Süsswasser
Eine „Europäische Süßwassergarnele“
Begibt man sich im Internet auf die Suche nach Informationen über europäische Süßwassergarnelen, erhält man umfangreiche Auskünfte über zwei verschiedene Arten mit dem Trivialnamen „Europäische Süßwassergarnele“: jene in die Familie der Süßwassergarnelen (Atyidae) gehörende Spezies Atyaëphyra desmaresti und das zur Familie der Partner- und Felsengarnelen (Palaemonidae) zählende Taxon Palaemon antennarius. | Von Klaus Lampe
Beide Garnelen stammen ursprünglich aus den Gewässern des Mittelmeerraums. Während Atyaëphyra desmaresti sich seit Jahren nach Norden ausbreitet und heute auch Flüsse und Kanäle in Mitteleuropa bewohnt, ist Palaemon antennarius weniger temperaturtolerant und hat als nördliche Verbreitungsgrenze den oberitalienischen Gardasee.
Es gibt in Europa aber noch weitere Süßwassergarnelenarten: Beispielhaft seien die in Spanien vorkommenden Taxa Dugastella valentina und P. zariquieyi sowie die portugiesische A. rosiana genannt. Außerdem kommt in den wasserführenden Karsthöhlen der Mittelmeerküste eine Reihe unterirdisch lebender Arten vor, die aquaristisch bislang aber nicht von Bedeutung sind.
In diesem Artikel stelle ich P. antennarius (Milne-Edwards, 1837) näher vor. Von der Art fing ich im Sommer 2015 fünf Exemplare im Gardasee, die sich inzwischen reichlich vermehrt haben.
Buntbarsche des achten Kontinents – die letzten ihrer Art (2)
Madagaskar wird wegen seiner eigenständigen, einzigartigen Fauna und Flora mit zahlreichen Tier- und Pflanzenarten, die nur auf dieser Insel vorkommen, bisweilen als „achter Kontinent“ bezeichnet. Viele von ihnen, darunter alle Cichliden, sind jedoch akut vom Aussterben bedroht. | Von Wolfgang Staeck
Im ersten Teil dieses Beitrags (DATZ 12/2017) wurden die Buntbarsche aus den beiden auf Madagaskar endemischen Unterfamilien Paratilapiinae und Ptychochrominae behandelt. Im Folgenden gehe ich auf die madagassischen Cichliden der Gattung Paretroplus ein, die der Unterfamilie Etroplinae zugeordnet wird.
Sanfter, dorniger Riese
Zwar handelt es sich bei diesem südamerikanischen Dornwels um einen ausgesprochen ruhigen, höchst interessanten und wahrlich beeindruckenden Bartelträger, doch ist er nur für ganz große Aquarien geeignet. | von Joachim Kreis
Vor ungefähr 30 Jahren sah ich erstmals Oxydoras niger in einem Aquarium. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich den rund 50 Zentimeter langen Wels bei „Kölle Zoo“ in Stuttgart entdeckte. Als Wels-Fan hätte ich ihn zu gern gekauft, doch als mein Blick auf den Verkaufspreis fiel, war meine Euphorie gleich wieder verflogen: 690 DM! Aber das war auch gut so, denn meine Aquarien waren zwar für die damaligen Verhältnisse mit Kantenlängen von 180 und 200 Zentimetern schon ziemlich groß, aber wenn man bedenkt, dass diese Fische über 90 Zentimeter lang werden können, immer noch viel zu klein.
Dann verlor ich die Art aus den Augen, zum einen suchte ich nicht gezielt danach, zum anderen begegnete ich ihr auch bei keinem Händler mehr.
Im Juni 2016 verleitete mich ein verregneter Sonntag zum Stöbern in den Ebay-Kleinanzeigen, wo ich schon mehrmals auf interessante Fische gestoßen war, insbesondere auf Tiere, die Aquarianer sich unüberlegt zugelegt hatten und für die ihre Becken sich eines Tages als zu klein erwiesen. Den 50 Zentimeter langen Acanthicus adonis, den ich aus einem 120 x 50 x 50 Zentimeter großen Aquarium „rettete“, erwähnte ich ja schon einmal in einem Artikel. Einen Megalodoras irwini von knapp 40 Zentimetern Länge „befreite“ ich im Juni letzten Jahres aus einem 160-Liter-Bassin.
In der Anzeige eines Händlers fand ich ein Foto, das mich sofort in seinen Bann zog, zeigte es doch jene Welsart, die mich vor drei Jahrzehnten so begeistert hatte! Die angebotenen Tiere sollten rund 30 Zentimeter lang sein, und der Preis war, anders als vor 30 Jahren, ganz in Ordnung.
