Buchbesprechungen
Darf mensch Tiere nutzen?
Herausgegeben von Billo Heinzpeter Studer mit Beiträgen von 39 Autoren. 360 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, gebunden. Edition mutuelle, Winterthur, 2017. ISBN 978-3-9524784-0-0. 40 €
Gleich 39 Autoren wurden die titelgebenden Fragen „Darf mensch Tiere nutzen? Und wenn ja: Wie? Und Pflanzen?“ gestellt. Vorab: Das inbegriffene Versprechen, dadurch ein breit gefächertes Spektrum verschiedener Meinungen zu präsentieren, wird voll und ganz eingelöst. Es wurde im Vorfeld offensichtlich nicht gefiltert, und so schwanken die dargelegten Ansichten zwischen einer recht naiv und polemisch begründeten Veganismus-Feindlichkeit und einem flammenden, dabei aber dennoch sachlich argumentierten Plädoyer für eben jenen konsequenten Verzicht auf tierische Produkte.
Heinz Emmenegger bezeichnet Veganismus nämlich fälschlicherweise pauschal als eine „totalitäre Idee“, die ihm „gefährlich“ und „lustfeindlich“ scheint, kommt dem naturalisti-schen Fehlschluss, etwas sei falsch, weil es unnatürlich sei, erschreckend nah und misst zwar dem Leiden nicht-menschlicher Tiere einen gewissen negativen Wert bei, verkennt aber leider den Wert des Lebens an sich.
Nebenbei bemerkt: Wer einmal beispielsweise einen Vegan Street Day in Dortmund oder in Stuttgart besucht hat, wird über den pauschalen Vorwurf der Lustfeindlichkeit schmunzelnd den Kopf schütteln können.
Abgrund
Roman von Bernhard Kegel. 384 Seiten, gebunden, mit Schutzumschlag. Mareverlag, Hamburg. ISBN 978-3-86648-251-7. 22
Vielleicht sind die Galápagos-Inseln demnächst Ihr Urlaubsziel? Dann käme diese Lektüre ja gerade passend. Für Anne Detlefsen, Leiterin der Kieler Mordkommission, und Biologieprofessor Hermann Pauli ist es der erste gemeinsame Urlaub, und er könnte ja so schön sein, wäre Pauli nicht besessen von der Suche nach einer seltsamen und geheimnisumwitterten Haiart. „… hier kann doch nicht plötzlich aus dem Nichts eine unbekannte Haiart auftauchen. So etwas ist mir in dreißig Jahren noch nicht passiert.“ Auch den anderen Experten der Charles-Darwin-Station gibt das mysteriöse Tier Rätsel auf. „Ist es möglich, dass sich die Lebensgemeinschaften im Meer rasant verändern?“
Der promovierte Biologe Bernhard Kegel wurde schon oft ausgezeichnet für seine Bücher, zu Recht: „Der Rote“, die Geschichte um ein gewaltiges Seebeben vor Neuseeland und seine geheimnisvollen Offenbarungen, oder „Ein tiefer Fall“, die Kriminalgeschichte um „kostbare Urzellen auf dem Grunde der Tiefsee“ – Kegels Romane haben ein klares Rezept: Sie bieten eine hinreißende Mischung aus Wissenschaft und Verbrechen, aus biologischer Forschung, aus naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und kriminellem Tun. Ein Mix, der Seite für Seite attraktiv ist, eine Lektüre am Strand, die das vor einem liegende Meer zum fantastischen Abenteuer werden lässt. Seine Romane lesen sich stellenweise wie höchst attraktive Sachbücher, und seine Sachbücher lassen einen manchmal zweifeln, ob es sich hier um Realität oder nicht doch um Fiktion handelt. Kegel ist ein Wissenschaftsautor, der mit viel Fantasie herrliche Geschichten schreibt. So bildhaft, so anschaulich und fesselnd formuliert er auch hier wieder, so spannend entwickelt sich seine neueste Geschichte.
Axolotl
Axolotl – Lebensweise, Haltung, Nachzucht Von Joachim Wistuba. 104 Seiten, 86 Farbfotos, elf REM-Aufnahmen, Karten, neun Zeichnungen, Softcover. Natur und Tier - Verlag, Münster, 2015 (vierte Auflage). ISBN 978-3-86659-290-2. 19,80 €
Axolotl-Fibel, ein Exot erobert unsere Aquarien Von Werner Hoedt, Maite Schneider und Friederike Weinzierl. 96 Seiten, 140 Farbfotos, Hardcover. Dähne-Verlag, Ettlingen, 2017 (zweite Auflage). ISBN 978-3-94482-115-3. 15,80 €
Alexander von Humboldt brachte 1804 von seiner amerikanischen Reise die ersten beiden konservierten Exemplare der Art Ambystoma mexicanum nach Paris und löste damit einen nunmehr über 200 Jahre währenden Hype um die skurril anmutenden Dauerlarven des Axolotls aus.
