Aufgetaucht
Priapella, Salmler & Betta
Priapella olmecae
Die Gattung Priapella umfasst derzeit sechs beschriebene Arten, von denen P. intermedia und P. compressa bisweilen im Handel auftauchen. Alle Priapella-Arten sind Oberflächenfische, die in der Natur an relativ stark strömendes Wasser angepasst sind. Hier stehen sie im Schwarm mit dem Kopf gegen die Strömung und springen nach kleinen Insekten, die ihre Hauptnahrung bilden. Besonders auffallend sind die leuchtend blauen Augen, die es an Leuchtkraft leicht mit denen der Leuchtaugenfische (Aplocheilichthys) aufnehmen können.
Die Pflege der schönen Tiere im Aquarium ist nicht schwer. Man sollte sie allerdings im Schwarm halten, damit ihre volle Schönheit zur Geltung kommt, und sie sind bei paarweiser Haltung auch oft sehr scheu. Es handelt sich um äußerst friedliche Fische. Die Tiere mögen ein gut ausgeleuchtetes Aquarium mit kräftiger Filterung, die Temperatur sollte im Bereich von 21–26 °C liegen. Mittelhartes bis hartes Wasser mit einem pH-Wert über 7,5 ist zu bevorzugen. Gefressen wird jegliches übliche Futter, allerdings nicht vom Boden. Pflanzen werden von P. olmecae nicht beschädigt.Hyphessobrycon paepkei
Der Goldschulter-Schmucksalmler, Hyphessobrycon paepkei, wurde erst vor wenigen Jahren wissenschaftlich beschrieben. Die der Erstbeschreibung zugrunde liegenden Exemplare stammten aus der Anlage von Aquarium Glaser. Verbreitet ist die Art im Rio Negro in Brasilien. Anfangs kam sie nur in kleinen Stückzahlen als Beifang – vor allem mit Hyphessobrycon socolofi –, aber seit einiger Zeit ist dieser wunderschöne Schmucksalmler rein sortiert verfügbar.
Die Farbkombination – nur ein roter Punkt im oberen Lappen der Schwanzflosse (vs. flächig rote Caudalis oder in beiden Lappen der Flosse ein roter Punkt bei anderen Schmucksalmlern) und ein von einer golden schimmernden Zone eingerahmter Humeralfleck – definiert die Art sehr gut und macht sie innerhalb der komplexen „rosy tetra clade“ sicher erkennbar.
Bezüglich der Pflege unterscheiden sich die höchstens 5 cm langen Tiere nicht von anderen ähnlichen und aquaristisch gut bekannten Arten, wie den Phantom- und Schmucksalmlern.
Betta krataios
Die Gattung Betta – also die Kampffische – ist ein herausragendes Beispiel dafür, welchen unschätzbaren Beitrag zur Kenntnis der Biodiversität die Aquarienkunde leistet. Die Zahl der wissenschaftlich akzeptierten Arten ist seit der Gründung der Labyrinthfischgemeinschaften in den späten 1970er-Jahren von weniger als zehn auf über 70 angestiegen.
Die Unterscheidung der Arten ist nicht immer einfach, das liegt auf der Hand. Innerhalb der Gruppe der maulbrütenden Kampffische galt jedoch B. dimidiata aus dem Kapuas-Einzug auf Borneo (indonesischer Teil der Insel, der Kalimantan heißt) lange Zeit als so abweichend, dass die Art als einzige Spezies in der nach ihr benannten Artengruppe geführt wurde. Die ersten B. dimidiata kamen durch Privatinitiative nach Europa. Sie entsprachen mit ihren fast schon überdimensional lang ausgezogenen Flossen und der lanzettförmigen Schwanzflosse sehr gut dem Bild, das man von dieser Art hat.
Aber später, als in den 1990er-Jahren auch kommerzielle Importe hereinkamen, staunte man nicht schlecht, dass es auch rundschwänzige Männchen gibt. Diese Rundschwänze wurden 2006 als eigene Art beschrieben, nämlich als B. krataios. Die der Beschreibung zugrunde liegenden Tiere stammten aus dem Großhandel in Singapur und sollten in der Umgebung von Mandor (Provinz Kalimantan Barat) gefangen worden sein. In der Natur wurden Exemplare später in der Nähe von Pontiak, Sanggau und Mandor gefunden.
