Meerwasser
Die Schaufelbagger und ihre Wächter
Eine der spannendsten marinen Lebensgemeinschaften ist die zwischen verschiedenen Grundeln und den kleinen Pistolen- oder Knallkrebsen der Gattung Alpheus. Während bei allen anderen Symbiosen der Wirt – zum Teil sogar erheblich – größer ist als die Symbionten, sind bei den Schaufelbaggern und ihren Wächtern die Verhältnisse umgekehrt. | von Helmut Göthel
Angesiedelt sind diese Lebensgemeinschaften auf mit gröberem Material durchsetzten Sand- und Sedimentböden tropischer und subtropischer, oft riffnaher Regionen, vom Flachwasser bis in über 50 Meter Tiefe, die es den Krebsen ermöglichen, ihre Gänge zu graben.
Die je nach Art nur 25 bis 70 Millimeter langen Garnelen sind unermüdlich damit beschäftigt, mehr oder weniger umfangreiche, zum Teil verzweigte, meterlange Gangsysteme anzulegen, umzubauen und instand zu halten. Auf dem sonst deckungslosen und keinen Schutz bietenden Lebensraum Sandgrund bieten solche unterirdischen Bauten, die bis zu 50 Zentimeter tief in den Boden reichen können, eine der wenigen Möglichkeiten, sich Fressfeinden so weit wie möglich zu entziehen.
Käferschnecken, weder Käfer noch Schnecken
Die meisten Menschen, die an der Küste wohnen oder ihren Urlaub gelegentlich am Meer verbringen, haben sie, bewusst oder unbewusst, schon gesehen: meist kleine, auf den ersten Blick unbeweglich scheinende, von einem mehrteiligen Gehäuse bedeckte Organismen, die auf Felsen in der Brandungszone oder auch auf den Schalen größerer Muscheln sitzen. | von Maren Gaulke
Selbst wenn es auf den ersten Blick so scheint, es handelt sich bei diesen Organismen nicht um Aufwuchs. Wenn es sein muss, können sie sich sogar relativ rasch bewegen: Käferschnecken (Polyplacophora) gehören wie Muscheln, Schnecken und Kopffüßer zu den Weichtieren (Mollusca) und innerhalb der Mollusken gemeinsam mit den Schild- und Furchenfüßern zu den Stachelweichtieren (Aculifera).
Von der geologisch alten Gruppe Polyplacophora – es gibt sie seit über 500 Millionen Jahren, also mindestens seit dem Oberen Kambrium – leben rezent über 900 Arten. Sie gehören zu den Neukäferschnecken (Unterklasse Neoloricata). Ihren Verbreitungsschwerpunkt haben diese rein marinen Weichtiere rund um Australien, aber sie kommen weltweit vor, auch
in der Nord- und Ostsee sind sie mit mehreren Taxa vertreten.
Traumfische und Unterweltmuscheln
Meerestiere gelten nicht nur als Symbole in religiösen Zusammenhängen, ihr kulinarischer Genuss kann sogar einen ganz konkreten Trip in die Welt jenseits des Vorhangs bescheren. | von Martinus Fesq-Martin
Goldstriemen wirken eigentlich harmlos und vertauenserweckend. Beim Schnorcheln an den Felsküsten des Mittelmeers begegnet man ihnen unausweichlich. In dichten Schwärmen ziehen sie nahe am Ufer umher und weiden geduldig wie Seekühe den pflanzlichen Aufwuchs ab. In einigen Fällen wurde das Rendezvous mit Sarpa salpa (Familie der Meerbrassen, Sparidae) jedoch zum Horrortrip – allerdings nicht unter Wasser, sondern in der mediterranen Küche!
Garnelen als Symbiosepartnern
Aufgrund ihrer meist sehr geringen Größe und ihres zarten Außenskeletts, das kaum die Bezeichnung „Panzer“ verdient, ist die Zahl ihrer Fressfeinde riesig. Dennoch sind Garnelen in den Meeren und vor allem in tropischen Korallenriffen allgegenwärtig und gehören zu den artenreichsten Tiergruppen. Ein Grund dafür sind die zahlreichen Lebensgemeinschaften, auf die sich diese Zehnfußkrebse mit den unterschiedlichsten Meeresbewohnern einlassen. | von Helmut Göthel
Die absolute Mehrheit der Garnelen, die eine Lebensgemeinschaft mit anderen Organismen eingehen, gehört zur Infraordnung Caridea, der zweitgrößten Gruppe der Zehnfußkrebse. Lediglich bei den Scherengarnelen (Stenopodidea) findet man einige Vertreter, die ebenfalls auf das Erfolgsrezept Partnerschaft setzen, während bei den Geißelgarnelen (Penaeidea) keine zwischenartlichen Partnerschaften bekannt sind.
In zahlreichen Fällen ist über das genaue Verhältnis der Beziehung zwischen den Garnelen und ihren Partnern, im Folgenden als Wirte bezeichnet, nicht viel mehr bekannt, als dass es sie gibt. Bei anderen Garnelen-Partnerschaften weiß man dagegen, wie sie zustande kommen, wer von ihnen profitiert und wer nicht.
Filigrane Überlebenskünstler
Die meisten von ihnen wirken auf den ersten Blick zerbrechlich. Ihre zum Teil sehr langen Antennen und die fünf Schreitbeinpaare sind dünn, ihre Scheren so zierlich, dass sich Fressfeinde von ihnen sicher nicht abschrecken lassen. Für viele Jäger stellen sie eine wehrlose Beute dar. Dennoch sind Garnelen höchst erfolgreiche Organismen. | von Helmut Göthel
Die Bezeichnung „Garnele“ beschreibt kein systematisches Taxon. Vielmehr fasst es verschiedene Vertreter der Klasse der Höheren Krebse (Malacostraca) zusammen, die zwar gemeinsame äußerliche Merkmale aufweisen, aber nicht direkt miteinander verwandt sind. Man spricht in diesem Zusammenhang von paraphyletischen Gruppen.
Der Garnelenkörper ist typischerweise zweigeteilt und besteht aus dem Kopfbruststück (Cephalothorax) und dem Hinterleib (Abdomen). Er ist langgestreckt, mehr oder weniger zylindrisch geformt, bei den meisten Arten seitlich leicht zusammengedrückt und dadurch höher als breit. Oft ist der muskulöse Hinterleib doppelt so lang wie der Cepalothorax. Das Exoskelett der Garnelen ist nur gering mineralisiert und bei vielen Arten zumindest teilweise durchsichtig.