Süsswasser
Die Blaue unter den Roten Mangrovenkrabben
Zählen Krabben nach wie vor eher zu den Exoten unter den Haustieren, wird doch der eine oder andere Leser diesen Wirbellosen im Zoohandel schon begegnet sein. Auf den Verkaufsschildern stehen häufig fantasievolle Namen wie „Rote Mangroven“- oder „Rote Thaikrabbe“. Manchmal findet man aber auch eine wissenschaftliche Bezeichnung: Pseudosesarma moeschi. | Von Monika Rademacher
Schaut man jedoch genauer hin und betrachtet die angebotenen Scherenträger im Detail, kommt es gar nicht selten vor, dass gravierende Unterschiede im Aussehen der Tiere auffallen. Präsentieren sich die meisten in verschiedenen Farbnuancen von Rot bis Braun, sitzen ab und an Exemplare dazwischen, die ein völlig anderes Aussehen zeigen, nämlich eine ungewöhnlich dunkle Panzerfärbung mit blauen und schwarzen Farbelementen, und an den Scherenarmen blitzen sehr prominent zwei leuchtend rote Scherenfinger auf. Auch bei diesen auffällig gefärbten Krabben handelt es sich um Vertreter der Gattung Pseudosesarma, doch lautet ihr „Nachname“ nicht moeschi, sondern bocourti. Außer (falsch) als „Rote Mangrovenkrabbe“ werden sie im Handel auch als „Blaue Thailandkrabbe“, „Big Blue“ oder „Big Blue Thailand Crab“ bezeichnet.
„Ringelsocke“ wissenschaftlich beschrieben
Schon seit Mitte der 1990er-Jahre werden die in der Aquaristik auch als „Ringelsocken-Harnischwelse“ bekannten L 204 regelmäßig aus Peru importiert. Kürzlich wurde dieser schöne Loricariide wissenschaftlich beschrieben und heißt nun Panaqolus albivermis. Besonders erfreulich an der Publikation von Nathan Lujan, Sarah Steele & Miquel Velasquez ist, dass weitere Ichthyologen die Gattung Panaqolus als valide anerkennen (Tanke 2013). In der Einleitung zu ihrer Veröffentlichung geben die Autoren einen geschichtlichen Abriss zur Gattung Panaqolus, die 2001 von Isbrücker et al. in dem DATZ-Sonderheft „Harnischwelse 2“ aufgestellt wurde, und listen sieben Kriterien auf, anhand derer man Panaqolus gegen Panaque abgrenzen kann. Das auch für Laien wichtigste, an lebenden Tieren sichtbare Merkmal ist die gekielte Dornenreihe auf dem Schwanzstiel von Panaque, die Panaqolus fehlt. Von Frank Schäfer
Erlebnisse und Erfahrungen mit Kiemenschlitzaalen
Synbranchiden sind „heimliche“ Fische, die eine lange Eingewöhnungszeit brauchen, bis sie sich außerhalb ihrer Verstecke zeigen. Nach und nach werden sie aber immer zutraulicher. Ja, sie entwickeln sogar eine erstaunliche „Nähe“ zu ihrem Pfleger. | Von Ernst Sosna
In der Umgebung von Trinidad, im Herzen Boliviens, fischen wir in Mergelkuhlen, wenige Kilometer vom Río Mamoré entfernt. In der Hochwasserzeit dehnt sich der Fluss so weit aus, dass diese Vertiefungen komplett unter Wasser stehen, sagte man uns. Jetzt, zum Ende der Trockenzeit, sind es voneinander isolierte Restwassertümpel, an denen uns zunächst nur die zahlreichen Kaimane auffallen. Das Wasser ist derart trüb, dass uns erst der Einsatz der Kescher verdeutlicht, wie fischreich die Kuhlen sind. Dabei verirren sich auch wurmförmige Fischchen in den Maschen, an denen ich später zu Hause meine wahre Freude haben werde: Kiemenschlitzaale (Synbranchus marmoratus).
Buntbarsche sehen Infrarot
Cichliden können Infrarot sehen! Das hilft den Tieren offenbar, um in seichten Flüssen besser zu jagen. Das fand ein Forscher-Team in der Arbeitsgruppe von Professor T. C. M. Bakker vom Institut für Evolutionsbiologie und Ökologie der Universität Bonn heraus, das die Biologie von Smaragdbuntbarschen (Pelvicachromis taeniatus) erforscht.
Die Bonner testeten das mit einem klassischen Futterwahl- Experiment. Diese Cichliden ernähren sich auch von kleinen Krustentieren wie Bachflohkrebsen, die Strahlung im nahen Infrarotbereich reflektieren. So wurde in einem lichtdichten Raum Buntbarschen in einem Bassin in zwei getrennten Kammern Beute angeboten. Ein Becken war mit einer undurchlässigen Filterfolie verklebt, das andere mit einer Folie, die nur Infrarot durchließ. Die Fische hielten sich viel häufiger und länger in der Kammer mit der Infrarotstrahlung auf. „Sie erkennen die Beute also an der Infrarotstrahlung“, schlussfolgert Sebastian Baldauf. „Dieser überraschende Befund ist erstmals gelungen.
Ein neuer Süßwasserkugelfisch
Kugelfische sind ein Erfolgsmodell der Evolution. Die Keulenform ihres Körpers hat sich so bewährt, dass nah verwandte Arten nur schwierig auseinanderzuhalten sind, denn es gibt kaum anatomische Unterschiede. Insbesondere eine Gruppe der Süßwasserkugelfische aus Südostasien macht es den Systematikern schwer: die Sippschaft um Tetraodon leiurus. Die Art wurde bereits 1851 von Pieter Bleeker beschrieben und 1865 illustriert. Süßwasserkugelfische, die so oder so ähnlich aussehen, findet man in Südostasien weit verbreitet und in einer Vielzahl von Habitaten, wenngleich die meisten wohl mittelgroße Fließgewässer bevorzugen. Seit Bleekers Tagen wurde eine Reihe von Arten beschrieben, die zusammen die T.-leiurus-Gruppe bilden. Darüber, welche dieser Spezies gültig sind und welche nicht, herrscht unter den Ichthyologen fröhliche Uneinigkeit. Einig ist man sich eigentlich nur darüber, dass es aus der T.-leiurus-Gruppe Formen mit relativ langer Schnauze gibt (T. leiurus im engeren Sinn; hierher gehören T. abei, T. barbatus, T. bergii, T. cambodgiensis, T. hilgendorfii und natürlich T. leiurus) sowie solche mir relativ kurzer: Tetraodon brevirostris, T. cochinchinensis, T. fangi und T. turgidus. Von Frank Schäfer