Die nur 4–5 cm langen Tiere sind Schwarzwasserbewohner und können sich erheblich kräftiger färben, als es das beigefügte Bild vermuten lässt. Leider lassen sich in Fotoaquarien nicht immer die Bedingungen schaffen, die die Tiere in Fortpflanzungsstimmung – und somit optimale Ausfärbung – bringen.
von Frank Schäfer
Schmerlen, Grundel & Messerfisch
Homaloptera confuzona
Flossensauger gehören in die Schmerlenverwandtschaft. Die wohl schönsten Vertreter findet man in der Gattung Homaloptera. Es gibt mehrere eng verwandte und ähnlich aussehende Arten. Im Deutschen bezeichnet man sie gerne als „Sattelfleckschmerlen“, im Englischen werden die Tiere „lizard loaches“ genannt, also „Eidechsenschmerlen“.
Eine sehr schöne Plattschmerle aus dem Einzug des Mekong unterhalb der Khone Falls in Laos und Kambodscha sowie aus kleinen Küstenflüssen im südöstlichen Thailand ist Homaloptera confuzona. Sie ist eng mit südthailändischen H. parclitella und der indonesischen H. orthogoniata verwandt. In der Pflege sind die bis zu 8 cm langen Tiere anspruchsvoll: Sie verlangen ein keimarmes Milieu, das Wasser sollte unbedingt mit Huminstoffen aus Torf, Erlenzäpfchen oder Laub angereichert werden, sonst sind die Tiere sehr empfänglich für Parasiten. Zusätzlich haben diese Fische als Fließwasserbewohner einen hohen Sauerstoffbedarf. Das Wasser sollte darum nicht zu warm sein, 22–25 °C sind ideal. Anfangs wird Lebendfutter bevorzugt, später nehmen die Tiere auch Frost- und Trockenfutter an.
Die schönen Fische sind sehr friedlich, imponieren aber untereinander gerne in harmlosen Rangordnungskämpfen, die sehr interessant anzusehen sind.
Lentipes ikeae
Die Grundelunterfamilie Sicydiinae umfasst gegenwärtig neun Gattungen mit 129 Arten. Es sind durchwegs strömungsliebende Tiere, die in der Natur vorwiegend in klaren Bächen vorkommen und sich von Aufwuchs und Kleintieren ernähren. Die Larvalentwicklung erfolgt im Meer. Besonders populär sind einige Neongrundeln der Gattung Stiphodon, Vertreter anderer Gattungen kommen nur sehr selten in den Handel.
Aquarium Glaser hat die Art Lentipes ikeae (oben) aus Indonesien erhalten. Man kennt sie von Java und Bali, sie wurde im Jahr 2014 wissenschaftlich beschrieben. Die Maximalgröße von L. ikeae liegt bei 4–5 cm. Es sind friedliche und gesellige Tiere, die mit ihrem stark ausgeprägten, aus den Bauchflossen gebildeten Saugnapf auch gerne mal – wie in der Natur – aus dem Wasser herausklettern. In der Natur überwinden sie so Wasserfälle. Im Aquarium sollte man darum für eine gute Abdeckung sorgen, sonst könnte der Wandertrieb fatale Folgen haben.
Der Artname bezieht sich übrigens nicht auf das schwedische Möbelhaus, sondern ehrt die Mitarbeiterin des Museum Zoologicum Bogoriense in Bogor, Java, Frau Ike Rachmatika.Papyrocranus afer
Die Messerfische sind mit drei Arten im tropischen Afrika sehr weit verbreitet. Mit etwa 60 cm Gesamtlänge gehört Papyrocranus afer zu den großen Vertretern, während eine zweite afrikanische Art, die ebenfalls in Nigeria vorkommt, Xenomystus nigri, mit 15–20 cm Endlänge zu den kleinsten (Altwelt-)Messerfischen zählt.
Aquaristische Erfahrungsberichte zu P. afer liegen seltsamerweise kaum vor, obwohl zumindest einige Farbformen sehr attraktiv gezeichnet sind. Allerdings gibt es einen Zuchtbericht von Ong Kay Yong, der in der TFH 1965 erschien. Demnach handelt es sich bei der Art um einen paternalen Brutpfleger.
