Süsswasser
Farbenfrohe kleine Buntbarsche aus Costa Rica und Panama
Die Gattung Amatitlania sensu Rican et al. (2016) umfasst die „Zebra“-, „Sträflings“- oder „Grünflossen-Buntbarsche“ und fünf weitere Cichliden, die Schmitter-Soto (2007) in seine Untergattung Bussingius (Genus Cryptoheros) gestellt hatte. | von Uwe Werner
Der leider schon verstorbene Ichthyologe William A. Bussing verbrachte einen wesentlichen Teil seines Lebens in Costa Rica und widmete sich insbesondere der Erforschung der Fischfauna, wofür Schmitter-Soto ihn mit dem Untergattungsnamen Bussingius ehrte. Die darunter zusammengefassten Arten sind nämlich alle in Costa Rica und im angrenzenden Panama beheimatet; eine wurde von Bussing selbst beschrieben, eine zweite trägt den Namen seiner Frau.
Bei Amatitlania septemfasciata, A. myrnae, A. nanolutea, A. altoflava und A. sajica handelt es sich um farbenfrohe Cichliden, die mit zu den kleinsten Buntbarschen Mittelamerikas zählen. Sie stellen keine große Platzansprüche, gelten als sehr anpassungsfähig und lassen sich ohne besonderen Aufwand pflegen. Da sie sich obendrein willig fortpflanzen, kann man sie auch Aquarianern ohne viel Erfahrung empfehlen.
Seit Rican et al. (2016) sind diese Arten in der Gattung Amatitlania untergebracht. Typusart dieses Genus ist A. nigrofasciata (Günther, 1867), woraus sich ergibt, dass dieser Gattung nun zwei Formenkreise zuzuordnen sind: zum einen die Amatitlania-Spezies sensu Schmitter-Soto (2007), die wegen ihrer Streifenzeichnung auch als „Zebra“- oder (im englischsprachigen Raum) als „Sträflingscichliden“ („convict cichlids“) bezeichnet werden – ein älterer deutscher Populärname lautet „Grünflossenbuntbarsch“ – (siehe Seite 16), und zum anderen Schmitter-Sotos Vertreter der Gattung Cryptoheros (Untergattung Bussingius).
Sträflingscichliden
Als Schmitter-Soto (2007) die Gattung Archocentrus revidierte, stellte er auch das Genus Amatitlania auf und wählte als Typusart Heros nigrofasciatus Günther, 1867 aus dem Amatitlán-See (Guatemala). Als weitere Spezies beschrieb er A. coatepeque, A. kanna und A. siquia. Wir kennen diese Fische als Grünflossen- oder – wegen ihres markanten Streifenkleides – als Zebra- oder Sträflingsbuntbarsche. | von Uwe Werner
Die Revision von Schmitter-Soto betrifft aber nicht nur die oben genannten Buntbarsche, sondern sie behandelt auf immerhin 76 Druckseiten alle Taxa, die jemals der Gattung Archocentrus zugeordnet wurden. Die Publikation enthält zwei Gattungs- und sechs Artbeschreibungen, auf die ich in den DCG-Informationen bereits ausführlich einging (Werner 2008).
Doch die Zeit bleibt nicht stehen. Rican et al. (2016) greifen in ihrer Arbeit Schmitter-Sotos Gattung Amatitlania nicht nur auf, sondern fassen sie deutlich weiter, indem sie auch ehemalige Cryptoheros-Arten hierher stellen; sie heißen nun A. altoflava,
A. myrnae, A. nanolutea, A. sajica und A. septemfasciata (siehe Seite 21).
Zurück zu den Zebrabuntbarschen. Seit Beginn der 1980er-Jahre wurden sie als unterschiedliche Lokalformen von „Cichlasoma“ nigrofasciatum angesehen, während sie heute als eigenständige Arten beschrieben sind. Und die sollten wir erkennen und benennen können, schon um Bastardierungen zu vermeiden. Doch ihre Unterscheidung fällt nicht leicht, vor allem wenn man nicht weiß, auf welche Details man achten muss.
In ihrer Heimat tragen diese Buntbarsche übrigens unterschiedliche Bezeichnungen. Je nach Art und Herkunft nennt man sie „Serica“, „Achiba“, „Chamarra“, „Chincoyo“, „Conga“ und „Mojarra“ („Buntbarsch“). Ein weiterer volkstümlicher Name soll „Burró“ („Esel“) lauten.
Ein Klassiker, der Wasserstieglitz oder Sternflecksalmler
Die nach wie vor monotypische Gattung Pristella ist offenbar nah mit Megalamphodus verwandt und soll eine Art Bindeglied zwischen Hyphessobrycon und Hemigrammus darstellen. In jedem Fall handelt es sich um ein quirliges Fischchen – und ein hübsches dazu. | von Ernst Sosna
In der älteren Literatur ist der Sternflecksalmler oder Wasserstieglitz häufiger als Pristella riddlei zu finden. Die Bezeichnung geht auf Meek zurück, der den Salmler 1907 unter diesem Namen beschrieb. Später fand man heraus, dass es sich dabei um denselben Fisch handelt, den Ulrey bereits 1894 P. maxillaris getauft hatte. Nach den Regeln der Internationalen Nomenklatur behält der zuerst vergebene Name seine Gültigkeit, jüngere Bezeichnungen werden zu Synonymen.
