Süsswasser
Die Arten des Iran – Porträts, Aquarienpflege, Nachzucht (2)
Haltung und Nachzucht der Aphanius-Arten Irans funktionieren am besten im Freiland. Hier bieten diese Fische unter naturnahen Bedingungen spannende Einblicke in ihr natürliches Verhalten. | Von Heiko Kärst
Will man Aphanius-Arten des iranischen Binnenlands über einen längeren Zeitraum erfolgreich pflegen, ist es nützlich, sich ein Bild von ihren Lebensbedingungen zu machen. Diese Fische leben in Gebirgsebenen oder im intramontanen Becken des Zagros-Gebirges. Eine Ausnahme bildet A. arakensis. Diese Spezies bewohnt Zuflüsse des Namak-Sees südlich von Teheran. Die Habitate aller Arten liegen in Höhen zwischen 1.500 und über 2.000 Metern über dem Meeresspiegel. Das Klima ist geprägt durch sehr geringe Niederschläge, die hauptsächlich in den Wintermonaten fallen.
Neue L-Nummern aus dem Rio Xingu und dem Río Ventuari
Ja, will das denn kein Ende nehmen? Schon wieder zwei neue L-Nummern, nachdem
es doch erst vor wenigen Monaten (Juli- und August-Ausgabe) ein gutes Dutzend
davon gab! | Von Haakon Haagensen und Daniel Konn-Vetterlein
Kein Fluss dürfte den Aquarianern zurzeit so gut bekannt sein wie der Río Xingu, jener Strom, der allein schon durch die vielen schönen Harnischwelse für Aufsehen sorgte und bald in Teilen trocken gelegt sein wird. Die Diversität der dort zu findenden Arten ist gigantisch, und viele dieser Fische sind aus unseren Aquarien nicht mehr wegzudenken. Insbesondere die so variablen Loricariiden der Gattung Hypancistrus erfreuen weltweit Aquarianer, die nicht selten bereit sind, horrende Preise für diese Fische zu zahlen. Unter diesen Welsen gibt es Formen, die schon lange bekannt und überall erhältlich sind. Allein durch erfolgreiche Nachzuchten ist der Bedarf an einigen von ihnen gedeckt. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Arten, die in der Aquaristik noch gar nicht richtig wahrgenommen wurden. Mittlerweile ist klar, dass sich die vielen Formen, die nur geringfügige Unterschiede zueinander zeigen, an unterschiedliche Mikrohabitate angepasst haben dürften. So entwickelten sich unter anderem leicht abweichende Körpermaße und Augengrößen. Ähnliches geschieht jedoch nicht nur im Rio Xingu, sondern auch in anderen Flüssen und Regionen Südamerikas.
Zum Einfluss der Reproduktion auf die Ontogenese der Weibchen
Wachstum und weitere Entwicklung junger Guppyweibchen verlaufen sehr unterschiedlich. Neben Umweltfaktoren kann auch die sexualle Aktivität Einfluss auf die Ontogenese nehmen.| Von Michael Kempkes
Unter Guppyzüchtern wird häufig und intensiv darüber diskutiert, ob das geschlechtshomogene, also jungfräuliche Aufziehen von Guppyweibchen eine unbedingte Notwendigkeit zum späteren, gezielten Verpaaren ist, da ja bekanntermaßen auch noch nicht geschlechtsreife Weibchen in der Lage sind, Spermien zu speichern, die aktiviert werden, sobald die ersten Eizellen herangereift sind. Ebenso engagiert wird darüber ein fachlicher Meinungsaustausch geführt, inwiefern das Aufziehen ohne Männchen möglicherweise Einfluss auf die Ontogenese hat. Dazu gibt es zwei Hypothesen: 1. Sexuell isoliert aufgezogene Weibchen wachsen im Vergleich zu ihren bereits sexuell aktiven Schwestern schneller, da sie ihre Energie vermehrt in ihr Wachstum investieren. Aufgrund der Abwesenheit der Männchen haben sie mehr Zeit für die Nahrungsaufnahme und verbrauchen keine Energie für die Flucht vor aufdringlichen Männchen. 2. Sehr früh sexuell aktive und reproduktiv tätige Weibchen wachsen im Vergleich zu ihren jungfräulichen Schwestern schneller, da ihr Körper durch die (natürlich) frühe Trächtigkeit anders beansprucht wird. Zudem sind die Weibchen durch die Anwesenheit der ständig balzenden und Kopulationsversuche unternehmenden Männchen weitaus aktiver als ihre sexuell isolierten Schwestern. Dass junge Weibchen mit dem Einsetzen des äußerlich erkennbaren Geschlechtsdimorphismus von bereits geschlechtsreifen Männchen umworben und begattet und besamt werden, ist natürlich!
