Terraristik
Anolis – auf den Spuren der Vielfalt
Die kleinen Echsen haben in der Karibik eine erstaunliche Vielfalt entwickelt und sind gern gesehene Terrarienbewohner. Der Rotkehlanolis gilt als klassisches Einsteiger-Tier – vielleicht aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit in der Natur. Doch stimmt diese Einordnung auch? | von Werner Baumeister
Urlaub in der Karibik. Als Taucher war ich dort viel unterwegs, da ich plante, ein Bestimmungsbuch über die karibischen Fische und Wirbellosen zu erarbeiten (was gelang). Nun sind die Weltmeere ja recht einheitlich in der Wasserzusammensetzung. Der Salzgehalt z. B. variiert nur unwesentlich. Lediglich etwas abgeschlossenere Meere wie die Ostsee, das Rote Meer oder das Mittelmeer weichen davon etwas ab. Anders natürlich bei den Temperaturen. Aber gerade die Karibik glänzt auch hier durch Konstanz, sowohl bei der Temperatur als auch beim Salzgehalt. Zudem gibt es nur eine geringe Ebbe und Flut. Unter anderem deswegen ist die Artenvielfalt in diesem Meeresgebiet nicht so hoch wie z. B. im tropischen Pazifik. Ganz anders aber geht es manchmal an Land zu: Die Vielfalt an z. B. Reptilien ist beachtlich!
Harlekinkröten der Gattung Atelopus
Harlekinkröten der Gattung Atelopus zählen vermutlich neben den Pfeilgiftfröschen zu den bekanntesten Froschlurchen der Neotropis. Berühmtheit erlangten sie jedoch nicht nur dank meist auffällig bunter Warnfarben und spektakulärer Anpassungen an ihre teils extremen Lebensräume, sondern ganz besonders als trauriges Paradebeispiel des globalen Amphibiensterbens. | von Amadeus Plewnia
Bereits seit den frühen 1980er-Jahren wurden erste Massensterbeereignisse vieler Atelopus-Arten und anderer Amphibien in den Hochländern tropischer Regionen dokumentiert (La Marca et al. 2005). Diese erfassten innerhalb weniger Jahre große Teile Mittel- und Südamerikas und führten zum großflächigen Verschwinden ganzer Artengemeinschaften (Lips et al. 2008).
SCHRECKlich schön – Tarnen, Täuschen und Verteidigen
Phasmiden entwickelten im Kampf ums Überleben im Lauf der Evolution die unterschiedlichsten Strategien. Viele sind völlig wehrlos, jedoch perfekt getarnt und nur schwer von Baumrinde, einem Ast oder einem Blatt zu unterscheiden. Manche Arten jedoch sind zusätzlich äußerst wehrhaft, aufgrund kräftiger und spitzer Dornen. Oder sie sind auffällig bunt gefärbt und verspritzen bei Bedrohung „chemische Kampfstoffe“ zur effektiven Abwehr möglicher Fressfeinde. Wieder andere nehmen eine fremde Identität an, um Feinde zu täuschen. | von Helmut Göthel
Die Vorzeige-Art unter den Phasmiden, die sich gleich mehrerer Verteidigungsstrategien bedient und diese im Lauf ihres Lebens sogar wechselt, ist sicherlich die bis 14 cm große Australische Riesengespenstschrecke (Extatosoma tiaratum), die vor mehr als 50 Jahren für die Terrarienhaltung entdeckt wurde und sich seitdem als beliebte Einsteigerart etabliert hat. Ihr Verbreitungsgebiet reicht in Ostaustralien von New South Wales bis Queensland. Dort bewohnt sie vor allem die Strauch- und Baumvegetation der Eukalyptuswälder. In ihrem Lebensraum ernährt sie sich fast ausschließlich von Eukalyptus, als vollwertige Ersatznahrung werden aber die Blätter von Brombeere, Eiche, Haselnuss und zahlreichen weiteren Pflanzen akzeptiert.
SCHRECKlich schön – Haltung und Nachzucht von Phasmiden
Phasmiden sind seit Jahrzehnten sehr beliebte Terrarientiere, da viele Arten leicht zu pflegen und zu vermehren sind, weshalb Nachzuchten in großer Stückzahl angeboten werden. Als reine Pflanzenfresser beißen sie ihre Pfleger nicht und können – unter Aufsicht – selbst von verantwortungsbewussten älteren Kindern betreut werden. Auch die Haltung der wehrhafteren oder anspruchsvolleren Arten ist nicht nur Spezialisten vorbehalten. | von Helmut Göthel
Mein erster zaghafter Vorstoß in die Terraristik erfolgte, wie sicher bei vielen anderen Terrarianern auch, mit dem Erwerb von Phasmiden, und zwar eines Pärchens Annam-Stabschrecken (Medauroidea extradentata, früher Baculum extradentatum) auf einer Aquaristikbörse. Die Unterbringung zu Hause erfolgte in einer großen Faunabox, deren „Einrichtung“ aus einem Küchenrollentuch, einem wassergefüllten Feinkostsalat-Becher mit eingeschnittenem Deckel und einem kleinen Brombeerzweig darin bestand.
Eine SCHRECKliche Verwandtschaft
In der mit Abstand artenreichsten Klasse der gesamten Tierwelt, den Insekten, gibt es gleich mehrere Gruppen auf den ersten Blick ähnlicher Arten, deren Vielfalt sich in der Namensgebung widerspiegelt: Heuschrecken, Langfühlerschrecken, Kurzfühlerschrecken, Schwertschrecken, Fangschrecken, Stabschrecken, Dornschrecken, Gespenstschrecken und andere. Doch erst genaueres Hinschauen kann Klarheit in das Namens-Wirrwarr bringen und zeigen: Schrecke ist nicht gleich Schrecke! | von Helmut Göthel
Wenn man Freunden oder Bekannten erzählt, dass man „Schrecken“ pflegt oder züchtet, dann bekommt man nicht selten ein verständiges Nicken und den verbessernd klingenden Kommentar „ach ja, Heuschrecken“ als Reaktion, ganz so, als ob man selber nicht genau wisse, wie die eigenen Pfleglinge denn richtig heißen.