Meerwasser
Seychellen-Fische und ihre Geschwister-Arten
Die Inselwelt der Seychellen im westlichen Indischen Ozean begeistert nicht nur durch ihre herrlichen Palmenstrände und eindrucksvollen Granitfelsen, sondern auch mit ihrer interessanten Unterwasserwelt. Sie beherbergt eine Reihe von Fischen, die es nur hier gibt. | von Horst Moosleitner
Gleich bei meinem ersten Gerätetauchgang fielen mir die vielen Soldatenfische auf, die bei bedecktem Himmel auch tagsüber vor oder über den Riffen standen und dadurch mein besonderes Interesse weckten. Sie ähnelten Weißsaum-Soldatenfischen (Myripristis murdjan), schienen jedoch wesentlich längere Rücken-, After- und Schwanzflossenlappen zu haben. Dieser Eindruck entstand durch die farblos transparenten Flossenteile, die die markant gefärbten Flossenränder viel stärker hervorhoben und dadurch länger wirken ließen. Es waren eindeutig Seychellen-Soldatenfische (M. seychellensis), die es nur hier und um die benachbarten Inseln gibt.
Lästlinge im Meerwasseraquarium: „Rote Turbellarien“
Planarien-Invasionen beginnen oft unauffällig. Ein kleiner rotbrauner Punkt auf dem Riffgestein oder an der Scheibe wird übersehen oder als Kalkrotalgenfleck nicht weiter beachtet ... | von Uwe Dost
Die in vielen Meerwasseraquarien grassierenden „Roten Turbellarien“ sind marine Strudelwürmer der Ordnung Acoela, die zur Klasse der Plattwürmer (Plathelminthes) zählt. Ihr Körperbau ist recht einfach; sie besitzen weder eine Leibeshöhle noch Kiemenanhänge, die Atmung erfolgt über die Hautoberfläche. Bei der hier vorgestellten Spezies handelt es sich um einen Vertreter der Gattung Convolutriloba und zugleich um die in Meeresaquarien am häufigsten auftretende Strudelwurmart.
Die Rote Turbellarie ist längst nicht immer rot, vielmehr ist ihre Färbung von der Beleuchtungsintensität abhängig: Schwach beleuchtete Exemplare können auch hellbraun oder grünlich aussehen. Mit steigender Lichteinstrahlung nimmt die Rottönung immer mehr zu, vor allem am Körperende.
Convolutriloba-Arten parasitieren normalerweise nicht an Korallen, sondern besiedeln im Aquarium vornehmlich den Bodengrund, das Riffgestein und die Scheiben. Sie werden teilweise von im Körper eingelagerten, einzelligen Symbiose-Algen mit Nährstoffen versorgt.
Die Spanische Tänzerin – eine elegante Schönheit des Meeres
Sie ist einer der bekanntesten Vertreter der Unterordnung Nudibranchia und mit einer durchschnittlichen Länge von gut 20 und einer maximalen von 40 bis 60 Zentimetern eine der größten und schönsten Nacktkiemerschnecken. | von Maren Gaulke
Die Spanische Tänzerin besticht nicht nur durch ihre Farbenpracht, sondern auch durch ihre graziösen Schwimmbewegungen. Jeder, der einer durch das Wasser gleitenden Spanischen Tänzerin beim Schnorcheln oder Tauchen schon einmal begegnet ist, wird bestätigen, dass sie ihren Trivialnamen verdient hat.
Beim Schwimmen werden die Parapodien, die breiten Mantelränder, die bei kriechender Fortbewegung auf dem Meeresboden eingerollt getragen werden, vollständig ausgebreitet und in undulierende Bewegungen versetzt. Gleichzeitig wird der gesamte Körper schwungvoll auf- und abwärts gebogen. Mit diesen ausladenden Bewegungen seines Mantels erinnert das Tier an eine Flamenco-Tänzerin, die von ihrem Rock umwirbelt wird. Und auch in ihrer überwiegend roten Färbung entspricht die Spanische Tänzerin den Kostümen des Flamencos.
Der wissenschaftliche Gattungsname bezieht sich auf die Zahl der Federkiemenbüschel; hex (gr.) bedeutet „sechs“; was allerdings irreführend ist, da die Zahl variieren kann. Das Art-Epitheton spielt auf die Färbung des Tieres an: sanguineus (lat.) bedeutet „blutig“ oder „blutrot“.
Perlboote im Aquarium
Die rezenten Nautilus-Arten sind die letzten Vertreter einer uralten Entwicklungslinie der Kopffüßer. Das Auftreten räuberischer Organismen führte zu ihrem allmählichen Niedergang. Heute bedroht der Handel mit ihren Schalen ihr Fortbestehen. | von René Hoffmann
Schon frühzeitig waren Menschen von den Schalen der rezenten Nautiliden oder Perlboote fasziniert. So tauchte die Abbildung einer Nautilus-Schale bei Rumpf (1705) auf, dessen Werk aller-lei Raritäten – von Mineralien über rezente Molluskenschalen bis hin zu Fossilien – zeigte.
Den Weichkörper eines Nautilus schaute sich zuerst Richard Owen (1832) im Detail an (später wurde Owen durch seine Auseinandersetzung mit Charles Darwin, den er auf das Heftigste beschimpfte, berühmt); er zeichnet sich durch seine über 90 Tentakel, eine Kopfkappe, zwei einfache Lochkamera-Augen, zwei Kiemenpaare, einen Eingeweidesack mit U-förmigem Verdauungstrakt sowie ein schalenbildendes Mantel-Epithel aus.
Kopffüßer – Erfolgsmodell der Evolution (2)
Für viele Räuber sind sie eine schmackhafte Beute, aber keine leichte, obwohl sie weder einen harten Panzer noch spitze Stacheln besitzen. Im Gegenteil, sie gehören vielmehr selbst zu den erfolgreichen Jägern im Meer! | von Helmut Göthel
Anders als viele weitere Meeresbewohner, die ihre Geschlechtsprodukte einfach ins freie Wasser abgeben, zeigen Kopffüßer ein zum Teil hochinteressantes Fortpflanzungsverhalten.
Fortpflanzung
Bei der Kopffüßer-Paarung überträgt das Männchen mithilfe seines differenzierten Begattungsarms (Hectocotylus) ein Samenpaket (Spermatophore) auf das Weibchen.
Die meisten Tintenfische zeigen ein komplexes Balzverhalten, bei dem auch ihre Fähigkeit zum Farbwechsel eine wichtige Rolle spielt. Während Sepien und Kalmare sich damit begnügen, ihre Gelege an Steinen, Algen oder anderen Substraten zu befestigen und anschließend sich selbst zu überlassen, treiben Kraken-Weibchen eine aufopfernde Brutpflege, häufig bis zum eigenen Tod.