilometern von Fließgewässern im Norden von Rheinland-Pfalz stehen die Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum), die asiatische Knöterichsippe (Fallopia spp.), das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) und – als einzige hier vorkommende aquatische Pflanze – die Schmalblättrige Wasserpest (Elodea nuttallii) im Mittelpunkt meiner Untersuchungen.
Hier beschränke ich mich auf E. nuttallii. Die Pflanze ist seit vielen Jahren in zwei Flüssen (Sieg und Nister) vorhanden. Die Populationsgrößen sowie die Zahl der Bestände sind gering und relativ konstant. In den strömungsarmen Abschnitten gibt es vereinzelt Vorkommen von wenigen bis maximal 300 Quadratmetern Fläche. Die Pflanzen verdriften bereits bei mittleren Hochwässern, die drei- bis fünfmal jährlich vorkommen. Die Neubildung der Bestände erfolgt sehr langsam, meist erst im Sommer. Von einer Invasion kann also keine Rede sein!
Die Auswirkungen auf die Ökosystem-Dienstleistung des Gewässers würde ich nicht als negativ beschreiben, eher überwiegen die positiven Aspekte wie Stoffhaushalt, Beschattung und Schutzfunktion für Jungfische. Da außer dem Flutenden Hahnenfuß (Ranunculus fluitans) in beiden Flüssen fast keine submersen Pflanzen gedeihen, sehe ich E. nuttallii eher als eine Bereicherung an. Diese Wasserpest ist in meinem Arbeitsgebiet die einzige aquaristisch genutzte Art.
Sieg und Nister sind übrigens stark eutroph, dennoch findet keine Invasion statt.
Anders ist die Situation in Stillgewässern, wo es durchaus zu Massenvermehrungen kommen kann. In meinem Arbeitsgebiet liegt ein kleiner Flachsee (bis zu drei Meter tief, 123 Hektar), der für intensive Karpfenzucht und als Badegewässer genutzt wird. Hier sind in jedem Sommer große Bestände von E. nuttallii zu beobachten, die auch den Badebetrieb beeinträchtigen. Sie sind über die Jahre konstant. Auch das jährliche Ablassen des Wassers im Winter hat die Pflanzen nicht reduziert, ebenso wenig der Einsatz von Graskarpfen durch den Fischzüchter.
Dieser See ist ebenfalls sehr stark eutrophiert, was ich auf die Fischzucht zurückführe.
Die Eintragspfade sind sowohl bei den Flüssen als auch dem See nicht mehr eindeutig zu klären. Eine Verschleppung durch Fischbesatz oder Wasservögel für eine weitere Verbreitung erachte ich durchaus als möglich. Daraus jedoch ein Zucht-, Handels- oder Haltungsverbot abzuleiten ist schon sehr gewagt, hier bewegt sich die EU auf ganz dünnem (Daten-)Eis!
Viele der seit Jahren in der wissenschaftlichen Literatur und in der Presse genannten Zahlen bezüglich der Verbreitung invasiver Spezies und der durch sie verursachten Kosten sind sehr wahrscheinlich falsch. Pearce (2016) spricht bei diesen Daten von einfachen Hochrechnungen und willkürlichen Schätzungen. Zudem regt er eine neue Sichtweise auf viele Neophyten an. Eine gesetzliche Grundlage, die die Verbreitung gebietsfremder Pflanzen und Tiere in die Natur regelt, gibt es übrigens schon lange: § 40 des BNatSchG. Abs. 4 (Kowarik 2010; Holljesiefken 2007).
Dennoch möchte die EU noch einige Schritte weitergehen und ihre Liste („Unionsliste“), die zurzeit 49 Spezies umfasst, ab 2018 bis 2030 schrittweise erweitern (Carboneras 2017 a). Die gesamte Diskussionsliste der in dieser Hinsicht infrage kommenden Arten (zurzeit > 1.300) ist im Internet als Exceldatei abzurufen (Carboneras 2017 b).
Fred Duscha
Literatur
Carboneras, C. (2017 a): http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ 1365-2664.12997/full.
Carboneras, C. (2017 b): http://datadryad.org/bitstream/handle/10255/dryad.153829/JPECarbonerasST2.xlsx?sequence=1.
