Süsswasser
Eine Buntbarsch-Gattung mit vielen offenen Fragen
Cichliden aus dem Tanganjikasee schwimmen seit Jahrzehnten in europäischen Aquarien. Aber es gibt immer noch Arten, die längst nicht alle Geheimnisse ihres Fortpflanzungs- und Brutpflegeverhaltens preisgegeben haben. | Von Michael Näf
Seit Beginn meiner aquaristischen Tanganjikasee-Spezialisierung stieß ich immer wieder auf die Gattung Haplotaxodon Boulenger, 1906. In den Publikationen von Brichard (1999), Herrmann (1990, 1992), Konings (1988, 1998, 2002) und Konings & Dieckhoff (1992) sowie in den beeindruckenden Film- und Fotoaufnahmen von National Geographic (2000) und Fitor (2007) traten diese Buntbarsche häufig auf. Sie waren als Aquarienfische recht gut verfügbar, doch insgesamt wenig bekannt – was natürlich meine Neugierde weckte.
Über den Tellerrand geschaut – Buntbarsche aus dem Lufubu
Während die meisten Cichliden des Tanganjikasees wissenschaftlich und aquaristisch gut bekannt sind, bieten die Arten aus dem wenig erforschten südlichen Zufluss des Sees höchst interessantes Neuland. | Von Adrian Indermaur
Buntbarsche aus den ostafrikanischen Grabenbruchseen, vor allem aus dem Malawi- und dem Tanganjikasee, erfreuen sich seit fast 40 Jahren bei vielen Aquarianern großer Beliebtheit. Obwohl jedes Jahr neue Arten aus dem Tanganjikasee beschrieben werden – kürzlich Neolamprologus timidus (Kullander et al. 2014), Chalinochromis cyanophleps (Kullander et al. 2014) oder Petrochromis horii (Takahashi & Koblmüller 2014) –, sind doch die meisten Spezies bereits bekannt, wenn auch teils noch nicht formell benannt. Viele dieser Fische wurden schon für den Handel eingeführt und von Liebhabern gepflegt und nachgezüchtet. Im Rahmen ichthyologischer Aufsammlungen wurde in den letzten Jahren das Augenmerk verstärkt auf die Zuflüsse der großen Seen gerichtet, dabei wurden äußerst interessante Entdeckungen gemacht. Ein Beispiel ist der erst wenig bekannte Neolamprologus devosi (Schelly et al. 2003) aus dem Delta des Malagarasi, dem größten westlichen Zufluss des Tanganjikasees in Tansania.
Bruno hat jetzt einen Namen
Zu den wenigen Staaten Südamerikas, aus denen uns noch regelmäßig Wildfang-Importe erreichen, zählt Paraguay. Einer der Exportschlager ist ein 20 bis 30 Zentimeter lang werdender Saugwels, der unter den seltsamen Bezeichnungen Cochliodon sp. „Violet Red Bruno“, „Red Bruno“ oder einfach nur „Bruno“ bekannt wurde. Ulrich Glaser sen. erzählte mir, wie es zu dem Namen kam: Als die erste Sendung bei einem niederländischen Importeur eintraf, war man begeistert von der roten Flossenfarbe der Tiere. Man suchte nach einem griffigen Verkaufsnamen; zufällig war ein Angestellter mit roten Haaren beim Auspacken beteiligt, und der hieß Bruno ... Auf den Exportlisten erscheint die Art oft als „Red Rusty“, in Japan codierte man den Fisch mit PC007. Eine L-Nummer erhielt er nie, weil der DATZ-Redaktion der genaue Fundort nicht bekannt war. Eine erste Einordnung nahm Armbruster (2003) vor, der alle Hypostomus-Arten aus dem Einzug des Río Paraguay dem Taxon H. cochliodon Kner, 1854 zurechnete. Frank Schäfer
Ein Panzerwels aus dem Mazaruni River
Die Flut „neuer“ Panzerwelse will nicht enden, ständig werden weitere Arten vorgestellt. Doch darüber sollte man die selteneren unter den vorhandenen Spezies nicht vergessen, C 150 beispielsweise. | Von Erik Schiller
Viele Panzerwelse, die mit CNummern in der DATZ vorgestellt wurden, tauchten nur in kleineren Stückzahlen oder sogar nur einmalig bei uns auf. Nicht alle von ihnen schafften es, für längere Zeit als Aquarienfische zur Verfügung zu stehen. Einige Arten, etwa Corydoras sp. (C 136), konnten bis heute nicht vermehrt werden, sodass es nur noch sehr wenige Exemplare bei uns gibt.
„Black Imbellis“ – Neues über Siamesische Kampffische
Der erst vor zwei Jahren wissenschaftlich beschriebene Verwandte von Betta splendens gibt noch einige Rätsel auf. | Von Jens Kühne
Nicht ganz überraschend, aber sehr flott wurde dieser Kampffisch beschrieben – im Jahr 2012 nach Betta mahachaiensis die zweite „neue“ Spezies im Formenkreis um B. splendens. Vor etwas über einem Jahr begannen die Beschreiber – Kowasupat und Kollegen von der Mahidol- Universität –, sich intensiv mit dieser Art zu beschäftigen, vor allem mittels Genanalysen. Morphologisch sowie hinsichtlich der Färbung und der Zeichnung unterscheidet sich B. siamorientalis nur wenig von seinen beiden Verwandten B. imbellis und B. splendens. Verwirrend ist, dass die neu beschriebene Art verschiedene Merkmale der zwei anderen Spezies aufweist, etwa rote Kiemendeckelstreifen (typisch für B. splendens) oder einen roten Halbmond auf der Schwanzflosse (charakteristisch für B. imbellis); solche Kennzeichen treten aber individuell und nicht immer auf.