Süsswasser
Buntbarsche des achten Kontinents – die Letzten ihrer Art (1)
Madagaskar wird bisweilen als „achter Kontinent“ bezeichnet, weil auf dieser Insel durch ihre lange isolierte Entwicklung eine eigenständige, einzigartige Fauna und Flora mit zahlreichen Endemismen entstanden ist, mit Tier- und Pflanzenarten also, die nur dort vorkommen. Viele sind jedoch akut vom Aussterben bedroht. | von Wolfgang Staeck
Madagaskar liegt etwa 400 Kilometer von der afrikanischen Ostküste entfernt im Indischen Ozean und ist mit einer Fläche von knapp 600.000 Quadratkilometern die viertgrößte Insel der Erde. Durch die Kontinentalverschiebung wurde Madagaskar bereits vor 150 Millionen Jahren von Afrika getrennt, löste sich aber erst vor 90 Millionen Jahren vom indischen Subkontinent, weshalb seine Fauna und seine Flora mit asiatischen Arten eine größere Ähnlichkeit aufweisen als mit afrikanischen.
Überraschende Beobachtungen an einem Erdfresser
Vielleicht ermuntert dieser Beitrag den einen oder anderen Leser dazu, sich auch einmal auf die Pflege einer eher unscheinbaren Art einzulassen und darüber zu berichten. Selbst weniger spektakuläre Fische können für Überraschungen gut sein. | von Herbert Winkelmann
Seit längerer Zeit zog mich die Neugier mal wieder auf eine der zahlreichen Berliner Fischbörsen. Zugegeben, vor gut 40 Jahren war auf den Börsen im damaligen West-Berlin der Besucherandrang viel größer und das Angebot spannender. Heute gibt es vor der Öffnung der Veranstaltung keine langen Warteschlangen mehr, aber viele der Züchter kennt man noch von damals. (Sind die alle alt geworden!) Erstaunt war ich über das Angebot von sieben kleinen, völlig farblosen Geophagus-Jungfischen, die keinerlei Ähnlichkeit mit der beigefügten Internet-Abbildung von G. sp. „Orange Head“ zeigten. Auf dem Foto war ein Männchen mit großem, orangefarbenem Stirnbuckel und auffällig blau und rot gestreiften Flossen abgebildet (ähnlich wie bei Weidner 2009).
Da stand ich nun und verglich die Aufnahme mit den Jungfischen, der Anbieter war mir leider nicht bekannt – und sehr wortkarg. Kurz, meine Neugier siegte über meine Vernunft.
Die Geophagus-Verwandtschaft Bereits in den 1970er-Jahren hielt und vermehrte ich mehrere Geophagus-Arten. Sogar meine erste Staatsexamensarbeit widmete ich 1983 diesen Cichliden („Das Brutverhalten südamerikanischer Buntbarsche der Geophagus-Gruppe“) und wollte als damaliger Erdfresser-Experte (Winkelmann 1975, 1982) dieses Thema damit eigentlich für mich abschließen.
Inzwischen sind die Artenzahl und das Wissen über die natürlichen Lebensbedingungen gewaltig gewachsen. Die ehemaligen Geophagus-Arten werden schon lange auf mehrere Gattungen verteilt, etwa Gymnogeophagus und Satanoperca. Manche Arten wie „Geophagus“ brasiliensis lassen sich offenbar schwierig zuordnen und warten noch auf weitere systematische Bearbeitung.
Im Folgenden stelle ich kurz die Art, die ich unter dem Namen G. „Orange Head“ erhielt, vor, schildere meine Erfahrungen mit diesem Erdfresser und weise auf einige Besonderheiten hin.
Wunderschöne Salmler aus dem Einzug des Rio Tapajós
Schon seit Jahren gelangen immer weniger aquaristisch neue Salmler aus Südamerika, vor allem aus Brasilien, nach Deutschland. Umso erfreulicher ist der Erstimport gleich mehrerer hübscher Arten. | Von Peter und Martin Hoffmann
Im Internet gab es schon länger Fotos von den hier vorgestellten Salmlern, insbesondere auf asiatischen Websites. Hans Evers berichtete ebenfalls über einige dieser Fische, die er anscheinend aber nicht selbst gehalten hatte, denn die veröffentlichten Fotos stammten nicht von ihm. Lange Zeit versuchten wir vergeblich, an diese Arten heranzukommen, doch selbst Aquarium Glaser (Rodgau) konnte oder wollte sie – wegen der recht hohen Einkaufspreise – bislang nicht gezielt importieren.
Die Süßwasserkrabben von Pulau Langkawi
Langkawi, das „Juwel von Kedah“, eine Gruppe von 104 Inseln in der Andamanen-See, ist Teil des malaysischen Bundesstaats Kedah. 51 Kilometer westlich des Festlands gelegen, ist Pulau („Insel“) Langkawi mit 478,5 Quadratkilometern die größte Insel der Gruppe. Ihr Klima ist tropisch schwül, mit einer Feuchtperiode von September bis Mitte November. Vom höchsten Punkt, dem Gipfel des Gunung („Berg“) Rayas, strömen zahlreiche Flüsse in verschiedenste Teile der Insel. Langkawi ist gesegnet mit einer Vielzahl wunderschöner Wasserfälle, in denen sich eine faszinierende Fauna verbirgt. | Von Y. C. Paul Ng
Im Dezember 2016 hatte ich im Rahmen eines dreitägigen Familienurlaubs erstmals das Vergnügen, Pulau Langkawi zu besuchen – nur einen 90-minütigen Flug von meiner Heimat Singapur entfernt.
