Süsswasser
Apfelschnecken verboten!
Die Überschrift klingt wie eine reißerische Schlagzeile aus dem Boulevard, doch sie trifft zu. Die EU hat ein Haltungs-, Zucht- und Einfuhrverbot für eine gesamte Gattung erlassen, und daran muss sich auch Deutschland halten. Es handelt sich um einen Beschluss, der nicht mehr in nationales Recht umgesetzt werden muss und der ab sofort gilt. | VON OLIVER MENGEDOHT
Mit Wirkung vom 8. November des vergangenen Jahres ist das Verbot aller Schnecken der Gattung Pomacea in der EU in Kraft getreten. Diese bei Aquarianern so populären Mollusken gelten inzwischen weltweit als gefährliche, invasive Arten. So ist unter anderem die besonders beliebte und verbreitete Spitze Apfelschnecke (Pomacea diffusa) in Asien eine echte Plage, „deren Verbreitung man dort dem Aquarienhandel zuschreibt“, wie der Präsident des VDA (Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde e. V.), Stefan K. Hetz, in einem Schreiben an seine Verbandsmitglieder wiedergibt.
Hochburg der Maulbrüter (2)
Wer die typische Maulbrutpflege mit anschließender Betreuung der frei schwimmenden Jungfische erleben möchte, sollte das brütende Weibchen separieren. Im dicht besetzten Gesellschaftsbecken wird das Freisetzen der Brut manchmal so lange hinausgezögert, dass die Jungtiere abmagern können. | Von Andreas Spreinat
Die Schilderungen im ersten Teil zum aufopferungsvollen Brutpflegeverhalten beziehen sich auf Nicht-Mbunas. An zahlreichen Vertretern dieser Gruppe, quer durch etliche Gattungen, wurde das beschriebene Brutfürsorge-Verhalten bereits beobachtet.
Mbunas verhalten sich aber nicht so. Noch nie sah ich ein Mbuna-Weibchen im Malawisee seine Jungtiere offen führen. Man könnte meinen, dass Felsencichliden ihre Jungen einfach irgendwo freisetzen und sich nicht weiter darum kümmern.
Man weiß aber anhand von Aquarienbeobachtungen, dass Mbuna-Weibchen mitunter ebenfalls eine „nachsorgende“ Brutpflege treiben. Mehr noch, es gibt eindeutige Hinweise darauf, dass Mbunas auch im Freiland ihre Jungen nach dem Freisetzen wieder aufnehmen. Dafür sprechen die sogenannten gemischten Bruten, die man bei diesen Fischen fand (Szymanski 1996), die sonst eher für Nicht-Mbunas typisch sind. Es ist wichtig zu erwähnen, dass man innerhalb einer Art teils erhebliche Unterschiede bezüglich der hier beschriebenen Eigenheiten im Brutpflegeverhalten finden kann. So kommt es vor, dass ein Melanochromis-auratus-Weibchen seine Brut nach dem ersten Freisetzen noch einige Tage betreut, ein anderes sich dagegen gar nicht mehr um seine Jungen kümmert. Es scheint also eine beträchtliche individuelle Bandbreite innerhalb der Arten zu geben.