Untereinander sollen die Tiere bissig sein. Ich persönlich konnte keine erhöhte Unverträglichkeit beobachten, 15–20 cm lange P. afer lebten friedlich in größerer Zahl (etwa 50 Exemplare) zusammen. Längerfristig habe ich die Art aber noch nicht persönlich gepflegt.
Grundsätzlich handelt es sich bei Papyrocranus um dämmerungs- und nachtaktive Raubfische, die ähnlich wie ihre aquaristisch besser bekannten asiatischen Verwandten der Gattung Chitala zu pflegen sind. Obwohl sich bei P. afer mehrere geografisch zuzuordnende Farbformen finden, wurden diese bisher nicht als eigenständige Arten oder Unterarten beschrieben. Warum das so ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Die üblicherweise aus Nigeria importierten Farbvarianten sind eher unscheinbar, es gibt hell gefleckte und dunkel gefleckte Formen.
Papyrocranus-Vertreter sind obligatorische Luftatmer, die regelmäßig an die Wasseroberfläche schwimmen und dort Luft holen.
von Frank Schäfer
Hechtlinge, Nannostomus, Welse & Bärblinge
Aplocheilus panchax „Manipur“
Vor einiger Zeit gelang Aquarium Glaser die Einfuhr eines bildhübschen Hechtlings aus dem nordindischen Bundesstaat Manipur. Gegenwärtig ist wissenschaftlich nur die Art Aplocheilus panchax in diesem Formenkreis anerkannt, die von China über große Teile Indiens, Burmas und Indochinas (Thailand, Vietnam, Kambodscha, Laos) sowie Indonesiens verbreitet ist. Selbstverständlich sehen die Tiere überall unterschiedlich aus, ...
Nannostomus anduzei
Nach längerer Zeit konnte Aquarium Glaser wieder einmal eine der kleinsten Fischarten des Amazonas-Beckens importieren: Nannostomus anduzei. Die Tiere werden – inklusive Schwanzflosse – keine 2 cm lang. Der aktuelle Import kam über Manaus, es handelt sich also um brasilianische Tiere; die der Erstbeschreibung zugrunde liegenden Exemplare stammten aus dem Departamento Amazonas in Venezuela. Optisch gibt es keinen Unterschied zwischen venezolanischen und brasilianischen Tieren. Liosomadoras oncinus
Der Jaguarwels (Liosomadoras oncinus) gehört zu den Seltenheiten im Hobby. Auch in den großen Museumssammlungen der Welt ist die Art nur spärlich vertreten, weshalb das Wissen um diese Tiere gering ist. Im Aquarium gehören sie zu den sehr empfindlichen Pfleglingen, an die sich nur geübte Aquarianer heranwagen sollten. Die Art neigt zu Pilz- und bakteriellen Erkrankungen. Beidem kann man nur mit optimaler Wasserpflege entgegenwirken, günstig ist die Pflege in weichem, leicht saurem Wasser (pH 5,5–6,5), denn das mögen weder Pilze noch krank machende Bakterien...
Rasbora paucisqualis
Diese Art ist ein niedlicher, etwa 3–4 cm lang werdender Bärbling aus Thailand. Gesammelt wurden die fotografierten Tiere u. a. im Ataran, einem Fluss, dessen Oberlauf in Thailand liegt (wo er auch als Kasat bezeichnet wird) und dessen größerer, unterer Teil durch Burma fließt...
von Frank Schäfer
Platys & Garnelen
Xiphophorus variatus „Puente Escalanar“
Die Ahnen dieser Papageienplatys wurden im Jahr 2002 in Puente Escalanar, Veracruz, Mexiko von Liebhabern gesammelt. Seither begeistern die Tiere hauptsächlich die Freunde der Lebendgebärenden; im regulären Handel tauchen sie unseres Wissens nur sehr selten auf.
Besonderes Kennzeichen ist der sichelförmige Schwanzwurzelfleck, den alle Exemplare, Männchen und Weibchen, zeigen. Bei den Männchen gibt es zwei Färbungstypen: Exemplare mit Tigerstreifen auf den Flanken des Vorderkörpers und solche, die hier gepunktet sind. Dominante getigerte Exemplare werden quittegelb, bei den gepunkteten ist viel blauer Schimmer im Vorderkörper. Besonders schön sind die himmelblauen Schuppen, die manche Männchen der getigerten Form in der Mitte des Vorderkörpers aufweisen.
