Süsswasser
In der Natur beobachtet: Kopfsteher und Engmaulsalmler
In der zu den Salmlern (Ordnung Characiformes) zählenden südamerikanischen Fischfamilie Anostomidae, die ein Dutzend Gattungen enthält, ist Leporinus mit ungefähr 80 gültigen und zahlreichen taxonomisch noch nicht bearbeiteten Arten die formenreichste. | VON WOLFGANG STAECK
Kennzeichen aller Leporinus-Arten und der meisten anderen Anostomiden sind ein langgestreckter, spindelförmiger, bisweilen beinahe zylindrischer Körper, ein nur kleines Maul – auf das sich sowohl der deutsche Gattungs- als auch der Familienname beziehen – sowie in jedem Kiefer nur eine Reihe ungewöhnlich weniger Zähne. Die Stellung des Mauls verändert sich mit zunehmendem Alter oft von einer end- zu einer unterständigen Lage. Bei diesen Salmlern handelt es sich um meist gesellig lebende, friedliche Fische, die sich überwiegend von pflanzlichem Material und Detritus ernähren. Da sie bei der Nahrungsaufnahme über horizontalen Flächen meist eine schräge oder sogar vertikale Körperhaltung einnehmen, werden sie auch als Kopfsteher bezeichnet. Neben kleineren Arten, die nur rund zehn oder 15 Zentimeter lang werden, gibt es auch solche, die eine Länge zwischen 30 und 40 Zentimetern erreichen und in ihren Heimatländern begehrte Speisefische sind. Zu den besonders großen Vertretern zählt L. macrocephalus aus dem Einzugsgebiet des Río Paraguay.
Das Teichaquarium im Senckenberg Museum
Eine naturnahe Aquarienrückwand steigert die Ästhetik und ist für Schauaquarien unverzichtbar, aber leider nicht unvergänglich. Im Vivarium des Görlitzer Naturkundemuseums wurde das Teichfischbecken nach zehn Betriebsjahren „teilrenoviert“. | VON THOMAS LÜBCKE
Tief im Osten der Republik, an der Grenze zu Polen, liegt Görlitz. Die Fast-Kulturhauptstadt 2010 bietet den zahlreichen Tages- und Wochenendtouristen eine Reihe von Sehenswürdigkeiten – unter anderem eine wunderschöne Altstadt mit einigen Museen, darunter das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz, eine im Vergleich zu Frankfurt (Main) oder Berlin eher kleine, aber sehenswerte naturkundliche Ausstellung (www.senckenberg.de/goerlitz). Schwerpunkte sind die Oberlausitzer Flora, Fauna und Geologie; daneben warten auf den Museumsgast zahlreiche Tierpräparate der tropischen Regenwälder, der afrikanischen Savannen sowie zwei regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen. Im Kellergeschoss präsentiert sich – für Naturkundemuseen eher unüblich – ein Vivarium auf rund 100 Quadratmetern Fläche, auf der in 18 Schauanlagen vor allem exotische, aber auch einheimische Reptilien, Amphibien und Fische zu bestaunen sind. Hauptattraktion ist ein 8.000 Liter Wasser fassendes Kaltwasseraquarium (siehe Kasten), eine Unterwasser- Zuchtteichlandschaft mit Speise- und Beifischen der Oberlausitzer Teichwirtschaft.
Exoten im Wirbellosen-Aquarium – Libellenlarven aus Indien (2)
Im ersten Teil dieses Beitrags wurden die Nymphen von sieben aus Indien eingeführten Flussjungfer-Arten vorgestellt, die sich mit ihren skurril anmutenden Gestalten teils drastisch voneinander unterschieden. | VON RAINER STAWIKOWSKI
Aber auch in ihrer Lebensweise und in ihrem Verhalten gaben sich diese Libellenlarven keinesfalls einheitlich; zwei der sieben Spezies erwiesen sich als spezialisierte Bewohner des Bodengrunds ihrer Wohngewässer. Im Untergrund hausende Odonata- Nymphen gibt es auch unter den einheimischen Libellen. Insbesondere die beiden bei uns vorkommenden Quelljungfern (Cordulegaster boltonii und C. bidentata, Familie Cordulegastridae) sind dafür bekannt, dass sie im Gewässerboden versteckt – in der Regel in feinkörnigem Sand und Detritus – ihrer Beute auflauern. Aus dem Substrat ragen lediglich die Augen, die Antennen und das Ende des Hinterleibs mit der Atemöffnung der Larven hervor.
Weißt du, wie viel Sternlein stehen …
An dieses Kinderlied muss ich oft denken, wenn es um Corydoras geht. Die Gattung wird immer unübersichtlicher. Gegenwärtig sind 159 Arten anerkannt (www.fishbase. org, 4. Juli; ich rechne Brochis splendens und B. britzki nicht dazu). Hinzu kommen die nah verwandten Aspidoras- (22), Brochis- (drei) und Scleromystax-Arten (sechs). In der DATZ wurden 159 C-Nummern für seinerzeit unbestimmbare oder zweifelhafte Formen vergeben. Ian Fuller, höchst aktiver Panzerwels-Enthusiast, nennt auf www.corydorasworld. com weitere 122 CW-Nummern. 33 C- und drei CW-Nummern wurden inzwischen beschriebenen Arten zugeordnet. Alles in allem kommt man, rechnet man die wissenschaftlich bearbeiteten oder aquaristisch mit C- und CW-Nummern erfassten Formen zusammen, auf 413 erkennbare Spezies! Frank Schäfer
Klein, aber fein: „Dimidiatus Lac Mai-Ndombe“
Seit einiger Zeit sind verschiedene Lokalformen von Congochromis dimidiatus im Umlauf, von denen wir hier eine besonders hübsche vorstellen. | VON UWE WERNER
Schon 1900 beschrieb Pellegrin die Art Pelmatochromis dimidiatus und wies darauf hin, dass sie sich von den übrigen Angehörigen der Gattung, zu der man damals auch die heutigen Pelvicachromis-Spezies zählte, in mehrfacher Hinsicht unterschied. Der Beschreiber nannte die spezielle Physiognomie, die äusserst gestreckte Form, das gerade Rückenprofil, die Bezahnung und das Fehlen von Augenflecken in den Flossen.