Übersehene Vielfalt
Die wenigsten Aquarianer kennen die Gattung Fenerbahce. Auch Spezialisten halten und vermehren diese Fische eher selten. Das liegt nur zum Teil daran, dass der Gattungsname erst 2006 publiziert und die zweite Art 2011 beschrieben wurde. Die klein bleibenden Kongo-Endemiten werden selten importiert und sind keine Anfängerfische. Ihre Geschichte und die neuesten Entdeckungen zeigen, dass unser Wissen über die Fischfauna des Kongo noch sehr lückenhaft ist. | Von Rainer Sonnenberg und Jouke R. van der Zee
Das riesige Kongobecken birgt noch viele unbeschriebene Arten, und aktuelle Untersuchungen geben spannende Einblicke in diese Region. Neben neu endeckten, der Wissenschaft bisher nicht bekannten Arten findet man auch in den Sammlungen der verschiedenen Museen bislang nicht erkannte Neuheiten (siehe unter www.datz.de/Service/Artikel zum Heft). Das kann durchaus groß werdende und recht bekannte Fische betreffen, wie etwa die elektrischen Welse (Familie Malapteruridae) oder die Raubsalmler der Gattung Hepsetus. In den meisten Fällen sind es jedoch vor allem eher Gruppen mit kleineren Arten, die ungenügend bekannt und bearbeitet sind. Wie wir kürzlich anhand der Killifisch-Gattung Aphyosemion zeigten (Sonnenberg & Van der Zee 2012; Van der Zee & Sonnenberg 2010, 2011, 2012) und wie vorläufige Untersuchungen an anderen Gruppen bestätigen, sind wir von einer kompletten Übersicht über die Fischfauna dieses riesigen Gebiets noch weit entfernt. Ein schönes Beispiel für solche „Neuentdeckungen“ ist die Gattung Fenerbahce.
Nur die Besten sterben jung - Fächerfische aus Südamerika
Früher hießen fast alle südamerikanischen Saisonfische Cynolebias. Zwar sind sie uns schon seit den Anfängen der Aquaristik bekannt, doch waren sie nie „Mainstream“. Sie gelten nicht unbedingt als ideale „Haustiere“: unverträglich, nicht einfach zu vermehren, nur mit Lebendfutter zu ernähren, vor allem extrem kurzlebig ... Unter ihnen gibt es aber richtige Perlen! | Von Florian Lahrmann
Im Englischen werden Fächerfische, so der geläufigste deutsche Name für diese Gruppe südamerikanischer Saisonfische, „Pearlfish“ genannt, also „Perlenfische“. Der Gebrauchsname bezieht sich auf die Glanzpunkte der meisten Arten dieses Formenkreises, die ja auch erheblich zu ihrem aparten Erscheinungsbild beitragen. Ganz besonders hat es mir die Gattung Simpsonichthys angetan, die schon 1959 von Carvalho errichtet wurde. Fishbase listet zurzeit (Ende 2012) 55 valide Arten auf. Sie besiedeln ein riesiges Areal im südlichen Südamerika. Nach Conrad bewohnt die Gattung die Einzugsgebiete der Flüsse Tocantins, São Francisco und Paraná in Brasilien. Zwei Spezies leben zudem in Bolivien und in Paraguay, sodass die Ströme Madeira und Paraguay ebenfalls zum Verbreitungsgebiet dieses Genus gehören. Viele dieser Gegenden sind nicht besonders gut erforscht, sodass noch nicht genau bekannt ist, wie weit Fächerfische in Südamerika tatsächlich verbreitet sind.
Über das Geschlechterverhältnis bei der Nachzucht von Killifischen
Von der Farbenpracht und vom Verhalten her zählen Killifische zu den schönsten Aquarienfischen. Die leuchtenden Farben beim Imponiergehabe, das Spreizen der Flossen und die tanzenden Bewegungen der Männchen bei der Balz um die Weibchen haben der Familie der Eierlegenden Zahnkarpfen zu einer großen Fan-Gemeinde verholfen, obwohl bei ihrer Vermehrung gelegentlich ein kleines Problem auftritt ... | Von Jörg Hartig-Beecken
Bei der Pflege und Nachzucht dieser Fische sind die geografische Herkunft der betreffenden Arten und die dortigen limnologischen und klimatischen Verhältnisse zu berücksichtigen, woraus sich unterschiedliche Haltungsansprüche ergeben. Arten, die in den Gewässern der afrikanischen und südamerikanischen Regenwälder beheimatet sind, benötigen weiches und saures Wasser. Andere, insbesondere die annuellen Formen aus tropischen und subtropischen Regionen, die eine regelmäßige Trockenheit durchleben, sind problemlos in mittelhartem Leitungswasser unterzubringen.