Buchbesprechungen
Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur
Von Andrea Wulf. Zahlreiche einfarbige Reproduktionen und 15 Farbbilder auf vier Seiten, 560 Seiten, gebunden (mit Schutzumschlag). Bertelsmann Verlag, München, 2015 (vierte Auflage). ISBN 978-3-570-10206-0. 24,95 €7. 38 €
Ein junger Mann, vermögend, Anfang dreißig, gut aussehend, begibt sich mit einem Freund, den er erst kurz zuvor kennengelernt hat, auf eine mehrjährige Tour durch Südamerika. Die beiden wollen Abenteuer erleben, aber auch jede Menge Beobachtungen machen und genau dokumentieren. Und sie wollen laufend Verwandte, Freunde und die Presse über ihre Erlebnisse informieren.
Klingt das nicht wie eine moderne Geschichte, vielleicht sogar wie der Stoff eines Thrillers?
Tatsächlich fand diese Story vor 218 Jahren statt. Alexander von Humboldt verließ mit dem französischen Botaniker Aimé Bonpland am 5. Juni 1799 Spanien und begann seine letztlich bis 1804 dauernde Reise durch Süd- und Mittelamerika. Sie begründete seinen bis heute reichenden Ruf als Universalgenie und einzigartiger Naturbeobachter und -erkunder.
Es lohnt sich, das Buch von Andrea Wulf über Humboldts Leben und Werk zu lesen. Die Historikerin erzählt seine Entwicklung von der Geburt 1769 bis zu seinem in der ganzen Welt betrauerten Tod im Jahr 1859. Und sie stellt sein Werk in einen größeren Zusammenhang der sich im 19. Jahrhundert rasant entwickelnden Natur- und Geisteswissenschaften.
Symbiosen. Das erstaunliche Miteinander in der Natur
Von Johann Brandstetter und Josef H. Reichholf. Rund 100 Abbildungen, 300 Seiten, gebunden. Matthes & Seitz Verlag, Berlin, 2017. ISBN 978-3-95757-366-7. 38 €
Ein kleiner, starengroßer Vogel flattert unruhig unter der sengenden Sonne der afrikanischen Savanne, ruft und schaut ungeduldig zu dem Menschen hinüber, bis der ihm endlich seine Aufmerksamkeit schenkt. Dann macht sich das Tier auf den Weg, dirigiert den Zweibeiner zielsicher durchs Gelände, wartet immer wieder, sucht den einfachsten Weg für den Menschen, bis das ungleiche Duo endlich an einem Baum angekommen ist, in dem sich ein Wildbienennest befindet. Jetzt kann sich der Vogel entspannt auf einem Ast niederlassen und darauf warten, was passiert.
Der Mensch mag mit seiner nackten Haut ein besonders schutzloses Opfer von Insektenstichen sein, doch er beherrscht den Umgang mit dem Feuer, kann die aufgebrachten Bienen mit dem Rauch besänftigen, in Schach halten, während er das Nest aufbricht und den Insekten ihren mühevoll gesammelten Honig entreißt. Der Spechtvogel mit dem vielsagenden Namen „Honiganzeiger“ kann erstaunlicherweise auf die allgemein so begehrte Süße verzichten. Er macht sich stattdessen eifrig über das Wachs der Waben her, eine schwer verdauliche, aber energiereiche Masse.
Die Vermessung der Ozeane. Welt- und Seekarten von der Antike bis zur Neuzeit
Von Olivier le Carrer. 128 Seiten, 99 farbige Abbildungen, gebunden mit Schutzumschlag. Delius Klasing Verlag GmbH, Bielefeld, 2016. ISBN 9783667107251. 49, 90 €
Das waren schon spannende Zeiten früher, geheimnisvolle und wissbegierige. Was liegt hinter dem Horizont, wo endet das Meer, wohin führt die hügelige Landschaft, was folgt nach all dem?
Und überhaupt: Wie sieht denn die Erde eigentlich aus? „Erst durch die Beobachtung der Sterne konnten die Wissenschaftler der Antike Kenntnisse über unsere Welt gewinnen.“
Zu diesen Anfängen zurück entführt der in jeder Weise attraktive Bildband, großformatig, durchgehend anschaulich bebildert mit umfangreichem Kartenmaterial, das abenteuerliche Seereisen mit damals so ungewissem Ausgang lebendig werden lässt. „Kartografen und Forschungsreisende sind in diesem Abenteuer untrennbar miteinander verbunden ...“
Plankton – der erstaunliche Mikrokosmos der Ozeane
Von Christian Sardet. 216 Seiten, 550 Farbfotos, sieben farbige Zeichnungen. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2016. ISBN 978-38001-0398-0. 39,90 €
„Ein Bilderbuch kann auch besoffen machen.“ Anders kann ich meinen Eindruck nach der Durchsicht dieses Prachtbandes nicht beschreiben. Noch nie habe ich Abbildungen von Planktonorganismen in vergleichbarer Qualität und Auswahl gesehen!
Der Autor begibt sich mit seinen Lesern auf eine märchenhafte Reise durch die Mikrowelt mariner Lebensräume. Bei den meisten beschriebenen Lebensgemeinschaften handelt es sich um Aufsammlungen der „Tara Ocean“-Expedition..
Guppys
von Michael Kempkes. 64 Seiten, 86 Farbfotos, gebunden. Tetra Verlag, Berlin,
dritte Auflage, 2016. ISBN 978-3-8945-257-2. 5,10 €
Das neue Guppy-Buch von Michael Kempkes (überarbeitete, dritte Auflage des ursprünglichen Titels „Wer weiß was über Guppys?“)
zu lesen macht Spaß. Das Werk, eigentlich für interessierte Anfänger geschrieben, beleuchtet neben historischen Fakten anschaulich die artgerechte Pflege des „Millionenfisches“ im Aquarium und vor allem sein spannendes Sozialverhalten. Der Autor geht detailliert auf das facettenreiche Balzverhalten, auf die Geburt der Jungtiere und auf deren Aufzucht ein.