Holljesiefken, A. (2007): Die rechtliche Regulierung invasiver gebietsfremder Arten in Deutschland (Dissertation). – Springer-Verlag, Berlin.
Kowarik, I. (2010): Biologische Invasionen. Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. Zweite Auflage. – Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
Pearce, F. (2016): Die neuen Wilden. – Oekom Verlag, München.
Betrifft: „Meeresbiologische Zeitreise an die lykische Küste“ (DATZ 9/2017)
Als langjähriger DATZ-Leser und selbst auch Meeresbiologe – Schwerpunkt Fischfauna – freue ich mich immer sehr über Artikel aus diesem Fachbereich. Insbesondere die Beiträge von Helmut Göthel sowie von Cornelia und Falk Wieland lese ich gern. Auch die fantastischen Fotos sind sehenswert.
Da ich jedoch „vom Fach“ bin, achte ich automatisch auf die wissenschaftliche Korrektheit der Namen. In dem Reisebericht von Cornelia und Falk Wieland stieß ich auf mehrere Bildunterschriften, die nicht richtig waren. Die Fotos sind so
gut, dass eine Bestimmung durchaus möglich war.
Die Abbildung vom „Kleinen Drachenkopf (Scorpaena notata)“ zeigt sehr wahrscheinlich nicht diese Art, sondern eher den Braunen Drachenkopf (S. porcus Linnaeus, 1758). Man kann das an den deutlichen Augenfortsätzen erkennen, die S. notata fehlen. Zum Vergleich füge ich eine eigene Aufnahme von einem S.-notata-Exemplar bei, das ich auf der griechischen Insel Samos von einem Fischer gekauft und fotografiert hatte.
Das nächste Foto des genannten Artikels zeigt nicht – wie angegeben – die „Fünfbindenbrasse (Diplodus cervinus)“, sondern eindeutig die Spitzbrasse (D. puntazzo [Walbaum, 1792]). Mehrere Merkmale, darunter die Streifenzeichnung, das Maul, die Schwanzwurzel und die Schwanzfärbung, weisen darauf hin.
Das folgende Bild stellt laut C. & F. Wieland eine „Schnauzen-Pikarelle (Spicara flexuosa)“ dar. Abgesehen von der aktuellen Diskussion, ob S. flexuosa eine valide Art ist oder nicht (das sollen Taxonomen entscheiden), handelt es sich hier wahrscheinlich um den Laxierfisch (S. maena [Linnaeus, 1758]). Die typischen hohen Flossenstrahlen im ersten Teil der Rückenflosse, wie sie für S. flexuosa beschrieben werden, fehlen bei dem abgebildeten Tier. Außerdem ist der dunkle Fleck in der Körpermitte sehr breit, wie er eher für S. maena charakteristisch ist. Die Arten aus dieser Gattung sind jedoch wirklich schwierig allein anhand von Fotos zu bestimmen (Iglésias 2013).
Der Braune Zackenbarsch wird schon länger nicht mehr als Epinephelus guaza bezeichnet, der gültige Name lautet E. marginatus (Lowe, 1834).
Trotz aller Kritik handelt es sich bei dem Beitrag um einen schönen und informativen Artikel. Insbesondere die Lessepsschen Einwanderer, also die durch den Sueskanal aus dem Roten Meer kommenden Arten, sind ein spannendes, immer aktuelles Thema. Interessant das Foto eines solchen Einwanderers, des Flötenfisches (Fistularia commersonii), der nur in der Nacht das Bindenmuster trägt (wie auf dem Bild zu sehen) und tagsüber einfarbig ist, mit schmalen blauen Längsstreifen (Lieske & Myers 2010).
Ich bin gespannt auf die nächsten Artikel zu meeresbiologischen Themen!
Michael George
Literatur
Iglésias, S. P. (2013): Actinopterygians from the North-eastern Atlantic and the Mediterranean (a natural classification based on collection specimens, with DNA barcodes and standardized photographs), Volume I (plates), Provisional version 09, 1. April 2013. – http://www.mnhn.fr/iccanam.
Lieske, E., & R. Myers (2010): Korallenriff-Führer Rotes Meer. – Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart.