Süsswasser
Bitterling
In der Familie der Karpfenfische (Cyprinidae) bilden die Bitterlinge eine Unterfamilie (Acheilognathinae) mit drei Gattungen und gut 60 Arten, die – bis auf die drei bei uns lebenden – in Asien verbreitet sind. Unser Bitterling wurde lange als Unterart des asiatischen Rhodeus sericeus angesehen. Seit etwa 15 Jahren gilt er aber als eigenständige Art (R. amarus); molekulare Studien bestätigen das.
Seinen deutschen Namen bekam der meist drei bis vier, selten bis fünf Zentimeter lange Karpfenverwandte, weil sein Fleisch angeblich bitter schmeckt. Manche Autoren berichten, dass er deshalb sogar von Raubfischen verschmäht werde, anderen zufolge soll das aber nicht stimmen, im Gegenteil: Bitterlinge wurden früher in manchen Gegenden sogar gegessen.
Der wissenschaftliche Name der Art ist gut gewählt. Rhodeus (gr.) bedeutet „rosarot“, was sich auf das Farbkleid der Männchen während der Laichzeit bezieht. Das Attribut amarus (lat.) bedeutet „bitter“ oder „unangenehm, widerlich“; es bezieht sich, wie der deutsche Name, auf den angeblich bitteren Geschmack des Fisches.
Bitterlinge zeichnen sich durch eine hochgradige Spezialisierung ihrer Fortpflanzungsstrategie aus. Die zur Laichzeit prächtig gefärbten Männchen suchen sich eine Maler-, Fluss- oder Teichmuschel aus, die sie gegen rivalisierende Artgenossen verteidigen, und locken dann die unscheinbar gefärbten Weibchen an, die mithilfe ihrer mehrere Zentimeter langen Legeröhre bis zu 40 Eier in den Kiemenraum der Muschel legen, wo sie sich geschützt vor möglichen Feinden entwickeln können.
In Deutschland wird der Bitterling vielfach zu den geschützten Arten gezählt und ist regional tatsächlich selten. Interessanterweise ist er hier aber wahrscheinlich gar nicht heimisch, sondern erst im Mittelalter als „Unkraut“ mit Karpfen zu uns gekommen. In großen Teilen Europas ist der Bitterling eine der weit verbreiteten Arten und kommt in vielen Tiefland-Regionen massenhaft auch in stark gestörten Habitaten vor.
Der Bitterling zählt zu den invasiven Fischarten und vergrößert seit etlichen Jahren sein Verbreitungsgebiet. Unter anderem bedroht er Muschelbestände durch seine kommensalischen Larven. Helmut Göthel
Amazoniens „lächelnder“ Knochenzüngler gibt sich die Ehre
Vor einem Vierteljahrhundert sah es um Amazoniens größten Süßwasserfisch noch ganz schlecht aus. Schutzprogramme und eine nachhaltige Nutzung trugen mittlerweile jedoch dazu bei, dass sich die Bestände von Arapaima gigas wieder erholen konnten. | Von Peter Jäger
Welcher Amazonas-begeisterte Aquarianer stand nicht schon mit glänzenden Augen im Zoo-Aquarium in Berlin oder im Kölner Aquarium am Zoo oder (früher) im Exotarium in Frankfurt und bestaunte die gigantischen „Paichés“ oder „Pirarucus“, wie diese Fische in Amazonien heißen? Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie mich diese beeindruckenden, riesigen Fische schon in ihren Bann zogen, als ich noch ein Kind war. Bis heute hat sich an dieser Faszination nichts geändert – im Gegenteil: Als sich die Gelegenheit ergab, einige Arapaimas zu importieren, brauchte ich nicht lange zu überlegen.
Endlich wieder Beifänge!
Zwei Funde aus der jahrzehntelangen Suche nach Beifängen unter Salmler-Importen aus Südamerika, die inzwischen fast nur noch artenrein ausgeführt werden. | Von Peter und Martin Hoffmann
Bunte Fische und damit Verkaufsschlager gingen uns auf unserer Suche nach Beifängen zwischen den Salmlern sehr selten ins Netz (die werden gezielt und gelegentlich teuer vermarktet). Doch das ist und war auch nicht unser Ziel. Die farblosen, glasig durchsichtigen und dazu noch kleinen Salmler haben es uns schon immer angetan. Aber die Beifänge wurden in den letzten Jahren immer weniger, die Ursachen sind unklar.
Umso glücklicher waren wir im April 2012, als uns in einem Verkaufsbecken der Firma Aquarium Glaser (Rodgau) mit Phenacogaster tegatus wenigstens zwei winzige, hektisch schwimmende, silbrige Salmler und in mehreren Bassins mit Paracheirodon axelrodi aus Kolumbien einzelne gelbliche, kleine Salmler mit schwarzem Seitenstreifen und goldenem Schwanzwurzelfleck auffielen. Beide Arten hatten wir zuvor noch nicht gesehen. So konnten wir doch wieder etwas für uns Neues mit nach Hause nehmen.
Die „perfekte“ Schmerle für drinnen und draußen?
Ist von „Schmerlen“ die Rede, denken viele Aquarianer zunächst an Botien oder an Flossensauger. Aber es gibt auch ganz andere Schmerlenartige. | Von Erik Schiller und Armin Senger
Die im Englischen als „Rice Loach“ oder „Eightbarbel Loach“ bezeichnete Schmerle Lefua costata (KESSLER, 1876) hat es auch in unsere Aquarien geschafft. Lefua umfasst drei beschriebene Arten (L. nikkonis, L. echigonia und L. costata), dazu eine noch nicht bearbeitete Spezies. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Gattung reicht von Russland über Korea, China und die Mongolei bis nach Japan. Viele Arten sind infolge zunehmender Industrialisierung und Landwirtschaft in ihren natürlichen Lebensräumen bedroht.
Lefua costata ist eine schwimmfreudige, meist tagaktive Schmerle. Jegliches Futter wird blitzschnell aufgespürt und verschlungen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Tiefkühlkost, lebende Futtertiere oder Tabletten handelt. Auch Posthornschnecken stehen auf dem Speiseplan. Aufgrund der schnellen Nahrungsaufnahme ist eine Vergesellschaftung mit ruhigeren Fischen nicht sehr sinnvoll.
Maulbrütender Zwergkampffisch
Obwohl Betta channoides zu den Kampffischen gehört, ist er ein friedlicher Labyrinther. Und seine Brutpflege ist etwas Besonderes. | Von Kai A. Quante
Immer bin ich auf der Suche nach kleinen und „besonderen“ Fischen, die ungewöhnliches Verhalten oder Aussehen zeigen und die sich in meinen überschaubar großen Aquarien (meist bis zu 50 Liter Volumen) halten und nachzüchten lassen. Über meinen Vereinsfreund Hans-Joachim Ephan (Aquarienclub Braunschweig e. V.), der sich vorrangig mit Killi- und Kampffischen beschäftigt, kam ich zu den zauberhaften Labyrinthern, die ich hier vorstelle.
Wenn Aquarianer das Wort „Kampffisch“ hören, denken sie meist an Betta splendens, den Siamesischen oder Schleierkampffisch, der in diversen Farb- und Flossenformen erhältlich ist. Die Bezeichnung „Kampffisch“ erhielt er, weil er in Asien auch auf Aggressivität gezüchtet und in Wettkämpfen eingesetzt wird. Dass die Gruppe der Kampffische durchaus Arten enthält, die ohne Einschränkung als friedlich zu bezeichnen sind, wissen in der Regel nur die spezialisierten Betta-Liebhaber.