Leserbriefe
Rückmeldungen zur jeweiligen DATZ-Ausgabe
Appetithappen
Lebendfutter ist auch heute noch kaum durch künstlich hergestelltes Futter zu ersetzen. Nährstoffe wie Kohlenhydrate, Fette, Eiweißverbindungen, Ballaststoffe, Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe sowie die für den Stoffwechsel unverzichtbaren Enzyme sind in selbst kultivierten oder in der Natur vorkommenden Futtertieren meist reichlich vorhanden. Eine abwechslungsreiche und nicht zu einseiti- ge Verabreichung vorausgesetzt, ist Lebendfutter oft eine Voraussetzung für vitale, farbenprächtige, vermehrungsfreudige und vor allem für gesunde Aquarienfische. Ein wichtiger Punkt wird aber oft vergessen: die Größe des Futters. Während bei Fischlarven die Regel gilt: „Futtergröße = Augendurchmesser“, bewältigen adulte Tiere häufig auch wesentlich größere Brocken. Südamerikanische Blattfische beispielsweise verschlingen Beutetiere bis zur Hälfte der eigenen Körperlänge. Der in Nordost-Indien und Bangladesch lebende Spitzkopfgurami (Ctenops nobilis) ist ebenfalls ein Stoßräuber, der mühelos große Asseln oder Bachflohkrebse erbeutet. Für den winzigen Wasserfloh hatte das hier abgebildete prächtige Männchen anfangs nur einen mitleidvollen Blick übrig. Nach längerem Betrachten wurde die Nachspeise aber doch akzeptiert. Roland Schreiber
Betrifft: Wer hat eigentlich das Surfen erfunden?
Besucher, die in unserem Garten zum ersten Mal am Teich stehen, stellen unweigerlich die Frage: „Sind da Fische drin?“ Und auf unser „Nein“ folgt gewöhnlich das Argument, dass bei der Größe und Tiefe doch Kois oder wenigstens einige Goldfische ausreichend Platz hätten. Ja, genügend groß ist der Teich mit seiner Fläche von 20 Quadratmetern und Tiefe von durchschnittlich einem Meter. An drei Seiten haben wir eine 40 Zentimeter tiefe Stufe angelegt, die längst mit Schwertlilie (Iris pseudacorus), Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Wasserknöterich (Persicaria amphibia), Sumpfblutauge (Potentilla palustris), Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Wasserminze (Mentha aquatica), Blutweiderich (Lythrum salicaria), Zungenhahnenfuß (Ranunculus lingua) und Mädesüß (Filipendula ulmaria) – um nur einige Pflanzen zu nennen – gut bewachsen ist. In der „tiefen“ Zone siedeln Krebsschere (Stratiotes aloides), Weiße Seerose (Nymphaea alba), Hornkraut (Ceratophyllum demersum), an der Oberfläche fluten Wasserlinse (Lemna minor) und Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae). Dass man in einem solchen „Biotop“ Fische erwartet, ist verständlich, aber nicht zwingend geboten. Wenn ich nämlich auf Furchenschwimmer und Libellenlarven, vor allem aber auf die seit Jahrzehnten stabile Teichmolch-Population (Lissotriton vulgaris) und die seit Langem vorhandenen Grasfrösche (Rana temporaria) hinweise, werden die Besucher nachdenklich, finden aber häufig immer noch, dass da auch Fische hineingehören. Also kläre ich über die Fressgewohnheiten von Koi & Co. auf – mit der Schlussfolgerung, dass ich meine Teichmolche nicht zu gefährden gedenke. Im Übrigen gibt es jedes Frühjahr bei uns den familiären Wettbewerb „Wer entdeckt den ersten Molch?“ Wenn mein Enkel zu Besuch kommt, ist Keschern angesagt, denn der Junge will die Teichbewohner nicht nur von oben, sondern auch von der Seite betrachten. Dann stelle ich ein Zehn-Liter- Aquarium auf den Gartentisch, und es kann losgehen: Vorsichtiges Fangen, behutsames Hantieren sind angesagt, so lässt sich die Lebewelt schonend erforschen. Hinterher setzen wir die Tiere ganz sachte zurück – nein, nicht einfach ins Wasser gießen! Bei seinem letzten Besuch brachte unser Enkel ein Surfbrett mit, auf dem sich ein Plastikfrosch aalt. Wir setzten das schwimmende Kunstwerk auf die Wasserfläche. Wenn Sie Enkelkinder haben, werden Sie wohl verstehen, warum man durchaus Plastik auf, aber keine Fische in seinem Teich haben kann. Ja, wir finden sogar Spaß daran, täglich zu verfolgen, wohin der Wind den kleinen Surfer treibt. Ästhetisch mag er durchaus ein Fremdkörper sein, aber die Lebensgemeinschaft Teich hat mit ihm kein Problem. Trinkenden und badenden Vögeln ist er piepegal, Insekten dient er als Landeplatz, Algen wachsen an ihm, und sogar unsere Frösche lieben ihn! Der Schnappschuss, der mir an einem sonnig warmen Tag gelang, beweist es. Wulfhard Matzick
Betrifft: Wer hat eigentlich das Surfen erfunden?