Pflege und Nachzucht von A. mexicanum begannen allerdings erst nach 1860. Damals gelangten 34 lebende Exemplare, die eine französische Expedition gesammelt hatte, wiederum nach Paris. Wahrscheinlich stellten sie die Ausgangspopulation der heute weltweit verbreiteten Aquarienexemplare dar (siehe DATZ 4/2017).
Es ist also sinnvoll, gute Anleitungen zur Haltung und Vermehrung dieses Querzahnmolchs auf den Markt zu bringen. Zurzeit gibt es zwei Bücher zum Thema, die in Aufmachung und Preis ähnlich scheinen. Sollte man beide im Regal stehen haben?
„Der Wistuba“ liegt bereits in der vierten Auflage vor. Seit 2005 mehrfach überarbeitet, ist auf rund 100 Seiten das gesamte Wissen des Autors zusammengefasst. Nach einer kurzen Einleitung zur Historie der Erforschung des Axolotls geht es unverzüglich mit dem Mischkapitel „Haltung und Zucht“ los. Über 26 Seiten wird, fast atemlos, eine Unmenge an Daten zusammengetragen. Hier wäre eine deutliche Gliederung mit weiteren Unterkapiteln sinnvoll gewesen.
Schneckenbuntbarsche – Kobolde des Tanganjikasees
Von Wilhelm Eugen Klaas. 96 Seiten, 59 farbige Abbildungen, Paperback. VerlagsKG Wolf, Magdeburg, 2017. ISBN 978-3-89432-136-9. 19,95 €
Die verschiedenen Fischarten des Tanganjikasees, die Schneckengehäuse als Versteck- oder Brutplätze nutzen, sind beliebte Aquarienfische. Es lag also wohl nahe, in der Reihe „Special Interest“ der VerlagsKG Wolf (Magdeburg) dieses Thema aufzugreifen.
Das Kerngeschäft des Verlags ist die Fortführung der Monografien der Neuen Brehm-Bücherei, Klassiker der faunistischen Literatur. Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich aber um keine Artmonografie; vielmehr geht es um eine Gruppe von Fischarten und deren Haltungsmöglichkeiten im Aquarium.
Der Autor ist ein langjähriger und begeisterter Aquarianer, der hier seine Erfahrungen weitergibt. Bis zur Seite 34 liefert er eine allgemeine Einführung in das Thema. Hier finden sich kurze Kapitel zum Lebensraum und zur Biologie der behandelten Fischarten. Die Informationen sind immer an den Aspekten der Aquarienhaltung orientiert. Einige Darstellungen weisen Lücken oder unklare Formulierungen auf, beispielsweise der Abschnitt über den Pflanzenwuchs im Tanganjikasee.
Geheimnisse des Meeres – Entdecke eine verborgene Welt!
Von Kate Baker, mit Illustrationen von Eleanor Taylor. 96 Seiten, 96 farbige Abbildungen, gebunden (Pappband). Prestel, Verlagsgruppe Random House GmbH, München, 2017. ISBN 978-3-7913-7285-3 (ab sieben Jahren). 19,99 €
Gleich vorneweg, dies ist ein seltsames Buch! Es beginnt schon beim Aufschlagen. Da nimmt man den Umschlag wie gewohnt so in die Hand, dass man den Titel ohne Verrenkungen lesen kann, aber dann steht der Inhalt auf dem Kopf! Künstlerische Freiheit oder Missgeschick des Buchbinders? Keine Ahnung, jedenfal ls findet sich kein diesbezüglicher Hinweis. Also wohl eher ein zufälliger Fehler?
Was sofort auffällt, ist das „Du“, das Kate Baker in der Leseransprache gewählt hat. Das lässt darauf schließen, dass Jugendliche die Zielgruppe ihres Werks sind. Wenn man den Titel googelt, erfährt man, dass er für Kinder ab sieben Jahre geeignet sei. Im Buch selbst ist allerdings kein Hinweis auf die anvisierte Leserschaft zu finden. Kauft man es im Buchhandel, ist das sicher kein Problem, denn dort steht es wahrscheinlich in einem Regal für Kinder- und Jugendliteratur. Wer jedoch im Internet per Zufall auf das Buch stößt und es dort bestellen will, muss eben genauer hinschauen.