Hochzucht in unerschöpflichen Farben und Formen
Poecilia reticulata bezaubert mit einer unglaublich hohen Formen- und Farbenvielfalt, die unter den Aquarienfischen ihresgleichen sucht. Guppy-Hochzucht ist ein besonders reizvoller Zweig der Aquaristik. | Von Michael Schönefeld
Guppys sind sicher ebenso bekannt wie Goldfische und zählen zu den beliebtesten Aquarienfischen, weltweit. Eine andere Bezeichnung für Poecilia reticulata ist „Millionenfisch“, weil dieser Lebendgebärende Zahnkarpfen sich außerordentlich rasch vermehrt, sodass selbst Anfänger nach kurzer Zeit eine stattliche Population in ihrem Aquarium erwarten dürfen, ohne viel dazu beitragen zu müssen. Und das ist auch schon der springende Punkt: der Unterschied zwischen Vermehrung und Nachzucht. Hans-Günter Petzold schreibt in „Der Guppy“: „Trotz der festgelegten Standards ist die Zucht aber kein Rechenexempel, sondern eine schöpferische Arbeit, bei der neue Formen entwickelt und die Ergebnisse der Vererbungslehre angewendet werden.“ Auch 45 Jahre nach dem Erscheinen seines Buchs ist die Kernaussage unverändert aktuell. Seit der ersten deutschen Guppyschau 1911 in Leipzig hat sich viel getan in der Hochzucht.
Guppys in meinem Garten
„Millionenfische in der Sommerfrische“ – einige Erfahrungen mit der Freilandhaltung von Guppys während der warmen Jahreszeit. | Von Hubert Bollig
Mit Guppys beschäftige ich mich, mit einigen Unterbrechungen, seit 1951. Damals pflegte ich diese Fische in Gurkengläsern, an deren Volumen ich mich nicht mehr erinnere. Jedenfalls schienen mir diese Gefäße „groß“, heute schätze ich ihren Inhalt auf acht bis zehn Liter Wasser. Immerhin fanden darin ungefähr zwölf ausgewachsene Guppys ausreichend Platz. Drei solcher Gläser standen nebeneinander auf einem Fensterbrett im Wohnzimmer meiner Eltern, mit gewaschenem Sand von einer Baustelle als Bodengrund und Vallisnerien als Begrünung. Alles funktionierte einwandfrei, denn sowohl die Guppys als auch die Pflanzen vermehrten sich prächtig und waren die Grundlage für Tauschgeschäfte mit Klassenkameraden. Jegliche Technik fehlte, wahrscheinlich besaß ich nicht einmal ein Thermometer, alles funktionierte bei Zimmertemperatur. Einen Kescher, um die Fische zu fangen, hatte ich aber doch. Zum Fang von Wasserflöhen in einem Mühlbach benutzte ich einen alten, gekürzten Nylonstrumpf von meiner Mutter, dessen oberes Ende über einen Draht gezogen war; unten war das Ganze einfach zugeknotet. Dieses selbst gefertigte „Fangnetz“ war mit dem überstehenden Draht an einer Holzstange befestigt. Vor allem an sonnigen Abschnitten gab es in jenem Mühlbach (Anfang der 1950er-Jahre) an warmen Tagen wahre Wolken von Daphnien. Manchmal schleppte man sich allerdings auch ein paar Süßwasserpolypen (Hydra vulgaris) ein.