Die Heimat von P. maxillaris ist
das gesamte nördliche Südamerika. Sowohl in den Guyana-Ländern als auch in Venezuela bis hinunter ins Amazonasgebiet wurde dieser Salmler nachgewiesen. Die heute im Handel erhältlichen Tiere dürften allesamt Nachzuchten sein.
Der Sternflecksalmler besitzt einen hochrückigen, seitlich zusammengedrückten Körper mit (fast) transparenten Flanken. Je nach Lichteinfall wirkt der Fisch gelblich mit silbrigem Glanz. Damit bietet er leider nicht die farbliche Extravaganz mancher anderen Salmler.
Ein neuer L-Wels aus dem Río-Vaupés-Einzug (Kolumbien)
Seit einigen Jahren ist es gängige Praxis, L 102 und ähnliche Harnischwelse, die helle Punkte und schwarze Flossensäume zeigen, als Hypancistrus inspector zu klassifizieren. In jüngster Vergangenheit zeigte es sich, dass dieses Vorgehen nicht immer korrekt ist. | von Steven Grant, Jacqueline Heijmen Bennett-Leaver und Haakon Haagensen*
Im Jahr 2013 importierte die mittlerweile nicht mehr existierende Firma „Rare Aquatics“ (UK) einige ausgewachsene Harnischwelse als Hypancistrus inspector. Im folgenden Jahr erhielt „Pier Aquatics“ (Wigan, England) mehrere Tiere als L 102 (wie üblich, ebenfalls als H. inspector klassifiziert).
Einige der 2013 eingeführten Exemplare erwarb und vermehrte der englische Aquarianer Nick Ridout, weitere aus einem 2014er-Import die Zweitautorin (JHBL) dieses Beitrags. Als sie ihre Tiere nach gelungener Nachzucht genauer betrachteten, wurde deutlich, dass sich die Fische aus den beiden Importen sowohl hinsichtlich des Zeichnungsmusters als auch bezüglich der Größe so stark unterschieden, dass es sich nicht um Angehörige ein und derselben Art handeln konnte. Nick und Jacqueline waren vielmehr davon überzeugt, zwei verschiedene Spezies vor sich zu haben, die nicht mit L 102 identisch zu sein schienen.
Gedanken zur Ernährung von Buntbarschen
Vom licht- und filtertechnischen Fortschritt der letzten Jahrzehnte hat auch die Süßwasseraquaristik spürbar profitiert. Eine dauerhaft gesunde, artgerechte Ernährung unserer Fische sicherzustellen kann hingegen immer noch eine Herausforderung sein. | von Thilo Hanold
Veröffentlichungen zur Ernährung von Aquarienfischen lese ich mit großem Interesse, zumal dieses Thema immer aktuell ist und oft kontrovers diskutiert wird. Im Folgenden berichte ich über einige meiner Erfahrungen.
Noch gut erinnere ich mich an den Anfang meiner Beschäftigung mit Aquarienfischen. Das war Mitte der 1970er-Jahre und in der DDR. Das damals dort erhältliche und weit verbreitete Trockenfutter bestand zu wesentlichen Teilen aus gedörrten Futtertieren wie Wasserflöhen, Mehlwürmern und Bachflohkrebsen. Dieses Standardmenü erweiterte ich gelegentlich um Tümpelfutter, Mückenlarven aus der Regentonne und hin und wieder einen Regenwurm. Doch das war eher die Ausnahme, denn bei selbst gefangenem Futter ließ sich das Einschleppen von Krankheitserregern und Schädlingen nie ganz ausschließen, und Regenwürmer waren ohnehin nur für größere Fische geeignet.
Ein weiteres, seinerzeit recht populäres Zusatzfutter waren Haferflocken, die vor dem Verfüttern meist eingeweicht wurden. Aber nicht alle Fische nahmen sie gern an.
Später ergänzten viele Aquarianer den Speisezettel um Warmblüterfleisch, vorzugsweise Rinderherz. Heute hat diese Kost an Bedeutung erheblich verloren, eine positive Entwicklung, wie ich finde.
Jungfischen bot ich in ihren ersten Lebenstagen früher oft hart gekochtes Eigelb und Eierkuchenmehl, immer in der Hoffnung, dass sie diese Ersatznahrung überhaupt annahmen.
Ein weiterer beliebter Notnagel hieß „Mekorna“ (Mehrkornnahrung). Das waren feine Flocken auf Getreidebasis, aus denen man sich einen Frühstücksbrei mischen konnte, also eigentlich eine Art Müsli und gar nicht für Fische gedacht.
Mit diesen Behelfsfuttermitteln funktionierte die Aquaristik jedoch erstaunlich gut, ich erinnere mich an viele gesunde und kräftige Nachzuchttiere, die ich mit solcher Kost aufgezogen hatte.