Süsswasser
Hochzucht in unerschöpflichen Farben und Formen
Poecilia reticulata bezaubert mit einer unglaublich hohen Formen- und Farbenvielfalt, die unter den Aquarienfischen ihresgleichen sucht. Guppy-Hochzucht ist ein besonders reizvoller Zweig der Aquaristik. | Von Michael Schönefeld
Guppys sind sicher ebenso bekannt wie Goldfische und zählen zu den beliebtesten Aquarienfischen, weltweit. Eine andere Bezeichnung für Poecilia reticulata ist „Millionenfisch“, weil dieser Lebendgebärende Zahnkarpfen sich außerordentlich rasch vermehrt, sodass selbst Anfänger nach kurzer Zeit eine stattliche Population in ihrem Aquarium erwarten dürfen, ohne viel dazu beitragen zu müssen. Und das ist auch schon der springende Punkt: der Unterschied zwischen Vermehrung und Nachzucht. Hans-Günter Petzold schreibt in „Der Guppy“: „Trotz der festgelegten Standards ist die Zucht aber kein Rechenexempel, sondern eine schöpferische Arbeit, bei der neue Formen entwickelt und die Ergebnisse der Vererbungslehre angewendet werden.“ Auch 45 Jahre nach dem Erscheinen seines Buchs ist die Kernaussage unverändert aktuell. Seit der ersten deutschen Guppyschau 1911 in Leipzig hat sich viel getan in der Hochzucht.
Guppys in meinem Garten
„Millionenfische in der Sommerfrische“ – einige Erfahrungen mit der Freilandhaltung von Guppys während der warmen Jahreszeit. | Von Hubert Bollig
Mit Guppys beschäftige ich mich, mit einigen Unterbrechungen, seit 1951. Damals pflegte ich diese Fische in Gurkengläsern, an deren Volumen ich mich nicht mehr erinnere. Jedenfalls schienen mir diese Gefäße „groß“, heute schätze ich ihren Inhalt auf acht bis zehn Liter Wasser. Immerhin fanden darin ungefähr zwölf ausgewachsene Guppys ausreichend Platz. Drei solcher Gläser standen nebeneinander auf einem Fensterbrett im Wohnzimmer meiner Eltern, mit gewaschenem Sand von einer Baustelle als Bodengrund und Vallisnerien als Begrünung. Alles funktionierte einwandfrei, denn sowohl die Guppys als auch die Pflanzen vermehrten sich prächtig und waren die Grundlage für Tauschgeschäfte mit Klassenkameraden. Jegliche Technik fehlte, wahrscheinlich besaß ich nicht einmal ein Thermometer, alles funktionierte bei Zimmertemperatur. Einen Kescher, um die Fische zu fangen, hatte ich aber doch. Zum Fang von Wasserflöhen in einem Mühlbach benutzte ich einen alten, gekürzten Nylonstrumpf von meiner Mutter, dessen oberes Ende über einen Draht gezogen war; unten war das Ganze einfach zugeknotet. Dieses selbst gefertigte „Fangnetz“ war mit dem überstehenden Draht an einer Holzstange befestigt. Vor allem an sonnigen Abschnitten gab es in jenem Mühlbach (Anfang der 1950er-Jahre) an warmen Tagen wahre Wolken von Daphnien. Manchmal schleppte man sich allerdings auch ein paar Süßwasserpolypen (Hydra vulgaris) ein.
Methusalem – ein kleiner Beitrag zur Lebenserwartung von Guppys
Über das erreichbare Alter von Guppy-Männchen liegen bisher nur wenige Erkenntnisse vor. | Von Michael Kempkes
Im August 2009 besuchte ich gemeinsam mit Frank Budesheim eine internationale Guppyausstellung in den Räumen eines großen Zoofachgeschäfts in Duisburg. Wir liefen bewundernd von einem Aquarium zum anderen und bestaunten viele sehr attraktive, auch unter den anspruchsvollen Kriterien des Internationalen Hochzuchtstandards „hochwertige“ Guppymännchen. Da am Ende der Ausstellung eine Versteigerung der meisten ausgestellten Tiere stattfinden sollte, schaute ich mich nach Männchen des Standards Untenschwert um, denn ich suchte passende Tiere zum Einkreuzen in meinen Stamm, den ich bereits seit 1988 fast ohne Einkreuzungen züchte.
Guppyzucht in Zuchtlinien und im Schwarm
Guppys sind bekanntermaßen recht vermehrungsfreudige Fische, die sich auch ohne besondere Anstrengungen des Halters reproduzieren. Doch zwischen „Vermehrung“ und „Zucht“ bestehen große Unterschiede. Lesen Sie hier, wie sich Guppys in einer größeren, heterogenen Gruppe gezielt züchten lassen. | Von Michael Kempkes
Den meisten Menschen sind Guppys als bunte, lebhafte und überaus produktive Fische bekannt. Allgemein gilt, dass sie sich selbst unter schlechteren Lebensbedingungen vermehren. Das hat ihnen den zweifelhaften Ruf eines „Anfängerfisches“ eingebracht. Ihre vermeintliche Unempfindlichkeit sowie die Vielfalt ihrer Farben und Flossenformen tragen seit Jahrzehnten dazu bei, dass sie zu den beliebtesten Fischen zählen, die sich in Abertausenden Aquarien finden. In zahllosen Gesellschaftsbecken leben sie gemeinsam mit Zwergbuntbarschen und Makropoden, Zebrabärblingen und Neonsalmlern oder Prachtschmerlen und Panzerwelsen. Auch unter solchen Bedingungen vermehren sie sich, obwohl dann nur wenige Jungfische die ersten Tage überstehen, irgendwann die Geschlechtsreife erreichen und zum Fortbestand ihrer Art in der kunterbunten Fischgesellschaft in 120 Litern Wasser beitragen.
Unsere Guppys und ihre Namen
„What‘s in a name? That which we call a rose
By any other name would smell as sweet.“
Shakespeare, Romeo und Julia (II, ii, 1-2). | Von Fred Poeser
Poecilia reticulata Peters, 1859 Poecilia reticulata reticulata Peters, 1859 Poecilia reticulata guppii Günther, 1866 Poecilia reticulata obscura Schories, Meyer & Schartl, 2009 Poecilia wingei Poeser, Kempkes & Isbrücker, 2005 Poecilia kempkesi Poeser, 2013 (†?) Manchmal sind Geschehnisse einfach zu schön, um Zufälle zu sein. Der Guppy wurde von der westlichen Wissenschaft entdeckt, nachdem Herr Gollmer einige Exemplare im Río Guayre bei Caracas gefangen (14. Mai 1856) und nach Berlin geschickt hatte, wo die Beschreibung der Art 1859 veröffentlicht wurde.