Süsswasser
Übersehene Vielfalt
Die wenigsten Aquarianer kennen die Gattung Fenerbahce. Auch Spezialisten halten und vermehren diese Fische eher selten. Das liegt nur zum Teil daran, dass der Gattungsname erst 2006 publiziert und die zweite Art 2011 beschrieben wurde. Die klein bleibenden Kongo-Endemiten werden selten importiert und sind keine Anfängerfische. Ihre Geschichte und die neuesten Entdeckungen zeigen, dass unser Wissen über die Fischfauna des Kongo noch sehr lückenhaft ist. | Von Rainer Sonnenberg und Jouke R. van der Zee
Das riesige Kongobecken birgt noch viele unbeschriebene Arten, und aktuelle Untersuchungen geben spannende Einblicke in diese Region. Neben neu endeckten, der Wissenschaft bisher nicht bekannten Arten findet man auch in den Sammlungen der verschiedenen Museen bislang nicht erkannte Neuheiten (siehe unter www.datz.de/Service/Artikel zum Heft). Das kann durchaus groß werdende und recht bekannte Fische betreffen, wie etwa die elektrischen Welse (Familie Malapteruridae) oder die Raubsalmler der Gattung Hepsetus. In den meisten Fällen sind es jedoch vor allem eher Gruppen mit kleineren Arten, die ungenügend bekannt und bearbeitet sind. Wie wir kürzlich anhand der Killifisch-Gattung Aphyosemion zeigten (Sonnenberg & Van der Zee 2012; Van der Zee & Sonnenberg 2010, 2011, 2012) und wie vorläufige Untersuchungen an anderen Gruppen bestätigen, sind wir von einer kompletten Übersicht über die Fischfauna dieses riesigen Gebiets noch weit entfernt. Ein schönes Beispiel für solche „Neuentdeckungen“ ist die Gattung Fenerbahce.
Nur die Besten sterben jung - Fächerfische aus Südamerika
Früher hießen fast alle südamerikanischen Saisonfische Cynolebias. Zwar sind sie uns schon seit den Anfängen der Aquaristik bekannt, doch waren sie nie „Mainstream“. Sie gelten nicht unbedingt als ideale „Haustiere“: unverträglich, nicht einfach zu vermehren, nur mit Lebendfutter zu ernähren, vor allem extrem kurzlebig ... Unter ihnen gibt es aber richtige Perlen! | Von Florian Lahrmann
Im Englischen werden Fächerfische, so der geläufigste deutsche Name für diese Gruppe südamerikanischer Saisonfische, „Pearlfish“ genannt, also „Perlenfische“. Der Gebrauchsname bezieht sich auf die Glanzpunkte der meisten Arten dieses Formenkreises, die ja auch erheblich zu ihrem aparten Erscheinungsbild beitragen. Ganz besonders hat es mir die Gattung Simpsonichthys angetan, die schon 1959 von Carvalho errichtet wurde. Fishbase listet zurzeit (Ende 2012) 55 valide Arten auf. Sie besiedeln ein riesiges Areal im südlichen Südamerika. Nach Conrad bewohnt die Gattung die Einzugsgebiete der Flüsse Tocantins, São Francisco und Paraná in Brasilien. Zwei Spezies leben zudem in Bolivien und in Paraguay, sodass die Ströme Madeira und Paraguay ebenfalls zum Verbreitungsgebiet dieses Genus gehören. Viele dieser Gegenden sind nicht besonders gut erforscht, sodass noch nicht genau bekannt ist, wie weit Fächerfische in Südamerika tatsächlich verbreitet sind.
Über das Geschlechterverhältnis bei der Nachzucht von Killifischen
Von der Farbenpracht und vom Verhalten her zählen Killifische zu den schönsten Aquarienfischen. Die leuchtenden Farben beim Imponiergehabe, das Spreizen der Flossen und die tanzenden Bewegungen der Männchen bei der Balz um die Weibchen haben der Familie der Eierlegenden Zahnkarpfen zu einer großen Fan-Gemeinde verholfen, obwohl bei ihrer Vermehrung gelegentlich ein kleines Problem auftritt ... | Von Jörg Hartig-Beecken
Bei der Pflege und Nachzucht dieser Fische sind die geografische Herkunft der betreffenden Arten und die dortigen limnologischen und klimatischen Verhältnisse zu berücksichtigen, woraus sich unterschiedliche Haltungsansprüche ergeben. Arten, die in den Gewässern der afrikanischen und südamerikanischen Regenwälder beheimatet sind, benötigen weiches und saures Wasser. Andere, insbesondere die annuellen Formen aus tropischen und subtropischen Regionen, die eine regelmäßige Trockenheit durchleben, sind problemlos in mittelhartem Leitungswasser unterzubringen.
Selten gepflegt, kaum bekannt: Leuchtaugenfische
Während zweier erlebnisreicher Fischfangreisen durch Kamerun wurde der Autor auf eine Gattung von Killifischen aufmerksam, deren Vertreter nur selten in Aquarien anzutreffen sind. Vielleicht verhilft sein Beitrag diesen schönen Zahnkarpfen zu etwas mehr Aufmerksamkeit. | Von Uwe Werner´
Ist von Killifischen die Rede, denkt man zunächst an zylindrisch gebaute, bunte Fische mit farbigen Flossen und breitem Maul, die sich entweder gemächlich über weichem Bodengrund fortbewegen oder aber zwischen Schwimmpflanzen unter der Wasseroberfläche auf Beute lauern. Dies trifft auf jene Killis, von denen hier die Rede ist, nicht zu. Die afrikanischen Procatopus-Arten sind strömungsliebende Freiwasserbewohner mit seitlich zusammengedrücktem, vergleichsweise hohem und schmalem Körper sowie eher schillernden Pastellfarben, sodass sie je nach Lichteinfall anders aussehen – aber immer hübsch. Dass sie als Aquarienpfleglinge kaum eine Rolle spielen, liegt wohl daran, dass sie – alles in allem – nicht einfach sind.
Ein neuer Danio aus Birma
Bei nur wenigen aquaristisch wichtigen Klein-Cypriniden schnellte die Artenzahl in den vergangenen Jahren derart nach oben wie bei den Danios.
Bis in die 1990er-Jahre kannte man neben den ständig im Zoofachhandel vertretenen Danio rerio (Zebrabärbling) und D. albolineatus (Schillerbärbling) vor allem noch den Leopardbärbling (D. frankei), bei dem man bis heute nicht weiß, ob es sich um eine eigenständige Art, Zuchtform oder Mutation des Zebrabärblings handelt.