Meerwasser
Lästlinge im Meerwasseraquarium: „Rote Turbellarien“
Planarien-Invasionen beginnen oft unauffällig. Ein kleiner rotbrauner Punkt auf dem Riffgestein oder an der Scheibe wird übersehen oder als Kalkrotalgenfleck nicht weiter beachtet ... | von Uwe Dost
Die in vielen Meerwasseraquarien grassierenden „Roten Turbellarien“ sind marine Strudelwürmer der Ordnung Acoela, die zur Klasse der Plattwürmer (Plathelminthes) zählt. Ihr Körperbau ist recht einfach; sie besitzen weder eine Leibeshöhle noch Kiemenanhänge, die Atmung erfolgt über die Hautoberfläche. Bei der hier vorgestellten Spezies handelt es sich um einen Vertreter der Gattung Convolutriloba und zugleich um die in Meeresaquarien am häufigsten auftretende Strudelwurmart.
Die Rote Turbellarie ist längst nicht immer rot, vielmehr ist ihre Färbung von der Beleuchtungsintensität abhängig: Schwach beleuchtete Exemplare können auch hellbraun oder grünlich aussehen. Mit steigender Lichteinstrahlung nimmt die Rottönung immer mehr zu, vor allem am Körperende.
Convolutriloba-Arten parasitieren normalerweise nicht an Korallen, sondern besiedeln im Aquarium vornehmlich den Bodengrund, das Riffgestein und die Scheiben. Sie werden teilweise von im Körper eingelagerten, einzelligen Symbiose-Algen mit Nährstoffen versorgt.
Die Spanische Tänzerin – eine elegante Schönheit des Meeres
Sie ist einer der bekanntesten Vertreter der Unterordnung Nudibranchia und mit einer durchschnittlichen Länge von gut 20 und einer maximalen von 40 bis 60 Zentimetern eine der größten und schönsten Nacktkiemerschnecken. | von Maren Gaulke
Die Spanische Tänzerin besticht nicht nur durch ihre Farbenpracht, sondern auch durch ihre graziösen Schwimmbewegungen. Jeder, der einer durch das Wasser gleitenden Spanischen Tänzerin beim Schnorcheln oder Tauchen schon einmal begegnet ist, wird bestätigen, dass sie ihren Trivialnamen verdient hat.
Beim Schwimmen werden die Parapodien, die breiten Mantelränder, die bei kriechender Fortbewegung auf dem Meeresboden eingerollt getragen werden, vollständig ausgebreitet und in undulierende Bewegungen versetzt. Gleichzeitig wird der gesamte Körper schwungvoll auf- und abwärts gebogen. Mit diesen ausladenden Bewegungen seines Mantels erinnert das Tier an eine Flamenco-Tänzerin, die von ihrem Rock umwirbelt wird. Und auch in ihrer überwiegend roten Färbung entspricht die Spanische Tänzerin den Kostümen des Flamencos.
Der wissenschaftliche Gattungsname bezieht sich auf die Zahl der Federkiemenbüschel; hex (gr.) bedeutet „sechs“; was allerdings irreführend ist, da die Zahl variieren kann. Das Art-Epitheton spielt auf die Färbung des Tieres an: sanguineus (lat.) bedeutet „blutig“ oder „blutrot“.
Perlboote im Aquarium
Die rezenten Nautilus-Arten sind die letzten Vertreter einer uralten Entwicklungslinie der Kopffüßer. Das Auftreten räuberischer Organismen führte zu ihrem allmählichen Niedergang. Heute bedroht der Handel mit ihren Schalen ihr Fortbestehen. | von René Hoffmann
Schon frühzeitig waren Menschen von den Schalen der rezenten Nautiliden oder Perlboote fasziniert. So tauchte die Abbildung einer Nautilus-Schale bei Rumpf (1705) auf, dessen Werk aller-lei Raritäten – von Mineralien über rezente Molluskenschalen bis hin zu Fossilien – zeigte.
Den Weichkörper eines Nautilus schaute sich zuerst Richard Owen (1832) im Detail an (später wurde Owen durch seine Auseinandersetzung mit Charles Darwin, den er auf das Heftigste beschimpfte, berühmt); er zeichnet sich durch seine über 90 Tentakel, eine Kopfkappe, zwei einfache Lochkamera-Augen, zwei Kiemenpaare, einen Eingeweidesack mit U-förmigem Verdauungstrakt sowie ein schalenbildendes Mantel-Epithel aus.
Kopffüßer – Erfolgsmodell der Evolution (2)
Für viele Räuber sind sie eine schmackhafte Beute, aber keine leichte, obwohl sie weder einen harten Panzer noch spitze Stacheln besitzen. Im Gegenteil, sie gehören vielmehr selbst zu den erfolgreichen Jägern im Meer! | von Helmut Göthel
Anders als viele weitere Meeresbewohner, die ihre Geschlechtsprodukte einfach ins freie Wasser abgeben, zeigen Kopffüßer ein zum Teil hochinteressantes Fortpflanzungsverhalten.
Fortpflanzung
Bei der Kopffüßer-Paarung überträgt das Männchen mithilfe seines differenzierten Begattungsarms (Hectocotylus) ein Samenpaket (Spermatophore) auf das Weibchen.
Die meisten Tintenfische zeigen ein komplexes Balzverhalten, bei dem auch ihre Fähigkeit zum Farbwechsel eine wichtige Rolle spielt. Während Sepien und Kalmare sich damit begnügen, ihre Gelege an Steinen, Algen oder anderen Substraten zu befestigen und anschließend sich selbst zu überlassen, treiben Kraken-Weibchen eine aufopfernde Brutpflege, häufig bis zum eigenen Tod.
Rätselhafte Ozeanwanderer
Die Arten der Gattung Argonauta sind weltweit in den tropischen und subtropischen Meeren verbreitete Vertreter der Oktopusse. Im Gegensatz zur großen Mehrheit der Kraken leben sie jedoch nicht am Meeresboden, sondern nahe der Oberfläche des offenen Wassers (Pelagial). | von Kevin Stevens
Argonauten sind vor allem durch ihre attraktiven, sehr dünnwandigen Schalen bekannt, denen sie auch ihren Populärnamen „Papierboote“ verdanken. Diese Schalen werden allerdings nur von den weiblichen Tieren gebildet, die um ein Vielfaches größer sind als die Männchen.
Heute unterscheidet man vier verschiedene Argonauten-Spezies, wobei die am weitesten verbreitete und größte, Argonauta argo, die Typusart der Gattung ist (Finn 2013). Argonauta ist das einzige rezente Genus der Familie Argonautidae.
Lange folgte man der Vorstellung Aristoteles’, dass die beiden schirmartig verbreiterten Arme der Argonauten als Segel dienen und die Schale tatsächlich als Boot, in dem die Tiere sitzen und auf der Wasseroberfläche segeln. Diese Lebensweise ist etwa in Jules Vernes Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ dargestellt.