Süsswasser
Ein Klassiker der aquaristisch begründeten Verhaltensbiologie
Im Jahr 1962 veröffentlichte der Verhaltensbiologe Wolfgang Wickler einen Artikel, in dem er eine Hypothese zu den auffallenden Flecken auf der Afterflosse mancher Buntbarscharten aufstellte. Er löste damit eine Diskussion aus, die bis heute anhält. | von Hans-Peter Ziemek
Wolfgang Wickler wurde 1931 geboren. Er studierte Biologie und wurde bei seiner Doktorarbeit über Grundfische im Max-Planck-Institut für Physiologie in Seewiesen von Konrad Lorenz betreut.
Wickler befasste sich in seinem Forscherleben immer wieder mit dem Verhalten von Fischen. Wie ein roter Faden zog sich die Frage nach den Kommunikationsformen unterschiedlicher Arten durch seine Tierbeobachtungen.
Anfang der 1960er-Jahre beschäftigten ihn verschiedene seinerzeit zur Gattung Haplochromis gezählte Buntbarscharten. Insbesondere studierte er jene Spezies, die damals als H. multicolor und H. philander bezeichnet wurden.
„Aquarien-Oldtimer“ und Maulbrüter der besonderen Art (1)
Günthers Prachtbuntbarsch ist ein westafrikanischer Cichlide mittlerer Größe, der schon vor gut einem halben Jahrhundert in europäischen Aquarien schwamm und ein außergewöhnliches Fortpflanzungsverhalten zeigt. | von Uwe Werner
In Ghana und in Kamerun begegnete ich neben vielen anderen Fischen mehreren Chromidotilapia-Arten, darunter C. guntheri, einem meiner ersten größeren Buntbarsche, den ich vor fast 50 Jahren – 1970 – vom heutigen DATZ-Redakteur geschenkt bekam. Damals dachte man – sowohl über Aquarien als auch über Aquarienfische – in viel bescheideneren Dimensionen. So glaubte ich, „Großcichliden“ zu pflegen, obwohl diese Westafrikaner kaum mehr als 15 Zentimeter Gesamtlänge erreichen. Ich halte sie nach wie vor für reizvolle Pfleglinge, und so brachte ich aus Ghana wie auch – ein paar Jahre später – aus Kamerun ein paar Exemplare mit.
Eine außergewöhnliche Farbform des „Königscichliden“
Der Westafrikaner gehört zu den beliebtesten Aquarienfischen und wird mit den unterschiedlichsten Populärnamen belegt. Früher bezeichnete man den kleinen Buntbarsch als „Aquarien-Kribensis“ oder „Weinroten Prachtbuntbarsch“, heute spricht man in Anspielung auf seine hübsche Färbung vom Purpur-Prachtbuntbarsch oder Königscichliden. | von Uwe Werner
Bei Pelvicachromis pulcher (Boulenger, 1901) handelt sich um eine geradezu ideale Art, um erste Erfahrungen mit Buntbarschen zu sammeln. In so gut wie jedem Zoofachgeschäft ist sie zu erträglichen Preisen erhältlich, wird im männlichen Geschlecht nur etwa zehn Zentimeter lang (Weibchen bleiben rund drei Zentimeter kleiner) und lässt sich deshalb schon in einem 80-Liter-Aquarium pflegen und nachzüchten.
Die Fische sind – innerartlich wie gegenüber anderen Mitbewohnern – nicht sonderlich aggressiv, und da sie keine Pflanzen fressen oder ausbuddeln, kann man ihr Aquarium ansprechend grün dekorieren. Zu guter Letzt haben sich Aquarienstämme entwickelt, die derart „domestiziert“ sind, dass sie keine besonderen Ansprüche an das Wasser stellen und sich willig fortpflanzen. Und da die Brutpflege ein sehenswertes Schauspiel ist, kann man auch als alter Hase noch viel Freude an diesem monogamen Höhlenbrüter haben.
Auf beiden Seiten des Atlantiks zu Hause – Erdfresser-Grundeln
Farbwunder sind sie sicher nicht, die Awaous-Arten, aber interessante Bodenbewohner mit eindrucksvollem Gesicht und außergewöhnlichem Fressverhalten. | von Uwe Werner
Insgesamt gelten zurzeit 19 Arten der Gattung Awaous Valenciennes, 1837 als valide, der Name geht auf eine Bezeichnung aus Tahiti zurück. Das Verbreitungsgebiet dieser archaischen Formen, die meist in meeresnahen Flüssen in Brack- und Süßwasser leben, ist erstaunlich groß. Obwohl sie in Nord-, Mittel- und im nördlichen Südamerika, aber auch in Westafrika und im Indopazifik vorkommen, ähneln sich alle Arten sehr. Ich stelle hier zwei von ihnen vor, eine aus Mittel- und Südamerika, die andere aus Westafrika.
Bananengrundel
Das wissenschaftliche Art-Attribut von Awaous banana (Valenciennes, 1837) geht laut Texas State University San Marcos (http://txstate.fishesoftexas.org/index.htm) auf eine Bezeichnung aus der Dominikanischen Republik zurück. Es spielt wohl auf die Form und Farbe einer Banane an, wir könnten also von der „Bananengrundel“ sprechen. Im englischen Sprachgebrauch wird diese „Flussgrundel“ als „River Goby“ bezeichnet. Die Liste der Synonyme ist lang, weshalb ich sie gar nicht erst nenne.
Erfahrungen mit dem Phönixsalmler
Es ist noch gar nicht so lang her, da gestattete Brasilien die Suche nach und die Ausfuhr von Aquarienfischen ohne besondere Auflagen. 1988 war es Arthur Werner, dem Geschäftsführer der in Planegg bei München ansässigen Exportfirma Transfish, noch möglich, von einer Reise neue Aquarienfische nach Deutschland mitzubringen, unter anderem den hier vorgestellten Salmler. | von Ernst Sosna
Werner unterhielt damals in Belém eine Exportstation und flog mehrmals dorthin, um Exkursionen auf der Suche nach neuen Aquarienfischen zu begleiten. Im Juni 1988 zog es ihn in den Einzug des Rio Tocantins und des Rio Araguaia. In der Nähe der Stadt Filadelfia fand er unter anderem den hier vorgestellten Fisch. Zur Bestimmung überließ Werner die von seiner Reise mitgebrachten Salmler Lothar Seegers und Jacques Géry, die in DATZ 6/1989 über elf damals neue oder aquaristisch seltene Salmlerarten berichteten.
Dann verschwand die Art wieder aus unseren Aquarien, ohne dass sie in größeren Stückzahlen nachgezogen und in Liebhaberkreisen verbreitet worden wäre. Im Jahr 2010 importierte Aquarium Glaser (Rodgau) den schönen Fisch erneut unter dem Namen Hyphessobrycon stegemanni. Dieses Mal kamen Tiere in die Hände des ambitionierten Aquarianers Dieter Bork, der sie nachzüchtete und die Mitarbeiter von Aquarium Glaser auf die große Ähnlichkeit zu jenem Fisch hinwies, der unter der Bezeichnung
„S 7“ 21 Jahre zuvor in der genannten DATZ-Ausgabe vorgestellt worden war. Fortan wurde er als H. cf. stegemanni und populär als „Phönixsalmler“ („der Auferstandene“, „der Wiederentdeckte“) angeboten.