Süsswasser
Freilandbeobachtungen am Ameca-Kärpfling
Die auf Seite 34 beschriebene Reise durch Jalisco bot unserem Autor die Gelegenheit zu näheren Beobachtungen an Ameca splendens. Zweimal suchte er die Quelle des Río Teuchitlan auf und führte weitere Feldstudien bei Al Moyola durch. | VON MICHAEL KEMPKES
Insgesamt nahm ich an drei Tagen jeweils über mehrere Stunden Beobachtungen an Ameca splendens vor. Am 1. März 2016 in den frühen Nachmittagsstunden und am 7. März von 10.15 bis 15.30 Uhr führte ich meine Untersuchungen am El Rincon, der Quelle des Río Teuchitlan, sowie am 2. März in Al Moloya von 14 bis 16 Uhr durch. El Rincon, die Quelle des Río Teuchitlan, ist ein aus drei unterschiedlich großen Teichen bestehendes Gewässer, die alle miteinander verbunden sind. In dem eingemauerten, etwa 20 x 15 Meter großen Quellbecken mit einer Tiefe von bis zu 160 Zentimetern und einer Sicht bis auf den Bodengrund, nahm ich meine ethologischen Beobachtungen vor. Mit A. splendens syntop vorkommend stellte ich hier folgende Arten fest: Zoogoneticus purhepechus, Goodea atripinnis, Pseudoxiphophorus bimaculatus, Xiphophorus hellerii sowie Tilapia sp. und Cambarellus sp. In Al Moyola ist ein Teil des ungefähr 300 Quadratmeter großen Teichs ebenfalls ummauert. Entlang diesen Betonmauern verfolgte ich den Nah rungserwerb. Neben A. splendens fand ich hier Z. purhepechus, Xenotoca eiseni, P. bimaculatus, Poecilia cf. mexicana, Tilapia sp. und Cyprinus carpio.
Ein Rückblick auf Entdeckung, Beschreibung und Forschung
Im Rahmen ihrer Forschungsreise durch Jalisco im Frühjahr 2016 schlugen unsere Autoren ihr Basislager in Teuchitlan auf, einer Kleinstadt, deren Namen ein Lächeln in das Gesicht jedes Goodeiden- Freunds zaubert, denn hier bezog einst auch der berühmte Ichthyologe Robert Rush Miller sein Quartier. Und hier fand er 1955 eine Fischart, die Jahrzehnte später zum bekanntesten und beliebtesten Hochlandkärpfling der Welt wurde. | VON MICHAEL KEMPKES
Es war schon ein erhebendes Gefühl, auf Millers Spuren zu wandeln. Ein vergleichbares Gefühl hatte ich wohl nur, als ich im Februar 2006 im Naturkundemuseum in Berlin Peters’ Typusmaterial von Poecilia reticulata vor mir unter dem Mikroskop liegen hatte. Doch hier war es noch etwas anders: Ich befand mich an und in den Gewässern, in denen Miller selbst gefischt hatte, sah sowohl aus der Vogelperspektive als auch beim Schnorcheln die Nachfahren der Ameca-Kärpflinge, deren Vorfahren Miller einst gekeschert hatte. Und ich war umgeben von einer noch immer atemberaubend schönen Natur, doch dazu später mehr.
Die Geschichte einer Fischart am Rand des Aussterbens
Es gibt Fische, deren Pflege und Nachzucht – warum auch immer – zu einer Herausforderung der besonderen Art werden, und manchmal wird diese Aufgabe schlichtweg Schicksal. Die folgende Geschichte erzählt wohl das Los unseres Autors. | VON MICHAEL KÖCK
Als der amerikanische Ichthyologe Robert Rush Miller im Februar 1976 in einem kleinen Zufluss des Río Ameca, dem Río Potrero Grande, das Typusmaterial für die Erstbeschreibung einer neuen Goodeidenart fing, hatte er mit Sicherheit nicht den Hauch einer Vorstellung davon, dass es dieser Fisch als einziger Hochlandkärpfling überhaupt einmal in ein Magazin abseits der aquaristischen Literatur und wissen schaftlicher Journale schaffen sollte. Für „Bob“ Miller, der mit seinen Exkursionen, Neuentdeckungen und Artbeschreibungen die Geschichte der mexikanischen Fischfauna über Jahrzehnte maßgeblich mit schrieb, handelte es sich wohl einfach um eine der vielen Arten, die er auf seinen unzähligen Reisen gefunden hatte.
Aquaristisch neue Harnischwelse aus Brasilien
Endlich wieder L-Nummern! Aus dem Bundesstaat Amazonas brachten die Teilnehmer einer Fischfangreise zwei aquaristisch und wissenschaftlich bisher nicht bekannte Loricariiden mit. | VON ANDREAS TANKE
Bei „Panta Rhei“ (Brelingen bei Hannover) findet man immer häufiger aquaristisch seltene und auch neue Harnischwelse. Im vergangenen Herbst waren die Fänger der Firma wieder unterwegs, um nach interessanten Arten zu suchen. Ihre Tour ging über die Transamazonica im brasilianischen Bundesstaat Amazonas – eine Strecke, die auch Christoph Seidel vor Jahren schon einmal fuhr. Dabei fanden sie sowohl Fischarten, die Seidel damals mitbrachte und vorstellte, als auch einige weitere Formen. Im Rio Sucunduri fingen sie neben den schon bekannten Vertretern der Gattungen Peckoltia (L 295) und Hypancistrus (L 297) einen für die Aquaristik neuen Harnischwels, leider nur ein Einzeltier, das sie aber nach Deutschland einführten.
Eine neue Salmlergattung: Protocheirodon
Im Jahr 1977 erschien die „Bibel der Salmlerfreunde“, Jaques Gérys „Characoids of the World“. Ganz hinten, auf Seite 608, findet sich die Abbildung eines seinerzeit noch namenlosen Glassalmlers mit auffällig gekammerter Schwimmblase. Dieser Fisch wurde 1979 von Richard Vari wissenschaftlich beschrieben: Leptagoniates pi. Die Gattung Leptagoniates war zuvor monotypisch. George Albert Boulenger hatte sie 1887 für L. steindachneri aufgestellt, anhand eines Exemplars, das Clarence Buckley in Ost-Ecuador (Sarayacu) gesammelt hatte. Bis 1979 gab es lediglich zwei weitere Aufsammlungen der Art, eine aus Peru (Pucallpa, Río Ucayali), eine aus Ecuador (Santa Cecilia). Vari hatte fünf Exemplare vorliegen, die 1965 in Boliven gesammelt worden waren, in Lagunen zehn Kilometer westlich von San Pedro, Einzug des Río Mamoré. Gérys Buch war Vari offenbar nicht bekannt, jedenfalls erwähnte er es nicht. Das ungewöhnliche Artattribut bezieht sich auf die für Salmler einzigartig geformte Schwimmblase, die wie das altgriechische Schriftzeichen „pi“ aussieht. Frank Schäfer