Als Aquarianer, der sich vor allem für Süßwasserkrabben interessiert, hatte ich zuvor Nachweise von Krabben und Garnelen auf Langkawi recherchiert. Beim Durchforsten der Publikationen, die ich angesammelt hatte, war ich auf fünf zurzeit auf der Insel nachgewiesene Arten von Süßwasserkrabben gestoßen, je eine der Familien Potamidae und Sesarmidae und drei der Familie Gecarcinucidae. Aufzeichnungen deuteten zudem das Vorkommen mehrerer Garnelen an, und zwar Arten der Gattungen Atyopsis und Macrobrachium.
Vor 1987 war die bekannte Süßwasserkrabben-Fauna Langkawis auf eine einzige Spezies beschränkt: Geosesarma foxi, 1918 von dem englischen Biologen Stanley Kemp auf dem Gunung Raya entdeckt. Dann beschrieben H. P. Ng und K. L. Peter Ng, Biologen der National University of Singapore, vier weitere Arten, von denen sich zwei nicht nur als wissenschaftlich neu, sondern auch als für die Insel endemisch erwiesen (Ng & Ng 1987).
Die beiden Forscher suchten allerdings nicht nach der Art G. foxi, die deutlich anders geartete Lebensraum-Präferenzen als die weiteren auf der Insel vertretenen Krabben haben: Sie bevorzugen bewaldete Feuchtgebiete in höheren Lagen. Bis jetzt ist diese Art ausschließlich auf Pulau Langkawi nachgewiesen.
Als ich mich auf meine Reise vorbereitete, stand genau diese Krabbe, G. foxi, ganz oben auf meiner Liste. Laut Ng (1988) stammten ihre einzigen Nachweise aus dem letzten Jahrhundert – ein totes, getrocknetes und ein von einem Auto überfahrenes Exemplar! Geosesarma foxi zu finden und zu fotografieren sowie die anderen vier Süßwasserkrabben, die Pulau Langkawi bewohnen, sollten das Hauptziel meines kurzen Urlaubs sein.
Einfluss von Gewittern auf das Laichverhalten von Fischen
Auf manche „Story“ kommt ein Autor in einer schlaflosen Nacht, er wird von Freunden oder dem Ehepartner darauf hingewiesen, dass es schon merkwürdig sei, was er da gerade treibt. Manchmal bringt einen auch der Redakteur der DATZ auf eine Idee: „Etwas lustig könne die Geschichte ruhig sein“, meinte er, und sogleich fiel mir ein Erlebnis ein, das sich vor nicht allzu langer Zeit genau so und nicht anders zutrug. | Von Roland Schreiber
Wieder einmal war eine für mich neue und interessante Art im Handel aufgetaucht: der Assel-Kugelfisch (Colomesus asellus), einziger Süßwasserkugelfisch Südamerikas, mit riesig großen Kulleraugen und einer (wie meine Frau meinte) „echt süßen“ Schwimmweise.
Ein gutes Dutzend der bereits geschlechtsreifen Tiere bezog eines meiner größeren Aquarien. Ihre Pflege erwies sich als einfach, was die Berichte bestätigte, die ich über die Art gelesen hatte. Nur bezüglich der Nachzucht scheint sie eine dieser „harten Nüsse“ zu sein.
Nach intensiver Recherche stieß ich auf Hinweise, dass C. asellus wohl den saisonalen Zyklus (Hoch- und Niedrigwasser) benötigt, um sich fortzupflanzen. Die Tiere wandern mit Beginn der Regenzeit von den austrocknenden Auenseen in die größeren Flüsse und laichen dort. Die geschlüpften Larven durchleben offenbar in Ufernähe eine planktonische Phase und werden durch starke Niederschläge ins offene Wasser gespült (Araujo-Lima & Oliveira 1998; Araujo-Lima et al. 1994).
Aus meiner Sicht war dieser Fisch ein typischer Fall für die sogenannte Kirschbaum-Methode, die wechselnde Niedrig- und Hochwasserbedingungen simuliert und den Tieren den Beginn einer Regenzeit (Fortpflanzungszeit) vorgaukelt.
So weit, so gut. Die meisten dieser Bedingungen (Veränderungen der Wasserchemie und des Wasserstands, Regensimulation) lassen sich problemlos imitieren. Ich hatte jedoch in einem älteren Aquarienbuch (Scheurmann 1989) gelesen, dass heraufziehende Gewitter besonders stimulierend zu sein scheinen. Vor allem laute Donnerschläge und grelle Lichtblitze scheinen von den empfindlichen Organen der Tiere (Augen, Seitenlinie) wahrgenommen und als Startschuss für die beginnende Regenzeit (= Laichphase) interpretiert zu werden. Die Autorin imitierte Tropengewitter mithilfe des Blitzgeräts ihrer Kamera und lautes Backblech-Schepperns in der Küche.