Es sind lebhafte Tiere, deren Verhalten sehr ursprünglich geblieben ist. Bei Beunruhigung schließen sie sich zu einem Schwarm zusammen, was man bei den schon seit hundert Jahren domestizierten Stämmen nur noch selten beobachten kann.Macrobrachium equidens
Die Bestimmung von Langarmgarnelen ist kniffelig, da sich die Arten ziemlich ähnlich sehen und zudem farblich variabel sind. Macrobrachium equidens unterscheidet sich nach den Angaben in den Bestimmungswerken der Welternährungsorganisation FAO von ähnlichen Arten der indopazifischen Region durch das Vorhandensein zweier Stachel am Vorderkörper. Da die aus Thailand importierten Tiere diese Stacheln aufweisen, haben wir sie als M. equidens bestimmt. Sehr ähnlich und aus aquaristischer Sicht vergleichbar ist z. B. M. idae, die auch aus Thailand zu uns kommt.
Die extem langen Arme von M. equidens sind schon beeindruckend. Männchen setzen sie bei Kommentkämpfen ein: Wie Hirsche oder Sumo-Ringer schieben sie sich damit hin und her, wobei sie ermitteln, wer der Stärkere ist. Die Damen schauen zu, der Gewinner hat beste Chancen, zur Paarung akzeptiert zu werden. Die Zucht unter Aquarienbedingungen ist aufwendig, da sich die Larven nur in Salzwasser entwickeln. Erwachsene Tiere leben im Süßwasser.
M. equidens gehört zu den zu Speisezwecken stark befischten Garnelen und wird oft in Aquakultur gehalten. Flüchtlinge aus den Zuchtbetrieben sind in Westafrika und Brasilien verwildert und bilden dort heute große Bestände. Die ursprüngliche Heimat dieser Garnele ist der gesamte indopazifische Raum.
von Frank Schäfer
Killifisch & Aphanius
Aphanius similis (= A. mento „Zengen“)
Die nordafrikanisch-europäisch-asiatischen Killifische der Gattung Aphanius können meist nur im Herbst und Winter im Handel angeboten werden, denn die Züchter dieser Fische pflegen sie gewöhnlich in Freilandanlagen. Da Aphanius zwar kältetolerant, nicht jedoch winterhart sind, werden die Fische im Spätherbst abgefischt und frostfrei überwintert. Zu diesem Zeitpunkt geben die Züchter dann den überschüssigen Nachwuchs ab.
So kamen jetzt auch wieder einige A. similis in den Handel. Vielen Aquarianern ist diese Art auch als Fundortvariante „Zengen“ (das liegt rund 90 km nordwestlich vom Typusfundort von A. similis, Akgöl) von A. mento bekannt, da A. similis (beschrieben 1948) lange Zeit als Synonym zu A. mento galt; A. similis kommt ausschließlich in Teilen der Türkei vor. Ihre schönste Färbung zeigen territoriale Männchen nur während der Fortpflanzungszeit. Dann sind sie blauschwarz mit wundervoll irisierenden, blaugrünen Glanzpunkten. Jetzt in der Ruhephase kann man die Farbenpracht nur erahnen. Leider ist A. similis, wie so viele seiner Gattung, vom Aussterben bedroht, da die Salzmarschen, in denen er ausschließlich lebt, stark verschmutzt wurden. Pflege und Nachzucht im Aquarium können ihn vor dem Schicksal bewahren, ganz auszusterben.Aphanius similis (= A. mento „Zengen“)
Desmocaris trispinosa
Diese Zwerggarnele stammt aus dem tropischen Afrika. Die Maximallänge liegt bei rund 4 cm. Die Art ist gut im Aquarium zu züchten, die Jungtiere sind nach dem Entlassen bereits sehr groß und können in reinem Süßwasser aufgezogen werden. Einzigartig ist das herrliche Schwebeverhalten der Tiere, das sie allerdings nur in Aquarien ohne Strömung zeigen.
Text und Fotos von Frank Schäfer