Süsswasser
Unverzichtbare Futtertiere und beliebte Beobachtungsobjekte (1)
„Seeäffchen“, „Wasser-Clowns“, „Unterwasser-Männlein“ ... Salzkrebschen sind ausgesprochen vielseitig nutzbar! | VON UWE DOST
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit „Urzeitkrebsen“ und kultiviere stets einige Arten in diversen Behältern in meinem Garten. Süßwasser-Urzeitkrebschen einmal auf Reisen in ihren natürlichen Lebensräumen anzutreffen ist ein seltener Glücksfall, denn sie haben sich darauf spezialisiert, nur kurzzeitig bestehende – sogenannte astatische, also periodische – Gewässer zu besiedeln. Zudem sind diese Habitate meist von geringer Größe, sodass sie nicht nur in ausgetrocknetem Zustand leicht zu übersehen sind.
Betrifft: Ein aquaristisch neuer Salmler aus Zentralafrika
Im letzten Jahr wurde die Süßwasser-Aquaristik durch den erstmaligen Import von Fischen aus dem zentralafrikanischen Lefini-Fluss (Republik Kongo) gleich um mehrere Arten bereichert. Unter den Tieren befand sich auch ein wunderschöner Salmler, bei dem es sich sehr wahrscheinlich um die Art Phenacogrammus aurantiacus handelt. Wie der Gattungsname bereits verrät, ist dieser Fisch nah mit dem bekannten und beliebten Kongosalmler (P. interruptus) verwandt, doch sind bei der aquaristisch neuen Art beide Geschlechter ausgesprochen hübsch gefärbt. Aus dieser Sendung bekam ich eine Gruppe Jungtiere und hatte das Glück, sowohl Männchen als auch Weibchen zu erwerben, was bei subadulten Tieren keineswegs selbstverständlich ist. Stanislav Kislyuk
Neue Regenbogenfische
Es gibt kaum eine Gruppe von Aquarienfischen, in der so viele neue Arten entdeckt wurden und werden wie bei den Regenbogenfischen. Dabei sind sie echte „Spätzünder“: Bis in die 1960er-Jahre kannte man nur zwei Arten, den Zwerg- (Melanotaenia maccullochi) und den etwas größeren Schwarzband-Regenbogenfisch (M. nigrans). Auch wissenschaftlich war der Formenreichtum der Familie kaum bekannt. In der artenreichsten Gattung (Melanotaenia) unterschied man vor 1960 nur 16 Taxa, heute sind 60 allgemein anerkannt. Dabei vertreten die damit beschäftigten Wissenschaftler, allen voran Gerald R. Allen, der entweder allein oder als Co-Autor von 1978 bis heute 33 nach wie vor gültige Spezies beschrieb (plus reichlich Vertreter anderer Gattungen), ein eher konservatives Artkonzept. Würde man alle farblich unterscheidbaren Regenbogenfische als Arten sehen, wäre die Zahl erheblich höher. Im Jahr 2015 erschienen zwei wichtige Arbeiten über neue Regenbogenfische. Frank Schäfer
Schläfergrundeln der Gattung Belobranchus
Auf der Philippinen-Insel Panay beobachtete unsere Autorin neben den beiden beschriebenen Belobranchus-Arten eine noch nicht bearbeitete Spezies, die vermutlich in dieselbe Gattung gehört. | VON MAREN GAULKE
Die Gattung Belobranchus gehört zusammen mit 26 weiteren Genera zu den Schläfergrundeln (Eleotridae), einer Familie der Unterordnung Gobioidei. Von den Echten Grundeln (Gobiidae) lässt sie sich durch die Bauchflossen unterscheiden, die nicht miteinander verschmolzen sind, aber dicht beieinander auf der Bauchseite liegen. Die Abgrenzung der Angehörigen der Familien Eleotridae, Odontobutidae (Zahn-Schläfergrundeln) und Butidae anhand makroskopischer, extern morphologischer Merkmale ist kaum möglich, sie alle besitzen nicht miteinander verwachsene Bauchflossen. Lange Zeit galt die Gattung Belobranchus als monotypisch, mit der einzigen Art B. belobranchus. Sie ist aus Indonesien, von den Philippinen, aus Papua-Neuguinea und Japan bekannt, Nachweise aus Taiwan sind noch strittig. Belobranchus belobranchus bewohnt Flussunterläufe und Ästuare, in denen sie ihr gesamtes Adult-Leben verbringt.
Rote Maulbrüter aus dem Malawisee
Über Labidochromis sp. „Hongi“, mit diesem hübschen, kleinen Mbuna-Cichliden verwandte Arten und weitere bunte Malawisee-Buntbarsche … | VON ANDREAS SPREINAT
Es war ein besonders schönes Männchen von Labidochromis sp. „Hongi“ mit ungewöhnlich großflächigen und kräftig rötlichen Pigmenten, das den langen Weg von der Insel Hongi nach Schweden gut überstanden hatte. Der Großhändler und Importeur „Aquarium Malawi AB“ in Örebro (westlich von Stockholm) hatte eine umfangreiche Importsendung von der Firma „African Diving Ltd.“ aus Tansania erhalten. Kent Germanius, ein schwedischer Züchter, erzählte später, dass er es war, der sich das prächtige Männchen sowie weitere hübsche Exemplare aus der Lieferung heraussuchen durfte. Von seinen Nachzuchten bekam sein Landsmann Magnus Sandberg, Inhaber des Geschäfts „Hageby-Cikliden“ in Norrköping, damals – vor rund 20 Jahren – eine Anzahl Jungtiere, die er sorgfältig aufzog. Ende März 2015 besuchte ich Magnus und besichtigte seine große Aquarienanlage anlässlich des Jahrestreffens der skandinavischen Cichliden- Gesellschaften, das an einem Wochenende in Norrköping stattfand. In einem etwa 1,2 Meter langen, „zweckmäßig“ mit Tonröhren eingerichteten Aquarium hatte er seine Zuchtgruppe untergebracht. Mehrere kräftig rot gezeichnete Männchen verteidigten kleine Bezirke gegeneinander, widmeten ihre Aufmerksamkeit aber gleichzeitig den zahlreichen Weibchen, von denen allerdings etliche mit vollem Kehlsack signalisierten, dass sie für weitere reproduktive Aktivitäten kein Interesse mehr aufbringen würden.