Surfen gilt als „hipp“ und sexy. Mit Wellenreitern assoziiert man gern blonde Naturburschen (kalifornische „ Beachboys“) mit athletisch gestählten Körpern, die der Gefahr ins Auge blicken und auf Furcht einflößenden, tosenden, viele Meter hohen Brandungsbergen „cool“ reiten. Die Anfänge des Surfens liegen wohl in der Südsee, gemeinhin gelten die Polynesier als Erfinder des Wellenreitens. Die ersten Surfer glitten vor 4.000 Jahren in Polynesien nur mit ihrem Körper die Wellen hinab, später nutzten sie dann Binsenbündel und Baumstämme, um mehr Auftrieb zu bekommen. In dem Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung breiteten sich die Polynesier in der Südsee aus und in ihrem Gefolge auch das Wellenreiten. Auf den ersten Brettern wurde zunächst nur liegend oder sitzend gesurft. Vor allem in Tahiti scheint sich dann das Surfen im Stand entwickelt zu haben. Bei den Ureinwohnern der Hawaii- Inseln war dieser Sport sehr beliebt, hier erfanden kühne Reiter die Schrägfahrt vor den Wellenkämmen. Anlässlich des Makahiki-Festivals, einer Zeit der Muße und des Sports, ziehen heute noch Wellenreiter-Wettkämpfe Tausende von Zuschauern jährlich in ihren Bann. Im Jahr 1823 verboten Missionare den Ureinwohnern Hawaiis aber erst einmal dieses in ihren Augen unnütze, unsittliche und heidnische Brauchtum. Vielerorts geriet das Surfen daraufhin in Vergessenheit. Mit der Gründung des ersten hawaiianischen Surfklubs 1908 blühte das Wellenreiten jedoch wieder auf, von Hawaii aus begann der neue Surf-Boom seinen Siegeszug rund um den Globus. Das Bild zeigt nun allerdings keinen hawaiianischen oder kalifornischen Beachboy, sondern einen Fisch, und zwar einen Schlammspringer der Gattung Periophthalmus, der auf seinem Mangrovenblatt-Surfbrett auf die perfekte Welle zu warten scheint. Schlammspringer sind amphibisch lebende Fische aus der Ordnung der Grundelartigen (Gobiiformes). Beheimatet sind sie in den Mangroven von Ostafrika bis in die Südsee. Haben die alten Polynesier beim Baden im Meer das Surfen womöglich von den Schlammspringern abgekupfert? Uwe Dost
Kalt im Teich ...
Wasser ist ein eigenartiger Stoff, Aquarianer können das bestätigen. Besonders hervorzuheben ist die sogenannte Dichte-Anomalie, man erinnere sich an den Physik-Unterricht: Bei 4 °C besitzt H2O seine höchste Dichte, weshalb in stehenden Gewässern Eis obenauf schwimmt und das „schwere“ Wasser sich am Gewässergrund sammelt. Daher frieren Stillgewässer – vorausgesetzt, sie sind tief genug – nicht bis zum Boden durch. Als Mindesttiefe für die sichere Überwinterung von Teichfischen werden 0,8 bis 1,5 Meter empfohlen. Die Winter der letzten Jahre waren in weiten Teilen Deutschlands jedoch großteils eher mild. Generell hängt die optimale Tiefe für Gartenteiche von den lokalen Klimawerten ab. Als günstigste Überwinterungstemperatur für Kois werden 5 bis 6 °C genannt. Die Fische stehen dann fast regungslos über dem Teichboden. Im Bild scheint ihnen eine Teichecke besonders zu behagen, es hat fast den Anschein, als würden sie sich dort „zusammenkuscheln“. Bei tiefen Temperaturen (< 7 °C) legen Kois sich auch auf den Grund. Störungen, beispielsweise der Lärm beim Aufschlagen des Eises oder noch aktive Mitbewohner, etwa Störe, führen zu einem erhöhten Energieverbrauch und können die Koikarpfen unter Umständen schwächen; sie sollten folglich unterbleiben. Uwe Dost
Betrifft: Salmler aus Westafrika (DATZ 6 und 7/2016)
Kurzer Nachtrag zu meinem Beitrag in der Juni- und in der Juli-Ausgabe. Eine der schönsten Arten der Gattung Nannocharax ist sicher N. parvus aus Gabun. Sie zeigt einen stark ausgeprägten Sexualdimorphismus: Männchen besitzen einen gelben Unterkörper und einen braunroten Oberkörper und Rücken. Bei beiden Geschlechtern verläuft ein breites schwarzes Längsband mitten durch die Flanke, das erst in der Schwanzflosse endet. Weibchen sind schlichter gefärbt, mit ihrer rötlich getönten Schwanzflosse aber ebenfalls hübsch anzusehen. Bei der Balz versucht das Männchen, ein Weibchen in ein Pflanzendickicht zu locken, indem es seine Flossen spreizt und heftig mit dem ganzen Körper schlägt. Die Nachzucht gelang bereits (Lamboj, persönliche Mitteilung). Stanislav Kislyuk