Leserbriefe
Rückmeldungen zur jeweiligen DATZ-Ausgabe
Koi-Schwarm?
Oft spricht man von Fischschwärmen, wo es noch keine Fischschwärme gibt. Viele Fische in Süßgewässern und im Meer bilden eher lockere Gruppen, die sich selten wie richtige Schwärme bewegen. Ein typisches Schwarmmerkmal ist harmonisches Schwimmen von über 100 Tieren in einer Richtung mit anscheinend abgestimmten Richtungswechseln. Selten erlebt man so etwas im Süßwasser – und noch viel seltener in einem Gartenteich.
Das Bild des „Koi-Kreisels“ entstand im Loro-Park (Teneriffa) während der Fütterung, den Kreisel konnte ich nur in einem kurzen Augenblick mit einem einzigen Foto festhalten. Die scheinbar harmonische Ordnung wurde durch den Futterneid der Tiere rasch aufgehoben.
Von einem Schwarm kann man hier sicher nicht sprechen. Wie viele Kois in dem Teich leben, ist selbst den Betreibern des Parks nicht klar; gezählt wurden die Tiere noch nie. Sie vermehren sich ohne jegliches Zutun, und auch ohne Zuchtauswahl sind echte Schönheiten dabei. Autor: André Luty
Donau-Shrimps im Bodensee (DATZ 8/2012)
Vor sechs Jahren wurde zum ersten Mal die Donau-Schwebegarnele als neozoische Art im Bodensee nachgewiesen. Ich selbst hatte erst 2010 die Gelegenheit zu einem persönlichen Treffen mit Limnomysis benedeni, obwohl ich schon seit 20 Jahren das Plankton des Bodensees mikroskopisch untersuche.
Fundort war die Insel Reichenau, die am „Gnadensee“ genannten Teil des Bodensees liegt. Hier war ich eigentlich auf der Jagd nach dem Raubwasserfloh (Polyphemus pediculus), von dem ich wusste, dass er sich gern im Schatten unterhalb eines Stegs um dessen Pfähle herum aufhält. Deshalb zog ich eine Probe im Wasser unterhalb dieses Stegs und eine weitere im freien Wasser davor. Ich kontrollierte beide an Ort und Stelle und entdeckte in der „Unter-Steg-Probe“ zwei Augenpaare, die sich erst bei genauem Hinsehen Süßwassergarnelen zuordnen ließen. Ich hatte zwei Exemplare von acht bis zehn Millimetern Länge erwischt. In der Probe aus dem offenen Wasser ließ sich dagegen keine Garnele finden. Autor: Martin Kreutz
Zwergkärpflingsgeburt
Der Zwergkärpfling (Heterandria formosa) ist einer der kleinsten Lebendgebärenden Zahnkarpfen, und auch der Nachwuchs ist winzig. Die Weibchen gebären über einen Zeitraum von mehreren Wochen alle paar Tage einige Jungtiere, denen die erwachsenen Artgenossen nicht nachstellen. Die Jungen haben einen gering ausgeprägten Fluchttrieb und schließen sich bald der Gruppe an.
Zufällig gelang es mir, die Geburt einer kleinen H. formosa aus nächster Nähe zu beobachten. Im unmittelbaren Größenvergleich zur Mutter schien mir das Jungtier gar nicht mehr so klein. Vielleicht war der „Kleine“ aber auch etwas zu groß geraten, denn die Geburt zog sich eine ganze Weile hin. Diese Chance ließ ich mir natürlich nicht entgehen und holte sofort die Kamera hervor, um ein paar Bilder von dem Ereignis zu schießen. Nach einer Weile machte ich mir dann aber Sorgen, ob das Weibchen es überhaupt schaffen würde. Das Jungtier hing nämlich schon recht lange und machte gar keine Anstalten, den Geburtskanal zu verlassen. Ich überlegte sogar, ob es sinnvoll sei, Geburtshilfe zu leisten …
Glücklicherweise entschied sich der kleine Zwergkärpfling dann aber doch noch, auf natürliche Weise das Licht der Welt zu erblicken, sodass mein Eingreifen nicht nötig wurde. Autorin: Elke Weiand
Goldfleck-Kaninchenfisch (DATZ 2/2012)
Unter der Rubrik „Aufgetaucht“ stellte Daniel Heerz in der Februar-Ausgabe dieser Zeitschrift den äußerst selten importierten Goldfleck-Kaninchenfisch (Siganus guttatus) vor, den er bei einem Importeur entdeckt hatte. Einige Angaben bedürfen einer Ergänzung.
