Süsswasser
Im Wald, da sind die Räuber …
Neozoen sind ja längst nichts Ungewöhnliches mehr in Deutschland. Schwarzmeergrundeln besiedeln unsere Flüsse, Waschbär und Alexandersittich unsere Städte. Nun hat es auch ein Fisch aus dem Amur-Gebiet zu uns geschafft, die Amur-Schläfergrundel. | Von Michael Härtl
Der Amur fließt im Osten Russlands. Das natürliche Verbreitungsgebiet von Perccottus glenii umfasst außerdem einige Flüsse Nordost-Chinas und Nordkoreas. Wissenschaftlich beschrieben wurde die Art im Jahr 1877 von Dybowski aus einem Zufluss des Amur, dem Ussuri. Ihre Verbreitung begann sehr früh. Bereits 1912 brachten Biologen Tiere nach St. Petersburg, um sie in Aquarien zu halten. Dort gelangten die Fische in Teiche, wo sie sich bald vermehrten und in umliegende Gewässer entkamen. 1948 tauchten sie in der Nähe von Moskau auf, 1979 wurden sie erstmals im Baikalsee registriert. Für den ungarischen Donau-Raum wurden sie erstmals 1997 erwähnt, es folgten Nachweise in Serbien (2003) und in Bulgarien (2005). Für Tiere, die sich sehr wenig bewegen, ist das eine erstaunliche Ausbreitungsgeschwindigkeit.
Aquarienbeobachtungen an der Nackthalsgrundel
Zwar sind die meisten Neozoen in unseren Gewässern nicht gern gesehen, doch geben sie durchaus interessante Beobachtungs- und Studienobjekte ab. | Von Michael Härtl
Seit nunmehr 20 Jahren erobern die sogenannten Schwarzmeer- Grundeln Deutschlands Flüsse. Vor allem die großen Ströme Donau und Rhein werden massiv von den Neubürgern aus der pontokaspischen Region besiedelt. In den meisten Veröffentlichungen werden die Tiere als schädliche Neozoen verteufelt, die dazu beitragen, unsere einheimische Fauna auszurotten. Tiefergehende populärwissenschaftliche Informationen findet man spärlich. Aus diesem Grund stelle ich hier eine Art näher vor: die Nackthalsgrundel (Babka gymnotrachelus), englisch als „racer goby“ bezeichnet. Erwachsene Männchen sind rund neun Zentimeter lang, Weibchen bleiben ungefähr zwei Zentimeter kleiner. Im Lebensraum sind die Grundelarten aus dem Schwarzen Meer verhältnismäßig schwierig voneinander zu unterscheiden, sodass es schon zu Verwechslungen und Falschbenennungen kam.
Darters – amerikanischer Traum in europäischen Aquarien (1)
Zur Laichzeit extrem farbig, friedlich und wenig scheu, zudem einfach zu halten, zu ernähren und nachzuzüchten – das sind Darters oder Springbarsche, ideale Fische für das kühlere Aquarium. | Von Uli Schliewen und Andreas Hartl
Vertreter der Echten Barsche (Familie Percidae) bestechen in unseren Gewässern nicht gerade durch extreme Vielfalt und überbordende Farbigkeit. Die in Mitteleuropa vorkommenden Arten lassen sich an den Fingern zweier Hände abzählen: ein Flussbarsch (Perca fluviatilis), zwei Zander (Gattung Sander), vier Kaulbarsche (Gattung Gymnocephalus) und drei Spindelbarsche (Gattung Zingel). Ganz anders sieht die Situation in Nordamerika aus, dem Kontinent der „American Darters“. Über 200 Spezies allein in der Gattung Etheostoma werden zur Zeit als gültig angesehen. Die meisten leben in den USA, einige auch in Mexiko und Kanada.
Mit den Hechten schwimmen
Hechte stehen gut getarnt in Wasserpflanzenwiesen und lauern auf Beutefische? Das klingt langweilig bis idealisiert und stimmt so wenig wie die meisten Pauschalaussagen. Tatsächlich findet jeder Hecht seine eigene Nische im Lebensraum See. Das Schöne daran ist, dass Sie selbst das einfach beobachten können! | Von Cornelia und Falk Wieland
Sobald der Winter und die Aufregungen der Laichzeit vorbei sind, positionieren sich die Hechte in der obersten Wasserschicht. Die meisten stehen sogar in den oberen zwei Metern der Wassersäule. In jedem Sommer wissen wir das aufs Neue zu schätzen und verzichten auf das laut blubbernde Presslufttauchgerät und eine Menge Ausrüstung. Nur mit Maske, Schnorchel, Flossen und einem dünnen Kälteschutzanzug ausgerüstet bewegen wir uns leicht, schnell und lautlos. Endlich können wir wieder die einfache Urform des Tauchens erleben: Federleicht gleiten wir im Drei-Millimeter-Tropen-Overall an der Wasseroberfläche dahin, schauen nach unten, beobachten punktuell genauer, durch gelegentliches Abtauchen in Apnoe. Das ist „Tauchen pur“, akkurat, aber gering bebleit schweben, schnell und lautlos sein, sich ohne hakende Ausrüstung durch Altholz und Wasserpflanzenbestände hindurchbewegen. Wer lange nicht schnorchelte, wird das im ersten Augenblick als ungewohnte Anstrengung empfinden. Vielleicht entgeht uns die eine oder andere Beobachtung in Tiefen unterhalb von fünf Metern. Doch mit gekonnt lautlosem Schnorcheln scheuchen wir keine Fische vor uns her und können uns auch mit der Kamera viel dichter annähern.
Aquaristisches Auf und Ab eines hübschen Schneckenfressers
Meine erste Bekanntschaft mit Haplochromis sp. „Hippo Point Salmon“ (auch bekannt als H. sp. „Rot“) erfolgte im Frühjahr 2003. Für einen stolzen Preis erwarb ich damals ein Import-Pärchen aus den USA, da ich zu diesem Zeitpunkt annahm, dass es keine Aquarien-Population in Deutschland gäbe. Dabei wurden die ersten Vertreter dieser Art bereits 1990 eingeführt, erlangten aber – damals wie heute – trotz ihres attraktiven Aussehens keine bedeutende Popularität. Stanislav Kislyuk