Süsswasser
Harnischwelse aus Roraima
Im Frühjahr dieses Jahres waren die Fänger der Firma „Panta Rhei“ (Brelingen bei Hannover) wieder einmal auf der Suche nach aquaristisch neuen Harnischwelsen. Interessant an der Tour war, dass die angesteuerten Habitate schon mehrfach untersucht, die nun gefundenen Arten aber zuvor noch nicht nachgewiesen worden waren. | VON ANDREAS TANKE
Die Exkursion begann am Ende der Straße, nämlich am Rio Jatapu. Hier gelang es nun erstmals, Hypancistrus sp. (L 429) in einer etwas größeren Stückzahl zu fangen. Als wir die Art 2008 (Seidel 2009) fanden, entdeckten wir leider nur ein Einzeltier. In den folgenden Jahren wurde nur ein weiteres Tier im Rio Jatapu gekeschert.
Winkerkrabben: Echte Luftatmer!
„Ingenieure des Ökosystems“ nennt man Winkerkrabben, die sandige Strände und Mangrovenküsten bewohnen. Bei Uca vocans entdeckten Forscher kürzlich mit modernsten Untersuchungsmethoden eine bisher unbekannte Landgebundenheit. Die Terrestrialität der Art sollte daher neu bewertet werden. (Uca vocans war bis vor Kurzem Typusart der Winkerkrabbengattung Uca. Dieses Genus wurde in einer aktuellen Studie jedoch auf zwei Unterfamilien und elf Gattungen aufgeteilt; seitdem heißt die Art Gelasimus vocans.) Winkerkrabben dominieren die Gezeitenzone oft in Individuenzahl und Biomasse; abhängig von Substrat, Überflutungszeiten und Salinität teilen sich die einzelnen Spezies dieses Habitat. In Ostafrika ist G. vocans die vorherrschende Art am seewärts gelegenen Rand der Mangroven und tieferen Wattflächen. Oliver Mengedoht
Eine Exkursion zu den Hochlandkärpflingen
Ende Februar bis Mitte März 2016 bereiste eine Gruppe aus zwei mexikanischen Biologen und acht europäischen Naturfreunden das Mexikanische Hochland westlich von Guadalajara. Ausgangspunkt der meisten Tagestouren war die Kleinstadt Teuchitlán. Die gut zweiwöchige Reise diente vor allem der Bestandserhebung einiger Goodeiden-Arten. | VON MICHAEL KEMPKES
Unsere Forschungsreise hatte Michael Köck, sowohl Kurator für Süßwasserfische im Haus des Meeres Wien als auch Kopf der international agierenden „Goodeid Working Group“, gut geplant und organisiert. Die Teilnehmer waren Isai Betancourt und Adan Fernando Mar Silva (beide MX), Nigel Hunter, Patrick Davies und Gregory Roebuck (alle GB), Fabien Liberge (F), Erwin Radax (A) sowie Günther Schleussner (Wilhelma Stuttgart) und ich. Zeitweise begleiteten uns Omar Domínguez Domínguez (Universidad Michoacana de San Nicolás de Hidalgo, Morelia, Michoacán, Mexiko) und ein weiterer mexikanischer Student. Natürlich hatte jeder von uns etwas andere Vorstellungen von dem, was uns erwarten sollte und was wir erreichen wollten.
Freilandbeobachtungen am Ameca-Kärpfling
Die auf Seite 34 beschriebene Reise durch Jalisco bot unserem Autor die Gelegenheit zu näheren Beobachtungen an Ameca splendens. Zweimal suchte er die Quelle des Río Teuchitlan auf und führte weitere Feldstudien bei Al Moyola durch. | VON MICHAEL KEMPKES
Insgesamt nahm ich an drei Tagen jeweils über mehrere Stunden Beobachtungen an Ameca splendens vor. Am 1. März 2016 in den frühen Nachmittagsstunden und am 7. März von 10.15 bis 15.30 Uhr führte ich meine Untersuchungen am El Rincon, der Quelle des Río Teuchitlan, sowie am 2. März in Al Moloya von 14 bis 16 Uhr durch. El Rincon, die Quelle des Río Teuchitlan, ist ein aus drei unterschiedlich großen Teichen bestehendes Gewässer, die alle miteinander verbunden sind. In dem eingemauerten, etwa 20 x 15 Meter großen Quellbecken mit einer Tiefe von bis zu 160 Zentimetern und einer Sicht bis auf den Bodengrund, nahm ich meine ethologischen Beobachtungen vor. Mit A. splendens syntop vorkommend stellte ich hier folgende Arten fest: Zoogoneticus purhepechus, Goodea atripinnis, Pseudoxiphophorus bimaculatus, Xiphophorus hellerii sowie Tilapia sp. und Cambarellus sp. In Al Moyola ist ein Teil des ungefähr 300 Quadratmeter großen Teichs ebenfalls ummauert. Entlang diesen Betonmauern verfolgte ich den Nah rungserwerb. Neben A. splendens fand ich hier Z. purhepechus, Xenotoca eiseni, P. bimaculatus, Poecilia cf. mexicana, Tilapia sp. und Cyprinus carpio.
Ein Rückblick auf Entdeckung, Beschreibung und Forschung
Im Rahmen ihrer Forschungsreise durch Jalisco im Frühjahr 2016 schlugen unsere Autoren ihr Basislager in Teuchitlan auf, einer Kleinstadt, deren Namen ein Lächeln in das Gesicht jedes Goodeiden- Freunds zaubert, denn hier bezog einst auch der berühmte Ichthyologe Robert Rush Miller sein Quartier. Und hier fand er 1955 eine Fischart, die Jahrzehnte später zum bekanntesten und beliebtesten Hochlandkärpfling der Welt wurde. | VON MICHAEL KEMPKES
Es war schon ein erhebendes Gefühl, auf Millers Spuren zu wandeln. Ein vergleichbares Gefühl hatte ich wohl nur, als ich im Februar 2006 im Naturkundemuseum in Berlin Peters’ Typusmaterial von Poecilia reticulata vor mir unter dem Mikroskop liegen hatte. Doch hier war es noch etwas anders: Ich befand mich an und in den Gewässern, in denen Miller selbst gefischt hatte, sah sowohl aus der Vogelperspektive als auch beim Schnorcheln die Nachfahren der Ameca-Kärpflinge, deren Vorfahren Miller einst gekeschert hatte. Und ich war umgeben von einer noch immer atemberaubend schönen Natur, doch dazu später mehr.