Der Fisch ist nicht, wie angegeben, im tropischen West-Pazifik weit verbreitet, sondern auf einen relativ kleinen Bereich beschränkt, der den östlichen Indischen Ozean (Andamanen, Indonesien) bis zu den Philippinen umfasst. Östlich und südlich davon lebt der äußerlich nur an der Färbung, nicht aber an den Körpermaßen und -proportionen unterscheidbare Wellenlinien-Kaninchenfisch (S. lineatus), der statt der Tüpfel feine Längslinien besitzt, die gegen den Bauch und zum Schwanz hin in Punktreihen aufgelöst sein können. Beide Arten besitzen einen gelben Schwanzfleck, der somit nicht nur für S. guttatus kennzeichnend ist – bei jener Art war er dennoch namensgebend.
Interessant ist ferner, dass im Raum Sri Lanka–Südindien–Lakkadiven wieder eine mit Linien gezeichnete Form auftaucht, gleich der aus dem östlichen West-Pazifik. Manche Autoren glauben, dass sie eine eigene Art darstellt, da diese Population einige tausend Kilometer von der anderen entfernt vorkommt. Debelius und Kuiter nennen sie auch „Sri-Lanka-Kaninchenfisch“ (Siganus cf. lineatus, auch Siganus sp.).
Aber umgekehrt gibt es eben auch die Auffassung, dass es sich wegen der übereinstimmenden Körpermaße nur um Farbvarianten einer einzigen Art handelt, die dann den Indo-West-Pazifik besiedelte und S. guttatus heißen müsste.
Autor: Horst Moosleitner
Tierpräparate nicht nur im Souvenirshop (DATZ 9/2011)
Vor einigen Wochen besuchte mich eine Freundin und brachte mir ein kleines, mit Sukkulenten bepflanztes Gefäß mit. Es hat die Form eines Seesterns und fühlt sich rau an, etwa so wie Sandstein. Das Material ist empfindlich und zerbröselt leicht.
„Das passt doch gut in dein mit Muschelschalen und Sand dekoriertes Gäste-WC.“ Da hatte sie Recht, der bepflanzte „Seestern“ fand gleich seinen Platz unter dem Fenster. Die Pflanzen wurden regelmäßig mit ein paar Tropfen Wasser versorgt und gediehen. Wahrscheinlich war es aber zu viel Wasser, denn die Gewächse sahen nach einiger Zeit nicht mehr gesund aus. Um sie zu entfernen, drehte und wendete ich das Teil und nahm einen merkwürdigen Geruch wahr. War der Seestern etwa echt? Ja, eindeutig!
Nach Rücksprache mit meiner Freundin fuhr ich in den Gartenmarkt, in dem sie das Stück gekauft hatte. Ihr war nicht bewusst, dass es sich um ein Tierpräparat handelte.
In dem Geschäft suchte ich alle Tische ab, konnte jedoch keine Seesterne entdecken; auf Nachfrage erfuhr ich, dass die Teile sehr schnell ausverkauft waren. „Sie waren ja auch sehr hübsch“.
Natürlich wollte ich wissen, woher die Ware stammte. Man erklärte mir, dass alle in diesem Markt angebotenen Pflanzen und Deko-Artikel bei einem Großhändler in den Niederlanden ersteigert werden. Aber ist es wirklich nötig, Tiere für solche Zwecke zu präparieren?
Die erwähnten Muschelschalen habe ich übrigens an Nord- und Ostsee selbst gesammelt.
Autorin: Marion Ruttkowski