Schnell war der Kontakt mit Herrn Komnino hergestellt, und ich fuhr am 3. August mit zwei 25-Liter-Eimern nach Rügland in der Nähe von Nürnberg. Von den Räumlichkeiten und der Anlage war ich etwas überrascht, mein erster Eindruck: „Die Fahrt hättest du dir sparen können!“ Die Aquarien standen im Keller eines über 100 Jahre alten Hauses, dicht nebeneinander, über mehrere Räume und Gewerke verteilt. Die niedrige Deckenhöhe verstärkte das Gefühl der Enge.
Aber bei genauem Hinsehen erkannte ich, dass die Beckenformate der Zahl und der Größe der darin schwimmenden Fische durchaus angemessen waren. Die Behälter waren sauber, alle Tiere standen gut im Futter, und es waren nur gesunde Exemplare zu sehen, von Buntbarschen wie Astronotus ocellatus über Großsalmler wie Salminus brasiliensis bis hin zu mehreren Arten von Süßwasserrochen jeglicher Größe; lauter Fische, die nicht bei jedem Händler auf der Angebotsliste stehen.
Der Smaragd-Kampffisch, ein Juwel im Aquarium
Ist von Kampffischen die Rede, denken die meisten Aquarianer an den Schaumnestbrüter Betta splendens, der durch Auslesezucht zu bunten Farben und großen Schleierflossen gelangt ist und aufgrund seiner Fähigkeit, in kleinsten Behältern ohne Sauerstoffzufuhr zu überleben, in oft erbärmlich winzigen Behältnissen zum Verkauf angeboten wird. Doch es gibt weitere „Kämpfer“, die es verdienen, beachtet zu werden. | von Ernst Sosna
Zur geografischen Herkunft des Smaragd-Kampffisches gab es längere Zeit verwirrende Angaben. Dietrich Schaller, der das Typusmaterial Anfang der 1970er-Jahre gesammelt hatte, lieferte zunächst aus nicht bekannten Gründen falsche Vorkommensangaben, die er später aber berichtigte. Heute gelten der Nordosten Thailands und Laos in der Umgebung von Nong Khai am Mekong als Verbreitungsgebiet von Betta smaragdina Ladiges, 1972.
Drei ungewöhnliche Zahnkarpfen aus Uruguay
Seit vielen Jahren pflegt Klaus Pröpper Fische aus kühleren Regionen, vorzugsweise Lebendgebärende, und so galt sein hauptsächliches Interesse während einer Reise durch das östliche Uruguay den dort vorkommenden Jenynsia-Arten. Es gelang, sie aufzuspüren und lebend mitzubringen. | von Uwe Werner
Die Angehörigen der Gattung Jenynsia (Günther, 1866) sind weder Poeciliinen noch – wie früher – Angehörige einer eigenständigen Familie (Jenynsiidae), sondern seit Parenti (1981) zusammen mit den Vieraugen in der Unterfamilie Anablepinae (Familie Anaplepidae) untergebracht. Diese Entscheidung wurde aufgrund einiger morphologischer und biologischer Übereinstimmungen getroffen, lässt aber andere Merkmale unberücksichtigt. Außerdem handelt es sich bei den Anableps- und Jenynsia-Arten um Fische mit ganz unterschiedlicher Gestalt, Größe und Lebensweise, sodass hier sicher noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.
Außerdem trifft die Behauptung, dass es sich um „Onesided Livebearers“ („Einseitige Lebendgebärende“) handelt, nur bedingt zu. So kann man verschiedentlich lesen, dass das Gonopodium entweder nur nach rechts oder nur nach links geschwenkt werden kann und die Geschlechtsöffnung der Weibchen mit einer links oder rechts verlagerten Schuppe bedeckt sei, sodass die Begattung nur von einer bestimmten Seite erfolgen könne; ein Weibchen mit rechtsseitiger Urogenitalöffnung benötige daher ein Männchen mit einem nach links beweglichen Gonopodium und umgekehrt.
Nun untersuchten Ghedotti & Weitzman erst 1996 eine große Zahl von Tieren verschiedener Jenynsia-Arten – J. onca war allerdings nicht dabei – und stellten fest, dass die Geschlechtsöffnung der von ihnen betrachteten Weibchen weder seitlich ausgerichtet noch abgedeckt war. Das ist zwar bei Anableps der Fall, nicht aber bei Jenynsia; zur Begattung können die Männchen ihr Gonopodium allerdings tatsächlich nur nach einer Seite schwenken.
Als weiteren Unterschied zu den Anableps-, die man „Vieraugen“ nennt, weil ihre Pupillen – zumindest bei erwachsenen Tieren – horizontal geteilt sind, sodass sie mit der unteren Hälfte unter Wasser, mit der oberen über der Wasserlinie sehen können, besitzen die Jenynsia-Arten normale Augen. Im Gegensatz zu den Poeciliinen verfügen sie aber – wie ihre Anableps-Verwandten – über ein röhren- und nicht rinnenförmiges, unbeschupptes Gonopodium, das hauptsächlich aus dem dritten, sechsten und siebten Afterflossenstrahl gebildet ist.